Die Blockchain für die Industrie

Smart Contracts erleichtern die Kooperation

Für industrielle Zwecke im Kontext der Prozessoptimierung bei Fertigung und Auftragsabwicklung, sind die konsortialen Blockchains sicherlich die bessere Wahl. Wolfgang Prinz, stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer FIT, ist der Meinung, dass “in vielen Industriezweigen der Austausch von Transaktion oder auch die sichere und irreversible Speicherung von Daten, wie z.B. Messwerten, eine wichtige Rolle spielt. Etwa in einer Industrie-4.0-Umgebung kann die Technologie im einfachsten Fall dazu genutzt werden, qualitätsrelevante Produktionsdaten und Messwerte zu speichern. Auch weitere Anwendungen sind möglich, um etwa Aufträge von Maschine an Maschinen sicher zu belegen und nach Auftragserfllung automatisch abzurechnen.” Die Basis für Aufträge und die automatische Abrechnung bilden sogenannte Smart Contracts. Dieser wird von allen Vertragspartnern über die Blockchain abgeschlossen, indem sie sich auf die zu tätigenden Abläufe einigen und anschließend alles über die Blockchain dokumentieren. Jeder Partner hat Einblick darin, was wann passiert und in welchem Status sich der Prozess gerade befindet. Damit sieht er auch, ob es Verzögerungen oder Probleme an einem anderen Punkt der Kette gibt, die sich auf ihn auswirken könnten. So kann beispielsweise der für die Verpackung verantwortliche Part sehen, dass es Probleme in der Produktion gibt und weiß, dass sein Auftrag nicht zur vereinbarten Zeit eingehen wird. Das Risikomanagement kann mit diesem Wissen dafür sorgen, dass es zu keinem teuren Leerlauf bei der Verpackungsfertigung kommt.

Die Blockchain hilft Investitionslücken zu schließen

Durch das unabhängige Agieren aller Partner losgelöst von zentralen Unternehmen und Mittelsmännern, bringt die Blockchain auch im Bereich der Sharing Economy besonders für Mittelständler einen neuen Mehrwert in die Industrie. Nach dem Prinzip ‘First come, first serve’ können Aufträge auf Basis von Smart Contracts an freie Maschinen in Produktionsstätten zugewiesen werden. Das entbindet mittelständische Unternehmen davon, selbst in kostspielige Produktionsanlagen zu investieren, die sie mitunter nicht vollständig auslasten könnten. Immer noch beklagen Fachleute, dass gerade der Mittelstand hinsichtlich Investitionen zu zurückhaltend sei. Angesichts der Kosten für moderne Maschinen, ist dies jedoch durchaus verständlich. In diese Investitionslücke stößt aber nun die Blockchain und hilft Unternehmen ihre Ziele ohne hohe Kosten zu erreichen. Neben Sharing-Optionen und Smart Contracts, bietet die Sicherheit vor Datenmanipulationen innerhalb der Blockchain noch weitere Einsatzszenarien in der Industrie. Das Kapazitätsmanagement profitiert davon, dass aktuelle Produktionsdaten oder Kapazitätsauslastungen valide verfügbar sind. Kapazitätsengpässe lassen sich so schnell feststellen und ausgleichen, indem Netzwerkpartner aus der Blockchain hinzugenommen werden. Auch in Bezug auf das Vertrauen kann die Blockchain wichtige Grundsteine legen. Während sich in traditionellen Produktionsprozessen früher alle Teilnehmer untereinander kannten, ist das heute längst nicht mehr der Fall. Die neutrale und transparente Technologie kann so wieder eine vertrauensvolle Basis zwischen neuen Partnern aufbauen. Schließlich sorgt die fälschungssichere Datenhaltung und -bereitstellung auch für eine Einhaltung der Compliance-Anforderungen. Vieles spricht für einen verstärkten Einsatz der Blockchain in der Industrie. Sie ist schnell, sicher und effizient – also die Werte, die für die Stabilität eines Unternehmens extrem wichtig sind. Die Technik wird sich durchsetzen und auch bei kleineren und mittelständischen Unternehmen zieht zukünftig die Ausrede von zu hohen Investitionskosten nicht mehr.

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