ZEW untersucht Einfluss von Computerisierung

Mehr Chancengleichheit durch technologischen Wandel

Mit zunehmendem technologischen Wandel in Deutschland hat sich der Einfluss der sozialen Herkunft auf den beruflichen Erfolg verringert, so eine Studie des ZEW in Mannheim. Demnach erleichterte in den 1990er Jahren die zunehmende Computerisierung am Arbeitsplatz Beschäftigten, deren Eltern kein Abitur haben, den Zugang zu Berufen mit starkem technologischen Wandel.

(Bild: ©Rymden/stock.adobe.com)

Der Grund für diese Entwicklungen: Technologischer Wandel verändert die beruflichen Anforderungen. “Dadurch verlieren Wissen und Netzwerke der Eltern, die beim beruflichen Aufstieg vorteilhaft sein können, an Bedeutung. Im Gegenzug rücken individuelle Fähigkeiten und Qualifikationen der einzelnen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Vordergrund”, erklärt Cäcilia Lipowski, Studienautorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im ZEW-Forschungsbereich ‘Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen’.

Positive Effekte durch Computerisierung

In den 1990er Jahre schritt in Deutschland die Computerisierung der Arbeitsplätze rasch voran. Nutzten laut Untersuchung im Jahr 1992 lediglich 16 Prozent aller Beschäftigten bei ihrer Arbeit vor allem rechnergestützte Geräte, so waren es 1999 bereits 38 Prozent und damit mehr als das Doppelte. Dies wirkte sich positiv auf die Chancengleichheit aus, so die Studienautoren: In Berufen, in denen Angestellte bei ihrer Arbeit verstärkt rechnergestützte Geräte einsetzen, stieg der Anteil der Beschäftigten aus bildungsfernen Familien laut ZEW-Erhebung erheblich. Dies trifft insbesondere auf höherqualifizierte Beschäftigte zu, die selber Abitur haben: “Steigt die Computerisierung in einem Beruf um zehn Prozent – das heißt nutzen in diesem Beruf zehn Prozent mehr Angestellte hauptsächlich rechnergestützte Geräte bei ihrer Arbeit -, nimmt unter den höherqualifizierten Beschäftigten der Anteil derjenigen, deren Eltern kein Abitur haben, um etwa vier Prozent zu”, so Lipowski.

Auch Löhne beeinflusst

Doch der Bildungshintergrund der Eltern beeinflusste nicht nur die Jobchancen, sondern auch die Löhne. So waren bis zu den frühen 1990er Jahren die Löhne von Beschäftigten aus bildungsfernen Familien je nach eigenem Bildungsniveau zwischen fünf bis zehn Prozent niedriger im Vergleich zu Beschäftigten, deren Eltern einen Abiturabschluss haben. Die ZEW-Erhebung zeigt, dass diese Lohnbenachteiligung ab Mitte der 1990er Jahre stetig zurückging, und zwar getrieben von Berufen mit starkem technologischen Wandel, so die Studienautoren. Für Personen, die selbst Abitur gemacht hatten, verschwand der Lohnnachteil ab den frühen 2000er Jahren sogar völlig. “Bemerkenswert ist, dass die Lohnbenachteiligung in den Folgejahren nicht wieder zunahm, obwohl die Nutzung von Computern in vielen Berufen gängige Praxis geworden ist”, sagt Lipowski.

 

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