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Deutschland sollte mehr auf die eigenen Fähigkeiten setzen

Mehr digitale Souveränität

95 Prozent der Unternehmen in Deutschland wollen mehr Digital-Know-how im eigenen Land, so eine Bitkom-Studie. Denn acht von zehn Unternehmen halten die Bundesrepublik für Abhängig vom Import digitaler Technologien, Dienstleistungen und Expertisen aus dem Ausland. Dabei müssen die USA als Handelspartner verlorenes Vertrauen wiederaufbauen.

(Bild: Bitkom e.V.)

Digitale Souveränität hat in der deutschen Wirtschaft inzwischen einen herausragenden Stellenwert: Deutschland sei bei digitalen Technologien zu sehr auf Importe angewiesen, sollte verstärkt in eigene Entwicklungen investieren und auf dem Weltmarkt gemeinsam mit Europa eigenständiger und selbstbewusster auftreten, um neue Gestaltungs- und Innovationsspielräume zu gewinnen. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Befragung von mehr als 1.100 Unternehmen aller Branchen in Deutschland ab 20 Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Zur Entwicklung digitaler Souveränität besteht demnach ein breiter, branchenübergreifender Konsens: Nahezu alle Unternehmen (95 Prozent) sind der Ansicht, dass Deutschland vermehrt auf eigene technologische Fähigkeiten bauen sollte. Aktuell sind Digital-Importe (Endgeräte, Bauteile und Software, Services) existenziell wichtig für die deutsche Wirtschaft. 94 Prozent der Unternehmen sind darauf angewiesen. Darunter hält sich eine große Mehrheit für nur kurzzeitig überlebensfähig, wenn digitale Technologien bzw. Dienstleistungen plötzlich nicht mehr aus dem Ausland bezogen werden könnten. Dabei sind die wichtigsten Handelspartner die EU-Länder (80 Prozent) gefolgt von den USA (74 Prozent) und China (62 Prozent). Mit der Corona-Krise hat sich das digitale Ungleichgewicht nach Einschätzung der Unternehmen weiter verschärft. Acht von zehn (81 Prozent) erwarten, dass die führenden Technologiekonzerne ihre Vormachtstellung weiter ausbauen werden. 74 Prozent sehen durch die Corona-Pandemie verschärfte internationale Ungleichheiten im Wettbewerb um digitale Technologien. Vier von zehn (41 Prozent) gehen sogar davon aus, dass der technologische Vorsprung anderer Länder für Deutschland nicht mehr aufzuholen ist.

Abhängig vom Import

Acht von zehn Unternehmen (80 Prozent) halten Deutschland für abhängig vom Import bzw. vom Bezug digitaler Technologien, Dienstleistungen und Expertise aus anderen Ländern. Das ist der höchste Wert im Vergleich der untersuchten Wirtschaftsräume. Jeweils zwei Drittel sehen die restliche Europäische Union (68 Prozent) und das Vereinigte Königreich (68 Prozent) als abhängig an, bei Russland (51 Prozent), den USA (48 Prozent) und Japan (46 Prozent) ist es etwa jedes zweite. Als vergleichsweise wenig abhängig gilt China (31 Prozent). Jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) geht davon aus, dass die Abhängigkeit Deutschlands und Europas in den kommenden fünf Jahren weiter zunimmt. “Sicherlich fällt der Blick auf das eigene Land immer besonders kritisch aus. Nach vorne gedacht müssen wir Projekte wie die europäische Cloud-Initiative Gaia-X noch entschiedener vorantreiben”, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

Abhängigkeit bei Hardware

Die Abhängigkeit Deutschlands ist nach Einschätzung der Unternehmen am größten bei Hardware-Importen. Acht von zehn (81 Prozent) schätzen Deutschland als abhängig vom Import von IT- bzw. Kommunikationsgeräten und -systemen ein. Sieben von zehn (71 Prozent) sagen das für 5G-Technologie. Jeweils rund zwei Drittel sehen eine Abhängigkeit bei künstlicher Intelligenz (68 Prozent), Virtual bzw. Augmented Reality (67 Prozent), Quantencomputern (65 Prozent) und Blockchain (65 Prozent).

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