Lagebild zur Digitalisierung in Deutschland

Der digitale Wandel und die Gesellschaft

Der D21-Digital-Index liefert jährlich ein Lagebild zur Digitalisierung in Deutschland und zeigt, wie gut sich die Gesellschaft den Herausforderungen des digitalen Wandels stellt. Im Fokus der aktuellen Studie stehen unter anderem die digitale Teilhabe der Menschen, ihre Resilienz im digitalen Wandel sowie die digitale Wertschöpfung.

(Bild: ©Sergey-Nivens/stock.adobe.com)

Für die große Mehrheit der Menschen in Deutschland ist die Digitalisierung fester Bestandteil des eigenen Lebens. Laut D21 Digitakl-Index gehören mehr als die Hälfte der Bevölkerung (55 Prozent) zur Digitalen Mitte, die gut im digitalen Wandel mithalten kann. 30 Prozent zählen sich zu den digitalen Profis. Sie finden sich souverän und kompetent in der digitalen Welt zurecht. Etwa 15 Prozent bilden die Gruppe der digitalen Vermeider, die aktuell wenig am digitalen Leben teilhaben. Die digitale Spaltung in der Gesellschaft sei noch nicht aufgehobe, schreiben die Studienautoren. Vor allem Frauen, ältere Generationen und Menschen mit niedriger formaler Bildung liefen Gefahr, ins digitale Abseits zu geraten und gesellschaftlich und ökonomisch den Anschluss zu verlieren. Ein weiteres Ergebnis der Erhebung: Spezifischere Themen wie eine realistische Einschätzung der Wechselwirkungen von Digitalisierung und Klimaschutz fällt den Menschen weiterhin schwer.

Resilienz benötigt

Um als Gesellschaft und als Individuum souverän mit Veränderungen im digitalen Wandel umgehen zu können, bedürfe es Resilienz, schreiben die Autoren der Studie. Laut Ergebnis verfügen derzeit 64 Prozent der Studienteilnehmer über wichtige Resilienzfaktoren und sind in der Lage, sich den stetigen Veränderungsprozessen anzupassen. Neben der Fähigkeit, ihre digitalen Kompetenzen kritisch einschätzen zu können, weisen sie ein grundlegendes Verständnis für zukünftig notwendige Kompetenzen sowie eine insgesamt positive Grundeinstellung gegenüber dem digitalen Wandel auf. Etwa ein Viertel der Bevölkerung ist laut?Studie der Überzeugung, dass zukünftig noch viel komplexere Fähigkeiten notwendig werden, um am digitalen Leben selbstbestimmt teilhaben zu können. 44 Prozent sprechen sich zwingend für analoge Alternativen neben digitalen Angeboten aus und 20 Prozent glauben, es werde zu viel digitalisiert.

Viele Lebensbereiche betroffen

Die Digitalisierung durchdringt viele Lebensbereiche, so auch Arbeitswelt und Wirtschaft. Wertschöpfung erfolgt hier immer häufiger durch Digitalisierung. 40 Prozent der zwischen 2005 und 2016 neu geschaffenen Berufe sind in digitalintensiven Branchen entstanden. Damit einhergehende Transformationsprozesse sind laut Studie jedoch nur wenigen Menschen bewusst: Während 80 Prozent der Berufstätigen der Aussage zustimmen, bis 2035 könnten ganze Berufe verschwinden, glauben nur 19 Prozent, dies könne sie selbst betreffen. Die meisten Berufstätigen (61 Prozent) glauben, dass sie von der Digitalisierung profitieren, wobei eine knappe Mehrheit (58 Prozent) ihren Arbeitgebern attestiert, die nötigen Schritte für den digitalen Wandel zu ergreifen. Allerdings geben nur 16 Prozent an, in den letzten 12 Monaten Schulungen und Weiterbildungsangebote zum Thema Digitalisierung in Anspruch genommen zu haben, die von den Arbeitgebern bezahlt wurden. Zur Herausforderung für den Wohlstand im Land droht das Bildungssystem zu werden, von dem nur 31 Prozent annehmen, dass es Schülerinnen und Schüler ausreichend digitale Fähigkeiten vermittelt, um im internationalen Vergleich mithalten zu können.

„Die Initiative D21 identifiziert in der Studie einen deutlichen Vogel-Strauß-Effekt in der Bevölkerung. Die Mehrheit der Erwerbstätigen nimmt zwar die starken Veränderungen in der Arbeitswelt oder das Verschwinden ganzer Berufe wahr, aber nur wenige sehen sich selbst als Betroffene. Entsprechend selten ergreifen sie Maßnahmen zur Sicherung ihrer Beschäftigungsfähigkeit. Diese Wahrnehmungslücke muss Wirtschaft und Politik aufrütteln. Sie stehen in der Verantwortung, die Menschen für die Folgen des Wandels zu sensibilisieren und verstärkt in die Entwicklung der notwendigen digitalen Kompetenzen zu investieren. So können Beschäftigungsfähigkeit und digitale Wertschöpfung im Land gesichert werden“, sagt Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21.

Desinformation größtes Risiko für die Demokratie

Zum Einfluss der Digitalisierung auf die Demokratie zeigt sich die Bevölkerung uneins. 56 Prozent der befragten Bürger glauben, dass sich die Digitalisierung eher positiv auf die Demokratie auswirkt. 20 Prozent sehen in der Digitalisierung eine Gefahr für die Demokratie. Damit ist der Anteil derjenigen, die in der Digitalisierung eine Gefahr für die Demokratie sehen, im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozentpunkte gesunken. 64 Prozent geben an, dass in ihren Augen Desinformationen eines der größten Risiken für die Demokratie sind; fast ebenso vielen (61 Prozent) sind Desinformationen im Netz bereits begegnet. 6 von 10 Befragten sagen von sich, dass sie unseriöse Nachrichten im Netz erkennen können. Das sind etwas mehr, als sich zutrauen, die Richtigkeit von Informationen und deren Quellen beurteilen zu können (50 Prozent).

Grüner und Digitaler Wandel

Neben der digitalen Transformation ist der grüne Wandel eine der zentralen Herausforderungen für die Gesellschaft. Laut Studienergebnis fällt den Bürgerinnen und Bürgern eine realistische Einschätzung der Wechselwirkungen von Digitalisierung und grünem Wandel weiterhin schwer. So gibt knapp die Hälfte (49 Prozent) an, dass ihnen bei der Nutzung digitaler Anwendungen Informationen über die damit verbundenen Umweltauswirkungen fehlen. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung (35 Prozent) ist sich unschlüssig, ob sie bei zwei vergleichbaren digitalen Produkten die nachhaltigere Alternative wählen würde, wenn dieses teurer wäre. Auch bei der Identifikation von wirkungsvollen Maßnahmen für einen grünen Wandel zeigen sich die Befragten unentschlossen: Mit ähnlichen Anteilen beurteilen sie Anreize und Förderprogramme (33 Prozent), Investitionen in Forschung (33 Prozent), Selbstverpflichtungen der Industrie (31 Prozent) und Regulierungen (30 Prozent) als mögliche Maßnahmen für einen erfolgreichen digitalen und grünen Wandel. Mit etwas Abstand werden internationale Abkommen von einem knappen Viertel (24 Prozent) genannt.

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