Die Mitarbeitenden mit einbeziehen

Mehrwerte durch attraktive Arbeitsplätze

Viele kleine und mittelständische Betriebe fremdeln nach wie vor mit dem Begriff Industrie 4.0: Lösungen von der Stange erscheinen oft zu komplex und zu teuer oder sind mehr am technisch Machbaren als am konkreten Bedarf einer Fertigungsanforderung orientiert. Oft überfordert das die Mitarbeitenden mehr, als dass es sie unterstützt.

Die Montage platzsparender, in Modulbauweise gefertigter Fahrradgaragen lässt sich intelligent automatisieren, wie ein Projekt des Fraunhofer IWU mit dem Hersteller Mitras Composite Systems GmbH zeigt. (Bild: Mitras Composite Systems GmbH)

Die Montage platzsparender, in Modulbauweise gefertigter Fahrradgaragen lässt sich intelligent automatisieren, wie ein Projekt des Fraunhofer IWU mit dem Hersteller Mitras Composite Systems GmbH zeigt. (Bild: Mitras Composite Systems GmbH)


Ein Projekt des Fraunhofer IWU mit Mitras Composites Systems führt Mensch und Technik in teilautomatisierten (hybriden) Montageszenarien zum Bau von Fahrradgaragen zusammen. Ziel ist es, robuste, wirtschaftlich nachhaltige und menschzentrierte Prozesse zu entwickeln. Basis bildete eine Bedarfs- und Anforderungsanalyse gemeinsam mit den Mitarbeitenden.

Mensch und Technik zusammen

In dem Projekt zeigte sich nach einer ersten Anforderungsanalyse, dass bisher rein händisch ausgeführte Montagetätigkeiten durch eine hybride Automatisierungslösung abgelöst werden sollten, um die Produktivität zu erhöhen und Mitarbeitende von körperlich anspruchsvollen Aufgaben zu entlasten. In hybriden Szenarien wirken nun Mensch und Technik zusammen, um eine Abfolge von Arbeitsaufgaben gemeinsam zu bewältigen. Beispielsweise können Mitarbeitende unabhängig von Alter und Geschlecht für die Montageaufgaben eingesetzt werden – durch die Automatisierung schwerer Hebe- und Handlingstätigkeiten. Wenn bisher manuell ausgeführte Tätigkeiten teilweise automatisiert werden, z.B. mit Hilfe eines Roboters, sind einige Punkte zu beachten, damit die Lösung als menschzentriert gelten darf, betonen die Forschenden. Dr. Isabel Kreißig, Projektleiterin am Fraunhofer IWU: “Bestandteil unserer Arbeit war die Durchführung einer kognitiven Aufgabenanalyse, bei der wir den Montageprozess beobachtet und Gespräche mit Mitarbeitenden aus verschiedenen beteiligten Bereichen geführt haben. Auf diese Weise stellen wir Mitarbeitende, die später mit der Automation arbeiten werden, in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Es hilft uns, Anforderungen an Automationslösungen zu verstehen und Potenziale direkt am jeweiligen Prozess zu identifizieren.” Stefan Ott, Geschäftsführer von Mitras Composites Systems GmbH, ergänzt: “Oft gibt es am Markt noch keine ganz passgenaue Lösung zu kaufen, deshalb war es für uns hilfreich, mit dem Fraunhofer IWU zusammenzuarbeiten. Mit den Ergebnissen konnten wir beurteilen, was sinnvoll automatisierbar wäre und welche Effekte eine hybride Lösung – auch für die Montagearbeiter – hätte.”

Neue Perspektiven

Menschzentrierte Vorgehensweisen eröffnen aus Sicht der Forschenden viele neue Perspektiven. Durch die strukturierte Erhebung von Wissen und Fertigkeiten werde Knowhow formalisiert und im Sinne eines nachhaltigen Wissensmanagements gesichert. Teile des Wissens seien dann digitalisierbar und könnten etwa helfen, neue Mitarbeitende schneller einzuarbeiten und durch Assistenz- und Werkerführungssysteme passgenau zu unterstützen.

www.iwu.fraunhofer.de

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