Digitale Souveränität: Deutsche Unternehmen sehen Handlungsbedarf

Repräsentative Befragung von 1.200 Unternehmen

Eine neue Studie des ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zeigt, dass deutsche Unternehmen die Bedeutung digitaler Souveränität zwar erkannt haben, gleichzeitig aber weiterhin starke Abhängigkeiten von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern, insbesondere aus den USA, wahrnehmen.

Digital cyberspace with particles and Digital data network connections concept. (Bild: ©KanawatTH/stock.adobe.com)

(Bild: ©KanawatTH/stock.adobe.com)

Die Studie, die auf einer repräsentativen Befragung von 1.200 Unternehmen aus der Informationswirtschaft und dem Verarbeitenden Gewerbe basiert, beleuchtet aktuelle Herausforderungen im Hinblick auf die digitale Souveränität in Deutschland. Dabei beschreibt der Begriff “digitale Souveränität” die Fähigkeit, die digitale Transformation mit Blick auf Hardware, Software, Dienstleistungen sowie Kompetenzen selbstbestimmt zu gestalten. In Bezug auf digitale Technologien und Anwendungen bedeutet dies, selbstständig entscheiden zu können, inwieweit eine Abhängigkeit von Anbietern und Partnern eingegangen oder vermieden wird. “Die Befragung zeigt, dass digitale Souveränität für rund die Hälfte der Unternehmen in der Informationswirtschaft sowie im Verarbeitenden Gewerbe von hoher bis sehr hoher Bedeutung für den Erfolg des eigenen Unternehmens ist. Als Merkmale mit der höchsten Relevanz für digitale Souveränität werden von den Unternehmen in der Informationswirtschaft sowie im Verarbeitenden Gewerbe am häufigsten die Datenhoheit sowie die Interoperabilität und Modularität von IT-Systemen genannt”, erläutert Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs “Digitale Ökonomie” und Ko-Autorin der Studie.

 (Bild: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung)

(Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung)

Abhängigkeiten bei zentralen digitalen Technologien

“Jeweils mehr als 80 Prozent der Unternehmen beider Wirtschaftszweige geben an, sich bei mindestens einem der abgefragten Technologiefelder abhängig von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern zu fühlen. Insbesondere im Bereich Software und Anwendungen zeigen sich die befragten Unternehmen häufig sehr abhängig von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern”, kommentiert Dr. Daniel Erdsiek, Ko-Autor der Studie und Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich “Digitale Ökonomie”, die Ergebnisse. Zudem bestehen bei einer Reihe weiterer digitaler Technologien Abhängigkeiten, beispielsweise bei Hardware und Infrastruktur, IT-Sicherheitstechnologien und Digitalen Plattformen. Aber auch im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) nehmen die Unternehmen, insbesondere in der Informationswirtschaft, Abhängigkeiten wahr. So geben 52 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft an, sich beim Thema generative KI (z.B. ChatGPT) zumindest etwas abhängig von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern zu fühlen.

Mangel an europäischen Alternativen und technologische Überlegenheit als Gründe für Abhängigkeiten

Mit einem Anteil von 82 Prozent der Unternehmen wird in der Informationswirtschaft der Mangel an europäischen Alternativen als häufigster Grund für bestehende Abhängigkeiten des eigenen Unternehmens von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern genannt. Zudem sehen knapp drei Viertel der Unternehmen in der technologischen Überlegenheit des Anbieters einen der Gründe für ihre Abhängigkeit. Im Verarbeitenden Gewerbe kehrt sich die Rangfolge um: 74 Prozent verweisen auf die technologische Überlegenheit des Anbieters, während 70 Prozent den Mangel an europäischen Alternativen als Grund anführen. Weiterhin spielen in beiden Branchen hohe technologische Wechselhürden, sogenannte Lock-in Effekte, eine zentrale Rolle. 58 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft geben diese als Grund für ihre bestehende Abhängigkeit an, was einer Verdopplung gegenüber dem Wert aus dem Jahr 2021 entspricht.

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