Die universitäre Forschung ist laut einer Untersuchung des EPA für 10,2 Prozent aller Patentanmeldungen in Europa verantwortlich. Führende Länder sind hier Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien. Die Hälfte aller universitären Patentanmeldungen stammt von einer kleinen Gruppe europäischer Hochschulen.
Viele Erfindungen in Bereichen wie Impfstoffe, der mRNA-Forschung, Materialwissenschaften oder auch die Fortschritte in der Lasertechnologie verdanken ihre Existenz der Hochschulforschung. Ein neuer, vom Europäischen Patentamt (EPA) veröffentlichter Bericht stellt fest, dass die Zahl der Patentanmeldungen für Erfindungen, die an europäischen Universitäten entwickelt werden, in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen hat und heute 10,2 Prozent aller Patente ausmacht, die von europäischen Anmeldern beim EPA eingereicht werden.
Der Bericht, der von der Beobachtungsstelle für Patente und Technologie des EPA in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) durchgeführt wurde, stützt sich auf Daten zu 1.200 europäischen Universitäten, die zwischen den Jahren 2000 und 2020 Patentanmeldungen beim EPA generiert haben. Die Studie berücksichtigt auch sogenannte indirekte Anmeldungen, die von anderen Einrichtungen angemeldet werden, in denen aber Forschende von Universitäten als Erfinderinnen und Erfinder genannt werden.
“Europa kann auf eine lange Tradition akademischer Exzellenz blicken, doch manchmal fällt es uns schwer, Forschung in wirtschaftlichen Erfolg umzusetzen”, sagt EPA-Präsident António Campinos. “Diese Studie beleuchtet den akademischen Erfindungsreichtum in Europa mit dem Ziel, ihn stärker in Politik und Strategien zu berücksichtigen. Universitäten können ihren Einfluss verstärken, indem sie Patente über Lizenzierungen, Kooperationen oder Ausgründungen verwerten und damit sowohl deren Marktwert als auch die gesellschaftliche Bedeutung steigern. Wie der Draghi-Bericht jüngst deutlich gemacht hat, bleibt noch viel zu tun, um einen einheitlichen Markt für Forschung und Technologie in Europa zu schaffen, da 10 Prozent der Start-ups mit europäischen akademischen Patenten ihren Hauptsitz in den USA haben”.
Zwei Drittel aller Patentanmeldungen, die in den letzten zwei Jahrzehnten aus Hochschulen stammten, wurden nicht direkt von diesen selbst eingereicht, sondern von anderen Organisationen, meist Unternehmen. 30 Prozent dieser Anmeldungen entfielen der Analyse zufolge auf kleine und mittelständische Unternehmen. Allerdings haben europäische Universitäten die Patentierung ihrer akademischen Erfindungen erheblich verstärkt: Der Anteil stieg von 24 Prozent aller akademischen Patentanmeldungen im Jahr 2000 auf 45 Prozent im Jahr 2019. Aus Sicht des EPA weist dies auf einen deutlichen Wandel in Strategie und Politik im Bereich des geistigen Eigentums hin.
Laut der Studie sind Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien führend bei der Gesamtzahl akademischer Patente. Die Hälfte dieser Anmeldungen entfällt in Europa auf eine kleine Anzahl von Universitäten (5 Prozent der 1.200 Hochschulen in der Studie, darunter die Université Grenoble Alpes, die Technische Universität München, Oxford University, die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, die Universität Kopenhagen und das Polytechnikum Mailand). Sie beziehen sich vor allem auf Natur- und Ingenieurwissenschaften und werden von speziellen Einrichtungen für den Wissenstransfer unterstützt.
Im Vergleich dazu tragen 62 Prozent der anderen Universitäten lediglich 8 Prozent der Erfindungen bei. Aber gerade die Gruppe kleinerer Hochschulen, die weniger Patente generieren, spielen in ihrem nationalen Innovationsökosystem eine wichtige Rolle. Die Studie untersucht auch die Zusammenarbeit bei akademischen Erfindungen, die häufig noch auf lokale Partner im selben Land beschränkt ist. Dies lässt darauf schließen, dass in Europa für länderübergreifende Verbindungen mehr Potenzial vorhanden ist.
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