Ein ‘Hase und Igel-Spiel’ von Angriff und Abwehr

Sorgt künstliche Intelligenz
für mehr Cybersicherheit?

Künstliche Intelligenz soll zu mehr Cybersicherheit beitragen – so ist etwa maschinelles Lernen Bestandteil vieler gängiger Security-Software-Lösungen. Die Technologie steht jedoch nicht nur der abwehrenden Seite zur Verfügung. Und auch Deep Learning als Methode des maschinellen Lernens ist oft intransparent. Verbessert KI also die Cybersicherheit?

(Bild: ©kras99/stock.adobe.com)

Traditionelle Cybersecurity-Maßnahmen haben eine stark reaktive Vorgehensweise – neue Malware-Muster werden erst dann in die Signatur-Datenbank der Antivirenlösung aufgenommen, wenn sie identifiziert werden konnten. Im besten Fall befallen sie hauptsächlich Honeypots; in vielen Fällen aber auch IT-Netzwerke, die dagegen noch wehrlos sind. Bei durchschnittlich 394.000 neuen Malware-Varianten pro Tag ist ein 100-prozentiger Malware-Schutz schwer vorstellbar. Anti-Malwarelösungen nutzen die Heuristik, um Malware aufgrund ihres Verhaltens zu erkennen. Heuristik, also die Kunst aus unvollständigen Informationen das wahrscheinlichste Ergebnis abzuleiten, ist eine Form der künstlichen Intelligenz (KI) bzw. von Machine Learning.

Reaktive Spam-Filter

Auch traditionelle Spamfilter arbeiten rein reaktiv. Sie addieren das Scoring von Schlüsselwörtern im Content von E-Mails und klassifizieren eine Mail ab einem gewissen Schwellenwert als Spam. Kommt Machine Learning bei Spamfiltern zum Einsatz, werden neben Keywords beispielsweise auch ähnliche Keyword-Schreibweisen, zu viele Sonderzeichen und Großbuchstaben in einer Mail, versteckte HTML-Texte und auf Command and Control Server verweisende Unsubscribe-Links erkannt. Machine Learning sorgt dafür, dass die Filter trainiert werden und lernen. Arbeitet der E-Mail Empfänger beispielsweise in einer Bank, werden Keywords wie ‘Kredit’ oder das ‘?-Zeichen’ folgenlos akzeptiert. Durch künstliche Intelligenz in Spamfiltern werden Erkennungsraten von über 99 Prozent erreicht.

Machine Learning erkennt Muster

Machine Learning ist ein Teilgebiet des weiter gefassten Begriffs künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence) und sollte nicht als Synonym verwendet werden. Durch maschinelles Lernen können in strukturierten Daten Muster identifiziert und unter anderen Bedingungen angewendet werden. Bei Spamfiltern ist es beispielsweise die Erkennung von typischen Verhalten, Textmustern, Keywords und Absendern, aber auch die Analyse von Mails, die vom Empfänger nachträglich als Spam klassifiziert werden. Bei Machine Learning wird die Erkennung neuer Muster ständig trainiert und zukünftig von Maschinen eigenständig angewendet. Wie bei Leistungssportlern dauert solch ein Training und führt erst nach einiger Zeit zu besseren Ergebnissen. Diese Zeitspanne muss von Anwendern einkalkuliert werden. Bei Machine Learning kommen Algorithmen zum Einsatz, die auf die Analyse und Wiedererkennung von Signaturen optimiert sind. Neben dieser Logik werden erkannte Muster allgemeingültig gespeichert und unter einem geänderten Kontext wiedererkannt. Die Funktionen von Machine Learning kommen mittlerweile in fast allen Cybersecurity-Lösungen vor.

Das könnte Sie auch interessieren

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Hohe Geschwindigkeit und hohe Erkennungsraten sind die Anforderungen an die Qualitätskontrolle in der Verpackungsbranche. Wie diese Anforderungen erreicht werden können, zeigt das Unternehmen Inndeo mit einem Automatisierungssystem auf Basis von industrieller Bildverarbeitung und Deep Learning.‣ weiterlesen

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company könnten Unternehmen ihre Produktivität durch digitale Tools, Industrie 4.0-Technologien und Nachhaltigkeitsmaßnahmen steigern. Deren Implementierung von folgt oft jedoch keiner konzertierten Strategie.‣ weiterlesen

Jeder zweite Betrieb investiert laut einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall zu wenig am Standort. Demnach verfügen rund 48 Prozent der Unternehmen über eine Transformationsstrategie. Zudem sehen die Betriebsräte ein erhöhtes Risiko für Verlagerungen.‣ weiterlesen

Ziel des neuen VDMA-Forums Manufacturing-X ist es, der zunehmenden Bedeutung von Datenräumen als Basis für neue, digitale Geschäftsmodelle Rechnung zu tragen. Wie der Verband mitteilt, soll das Forum auf dem aufbauen, was in der letzten Dekade durch das VDMA-Forum Industrie 4.0 erarbeitet wurde. ‣ weiterlesen

Ob es sich lohnt, ältere Maschinen mit neuen Sensoren auszustatten, ist oft nicht klar. Im Projekt 'DiReProFit' wollen Forschende dieses Problem mit künstlicher Intelligenz zu lösen.‣ weiterlesen

Wie kann eine Maschine lernen, sich in unserer Lebenswelt visuell zu orientieren? Mit dieser Frage setzen sich die Wissenschaftler am Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) aktuell auseinander – und entwickeln Lösungen.‣ weiterlesen

Die seit 2020 geltende staatliche Forschungszulage etabliert sich im deutschen Maschinen- und Anlagenbau mehr und mehr als Instrument der Forschungsförderung. Ein wachsender Anteil der Unternehmen nutzt die Forschungszulage. Besonders geschätzt werden die verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten sowie der erleichterte Zugang zur staatlichen Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE).‣ weiterlesen