Acatech-Studie definiert Potenziale digitaler Enabler

Mehr Drehmoment für die Kreislaufwirtschaft

Digitale Tools bringen den Aufbau einer Circular Economy auf Touren, wenn sie systemisch eingesetzt werden. Wie das gelingen kann, zeigt die Studie ‘Digitale Enabler der Kreislaufwirtschaft’ anhand von drei sehr unterschiedlichen Produkten: T-Shirts, Waschmaschinen und Einfamilienhäusern. Die Studie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) arbeitet heraus, welche digitalen Technologien und Anwendungen Wertschöpfungsketten zirkulär gestalten können – und wie die einzelnen Enabler im Zusammenspiel ein erweitertes Potenzial entfalten.

Hands of men touching leaf and glowing light bulb on the soil. Symbol. Against nature on green leaf background with icons energy sources for renewable, sustainable development. Ecology concept. (Bild: ©ipopba/stock.adobe.com)

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Der aktuelle Anteil von Sekundärrohstoffen – also von Rohstoffen, die bereits ein zweites Mal oder noch häufiger genutzt wurden – beträgt in den Wirtschaftsaktivitäten hierzulande 13 Prozent. Global sind es sogar nur sieben Prozent.

Um Stoffkreisläufe effektiv zu schließen, ist aus Sicht von Acatech ein reibungsloser Informationsaustausch zwischen allen Akteuren der Wertschöpfungskette über Eigenschaften, Verfügbarkeit, Zustand und Nutzung von Produkten essenziell. Das betrifft auch recyclingrelevante Daten oder Informationen zur Bepreisung von Umweltkosten. Digitale Technologien und Anwendungen wie Datenräume und digitale Produktpässe (DPP) ermöglichen es, diese Informationen nutzbar zu machen.

Drei Anwendungsbeispiele

Digitale Technologien einzusetzen, garantiert laut Acatech noch kein zirkuläres Wirtschaften. Wichtig sei das Verhältnis zwischen Nutzen einer Anwendung, deren Energieverbrauch und den Umweltauswirkungen der digitalen Technologien selbst. Das zeigt die Studie anhand von drei Anwendungsbeispielen aus den Sektoren Textil (T-Shirt), Elektronik (Waschmaschine) und Bau (Einfamilienhaus).

2.700 Liter Wasser pro T-Shirt

Am Beispiel der T-Shirt-Herstellung wird etwa gezeigt, wie sich in einem besonders ressourcenintensiven Sektor – pro Baumwoll-T-Shirt werden 2.700 Liter Süßwasser benötigt – der gesamte Prozess von Materialbeschaffung über die Produktion bis hin zum Recycling ressourcenschonender und abfallärmer gestalten lässt. Zentrale Digitale Enabler wie der digitale Produktpass stellen relevante Informationen zu Recycling und Pflege, aber auch zu Material- und Produktnachhaltigkeit und deren Zertifizierung über komplexe Lieferketten hinweg allen beteiligten Akteuren zur Verfügung. Digital automatisierte und durch KI-Modelle optimierte Verfahren helfen, effiziente Textilrecyclingstrukturen aufzubauen, die Qualität und Rentabilität von Recyclingfasern steigern. Und nicht zuletzt können Onlineplattformen entscheidend zur Verlängerung der Nutzungsdauer von Textilien beitragen.

Welche konkreten zirkulären Ansätze und Digitalen Enabler jeweils ihre Stärken ausspielen können, variiert zwischen den verschiedenen Wirtschaftssektoren. Die Arbeitsgruppe hat deshalb neben dem einfachen wie kurzlebigen Produkt T-Shirt die Anwendung digitaler Enabler am Beispiel von Waschmaschinen und Einfamilienhäusern herausgearbeitet. Fokussiert der Textilsektor stark auf Produktion, Nutzungsintensität und -dauer sowie auf Strukturen für Sammlung, Sortierung und das Recycling textiler Materialien, steht bei den Elektrogeräten die Intensivierung und Verlängerung der Nutzungsphase im Zentrum. Beim Einfamilienhaus bieten Umbau und Sanierung von Bestandsimmobilien viel Potenzial für den Einsatz digitaler Tools und Anwendungen.

Damit die Wieder- und Weiterverarbeitung von Bestandteilen und Produkten ganzheitlich funktionieren kann und neue Geschäftsmodelle wachsen können, sind interoperable Datenformate und Schnittstellen nötig, so Acatech. So können alle Marktakteure effizient Informationen austauschen und gemeinsame Datenökosysteme schaffen.

 

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