Wanja Wiese (Bild) untersucht die Bedingungen, die für ein Bewusstsein erfüllt sein müssen. Mindestens eine findet er im Computer nicht.
Wäre es wünschenswert, dass Künstliche Intelligenzen ein Bewusstsein entwickeln? Aus verschiedenen Gründen eher nicht, meint Dr. Wanja Wiese vom Institut für Philosophie II der Ruhr-Universität Bochum. In einem Aufsatz untersucht er daher Bedingungen, die für ein Bewusstsein erfüllt sein müssen, und vergleicht Gehirn und Computer. Wesentliche Unterschiede zwischen Mensch und Maschine findet er vor allem in der Organisation von Gehirnarealen bzw. Speicher und Recheneinheit. „Die kausale Struktur könnte ein bewusstseinsrelevanter Unterscheid sein“, argumentiert er. Der Aufsatz ist am 26. Juni 2024 in der Zeitschrift „Philosophical Studies“ erschienen.
Wenn man sich mit der Möglichkeit von Bewusstsein in künstlichen Systemen beschäftigt, gibt es mindestens zwei verschiedene Ansätze. Ein Ansatz fragt: Wie wahrscheinlich ist es, dass aktuelle KI-Systeme bewusst sind – und was muss bestehenden Systemen hinzugefügt werden, um es wahrscheinlicher zu machen, dass sie bewusstseinsfähig sind? Ein anderer Ansatz fragt: Welche Arten von KI-Systemen sind wahrscheinlich nicht bewusst, und wie können wir ausschließen, dass bestimmte Arten von Systemen bewusstseinsfähig werden?
Wanja Wiese verfolgt in seiner Forschung den zweiten Ansatz. „Dadurch möchte ich zu zwei Zielen beitragen: Zum einen soll das Risiko gemindert werden, versehentlich künstliches Bewusstsein zu schaffen; dies wäre wünschenswert, da derzeit nicht klar ist, unter welchen Bedingungen die Schaffung künstlichen Bewusstseins moralisch zulässig ist. Zum anderen soll dieser Ansatz helfen, Täuschungen durch scheinbar bewusste KI-Systeme auszuschließen, die nur so wirken, als wären sie bewusst“, erklärt er. Dies sei besonders deswegen wichtig, weil es bereits Hinweise darauf gibt, dass viele Menschen, die oft mit Chatbots interagieren, diesen Systemen Bewusstsein zuschreiben. Zugleich besteht unter Expert*innen ein Konsens, dass aktuelle KI-Systeme kein Bewusstsein besitzen.
In seinem Aufsatz fragt Wiese: Wie können wir herausfinden, ob es notwendige Bedingungen für Bewusstsein gibt, die z.B. von klassischen Computern nicht erfüllt werden? Eine allgemeine Eigenschaft, die alle bewussten Tiere teilen, ist, dass sie lebendig sind. Lebendig zu sein ist jedoch eine so starke Anforderung, dass viele sie nicht als plausiblen Kandidaten für eine notwendige Bedingung für Bewusstsein ansehen. Aber vielleicht sind einige Bedingungen, die notwendig sind, um lebendig zu sein, auch notwendig für Bewusstsein?
Wanja Wiese bezieht sich in seinem Artikel auf das Prinzip der freien Energie des britischen Neurowissenschaftlers Karl Friston. Das Prinzip zeigt: Die Vorgänge, die für die fortwährende Existenz eines selbstorganisierenden Systems wie eines lebenden Organismus sorgen, können als eine Art von Informationsverarbeitung beschrieben werden. Beim Menschen sind das u.a. Vorgänge, die lebensnotwendige Werte wie Körpertemperatur, den Sauerstoffgehalt im Blut oder den Blutzucker regulieren. Die gleiche Art von Informationsverarbeitung könnte auch in einem Computer realisiert werden. Der Computer würde dadurch jedoch nicht ebenfalls seine Temperatur oder Blutzuckerwerte regulieren, sondern diese Vorgänge lediglich simulieren.
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