Digitale Transformation: Es geht um mehr als Technik

Bereits zum zehnten Mal wirft die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte mit ihren Tech Trends einen Blick in die Zukunft. Im Mittelpunkt der aktuellen Erhebung stehen Human-centric Designtechniken und künstliche Intelligenz – die immer stärkerzu  einem integralen Bestandteil ganzer Unternehmensstrukturen – wird. Wer vorne mitspielen wolle, dürfe nicht nur auf Tech-Trends reagieren, sondern müsse eine Innovationskultur im eigenen Unternehmen etablieren, so die Studienautoren.

Vor zehn Jahren veröffentlichte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte mit den Tech Trends erstmals einen Überblick über disruptive Technologien, die Wirtschaft und Gesellschaft verändern würden. Visionen von damals sind bereits digitale Realität – aus Tech-Trends sind erfolgreiche Geschäftsmodelle geworden. Abgeschlossen ist die Digitalisierung jedoch noch nicht Im Gegenteil: Die ökonomische Wertschöpfung verlagert sich weiter in Richtung Entwicklung. Das macht Innovation in allen Branchen noch wertvoller. Denn eigentlich ist heute jedes Unternehmen eine Tech Company. Die aktuelle Ausgabe der Tech Trends stellt daher nicht nur einzelne Technologien, sondern die digitale Transformation von Unternehmen in den Mittelpunkt.

KI verbreitet sich sprunghaft

Ein gutes Beispiel für diese Entwicklung ist das Thema künstliche Intelligenz. „KI wird die gesamte Wertschöpfungskette grundlegend verändern“, erklärt Peter Ratzer, Partner und Leiter Technology bei Deloitte. „Wir rechnen mit einem sprunghaften Anstieg bei der Verbreitung von KI in den kommenden eineinhalb Jahren. Sie unterstützt Unternehmen bei der Compliance, der massenhaften Individualisierung von Produkten und Services sowie der Entscheidungsfindung in unterschiedlichen Bereichen.“ Zur Wahl stehen Cloud-Modell, Paketlösung oder Open Algorithm Model. Bei Deloitte geht man davon aus, dass rund 70 Prozent der Nutzer die entsprechenden Kapazitäten über cloudbasierte Enterprise Software beziehen werden und knappe zwei Drittel ihre KI-Anwendungen über ebenfalls cloudbasierte Entwickler-Services realisieren. Ein besonderer Fokus wird dabei auf der Beziehung zwischen Mensch und Maschine liegen. Das Ziel sei eine nahtlose Kooperation von menschlichen und künstlichen Ressourcen innerhalb eines digitalen Systems. Fortgeschrittene Anwender setzen bereits verstärkt auf den Wertschöpfungs- anstelle des Kosteneinspar-Effekts und nutzen KI für ihre strategischen Ziele.

Human-centric-Designtechniken

Intelligente Interfaces stellen eine solche neue Interaktion von Mensch und intelligenter Maschine dar. Dabei werden sogenannte Human-centric-Designtechniken, die den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen, mit den aktuellsten Technologien verknüpft. Das Ergebnis ist eine neue Qualität der Schnittstellen-Kommunikation, die dadurch intuitiver und selbstlernend wird. Für den Einsatz intelligenter Schnittstellen gibt es unterschiedliche Optionen: von der Identifikation des Offline-Verhaltens von Zielgruppen bis zu ‘mikro-personalisierten’ Produkten. „Intelligente Schnittstellen sollen die Fähigkeit entwickeln, bis in das Unterbewusstsein des Kunden zu blicken. Dafür braucht es vor allem Bandbreite, die Fähigkeit zum Edge Computing sowie IoT-fähiges Equipment“, sagt Peter Ratzer. „Und auch die Risiken wollen überlegt werden: Ethische Aspekte und Datenschutz müssen beachtet und von Anfang an mitbedacht werden.“

Konnektivität entscheidendes Thema

Auch das Thema Konnektivität bleibt entscheidende Faktor in den Tech Trends. Advanced Networking mit 5G-Standard, aber auch Low-Earth-Satelliten und Edge Computing schaffen die Voraussetzungen zur Nutzung aller relevanten Möglichkeiten. Ohne Verbindung kein Datenfluss – daher arbeiten die CIOs verstärkt an Konnektivitätsstrategien. Dem 5G-Standard kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Höhere Geschwindigkeit und geringere Latenz ermöglichen eine neue Qualität der Echtzeit-Übermittlung von Informationen. Noch in diesem Jahr, so die Studie, sei der endgültige Durchbruch zu erwarten. Bis 2020 soll es dann etwa 50 entsprechende Anbieter geben. Es sei aber auch bei der digitalen Transformation eine schlechte Strategie, alles auf eine Karte zu setzen, sagt Jochen Fauser, Partner und Leiter Technology Advisory bei Deloitte. „Erfolg versprechend ist nicht, einfach eine bestimmte Technologie voranzutreiben, sondern das passende Ökosystem zu schaffen, in dem Innovation langfristig stattfinden kann. Das ‘digital mindset‘ zieht sich idealerweise durch alle Bereiche des Unternehmens“.

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