63 Prozent rechnen mit Stellenabbau in Deutschland

Jedes dritte Industrieunternehmen plant Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland

45 Prozent der Unternehmen wollen neue Standorte im Ausland eröffnen und nur 13 Prozent in Deutschland. Das sind Ergebnisse der aktuellen Studie ‘Wirtschaftsstandort Deutschland 2024’ von der Unternehmensberatung EY.

Skilled industrial worker grinding metal part. (Bild: ©bnenin/stock.adobe.com)

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Deutsche Industrieunternehmen wollen ins Ausland expandieren: 45 Prozent der Unternehmen planen, neue Standorte außerhalb Deutschlands zu errichten. In Deutschland soll hingegen kaum neu investiert werden: Gerade einmal 13 Prozent wollen neue Standorte in Deutschland aufbauen. Mit der Expansion ins Ausland ist häufig auch die Verlagerung von Arbeitsplätzen verbunden: Immerhin 29 Prozent der Unternehmen werden voraussichtlich Arbeitsplätze von Deutschland ins Ausland verlagern. Dass Arbeitsplätze aus dem Ausland zurück nach Deutschland verlagert werden, kommt hingegen sehr selten vor: Gerade einmal vier Prozent der befragten Industrieunternehmen planen einen solchen Schritt.

Unterm Strich werden nach Einschätzung von 63 Prozent der Manager in den kommenden Jahren Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen – was angesichts der sehr kritischen Beurteilung der Aussichten am Standort Deutschland wenig verwunderlich ist. So bewerten insgesamt 84 Prozent der Befragten die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland negativ, davon 23 Prozent sogar sehr negativ. Und nur 48 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Wirtschaftslage in den kommenden fünf Jahren – etwa genau so viele (49 Prozent) erwarten keine Verbesserung. “Angesichts düsterer Konjunkturaussichten auf dem Heimatmarkt orientieren sich viele Unternehmen ins Ausland, um dort von besseren Rahmenbedingungen zu profitieren. Für den Standort Deutschland heißt das: Weniger Umsatz, weniger Arbeitsplätze, weniger Investitionen”, sagt Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland.

Der Hauptgrund für das schwache Wirtschaftswachstum in Deutschland ist aus Sicht der befragten Industriemanager die deutsche Bürokratie: 70 Prozent bezeichnen bürokratische Vorgaben als eines der drei wichtigsten Hindernisse für eine wirtschaftliche Erholung. Politische Fehlentscheidungen werden von knapp jedem zweiten Industriemanager (49 Prozent) als Wachstumskiller bezeichnet, eine ineffiziente Verwaltung von immerhin gut jedem vierten (26 Prozent).

Wachstumsbremse Fachkräftemangel

Ebenfalls eine große Rolle spielt aus Sicht der Industrie der Fachkräftemangel: 57 Prozent bezeichnen das Fehlen von ausreichend qualifizierten Mitarbeitern als wichtige Wachstumsbremse. Dass die Beschäftigten nicht leistungsbereit genug sind, sagen hingegen nur 13 Prozent der Manager. Auch ein hoher Krankenstand ist offenbar kein Kernproblem am Standort Deutschland: Nur sechs Prozent der Befragten bezeichnen eine hohe Zahl von Krankmeldungen als einen der Hauptgründe für die aktuelle Schwäche der deutschen Wirtschaft. Ebenso würde eine Lockerung des Kündigungsschutzes das Problem nicht lösen: Nur sechs Prozent sehen in den bestehenden Kündigungsschutzregeln ein wichtiges Wachstumshemmnis. “Es ist keineswegs so, dass die Beschäftigten in Deutschland nicht motiviert und leistungsbereit sind. Das Problem liegt vielmehr darin, dass die Qualifikationen, die von den Unternehmen gesucht werden, immer weniger zur Verfügung stehen. Wichtig wäre es daher, das Bildungs- und Ausbildungssystem verstärkt auf den tatsächlichen Bedarf der Unternehmen auszurichten”, fordert Brorhilker.

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