Schwächen in der Abwehr

Es ist ein Worst-Case-Szenario für viele Unternehmen, Parlamente und Behörden: Der Staat und seine Bürger sind den Angreifern mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert, denn sie haben den technisch versierten Angreifern wenig entgegenzusetzen.

(Bild: ©TheDigitalWay/pixabay.com)

Wie der Cybersecurity-Report 2017 der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte zeigt, bewerten drei Viertel der Studienteilnehmer die Gefährdung der Infrastruktur als größtes Risiko – nur zwölf Prozent glauben, dass die Angegriffenen gut vorbereitet sind. Der Apell an die Politik: Der Staat muss bei diesem Thema zulegen. Favorisiert wird dabei vor allem eine zentrale Gefahrenabwehrstelle. Dass die staatlichen Kompetenzen derzeit ausreichen, glauben laut Studie selbst in der Politik nur 37 Prozent – in der Wirtschaft ist es nicht einmal ein Viertel. “Die Digitalisierung bringt unzählige und unschätzbare Vorteile, aber sie macht auch verwundbar. Die Akteure schätzen die Situation jedoch überwiegend realistisch ein und die Unternehmen, die die Regierung in der Pflicht sehen, machen Kooperationsangebote an den Staat zur Verbesserung des Abwehrpotenzials. Die Politik ihrerseits ist stark um den Aufbau wirksamer Abwehrstrukturen bemüht – wie auch das Militär”, erklärt Delloite-Partner Peter Wirnsperger.

Sorge um die Infrastruktur

Gegenüber dem Vorjahr seien die Gefahren deutlich gewachsen. Insgesamt 97 Prozent halten groß angelegte Hackerangriffe für ‘mindestens wahrscheinlich’ bis ‘sehr wahrscheinlich’. Jeweils drei Viertel der Befragten sehen elementare Risiken im Hinblick auf die Infrastruktur sowie eine ‘Verseuchung’ durch Computerviren. Immer noch 68 Prozent befürchten Datenbetrug im größeren Stil. Zum Vergleich: Noch vor vier Jahren fürchteten 57 Prozent um die Sicherheit von Krankenhäusern, Verkehrssystemen und Stromnetzen. Weniger Sorgen machen sich die Befragten um die Möglichkeit, unwissentlich von den Behörden überwacht zu werden. Dies gilt aber nur für den eigenen Staat. Ländern wie den USA oder China trauen das immerhin 54 Prozent ohne Weiteres zu. 67 Prozent der Studienteilnehmer bewerten Fake News als ernsthaftes Problem. Trotz der überwiegend klaren Sicht auf die Lage werde das Risiko unterschiedlich bewertet: Nur etwa die Hälfte derer, die mit Attacken rechnen, sieht eine ernsthafte Gefahr, dennoch fordern zwei Drittel wirksame Gegenmaßnahmen. Beim Schutz wird der Staat in der Pflicht gesehen: Dafür haben die zuständigen Akteure im Jahr 2016 eine entsprechende Sicherheitsstrategie entwickelt, die auf der Grundlage von 2011 aufbaut. Die Bundesregierung hat sich das Thema zu Eigen gemacht, verschiedene Ministerien sowie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bringen entsprechende Initiativen auf den Weg.

Kräfte in zentraler Stelle bündeln

Im zivilen Bereich liegt die allgemeine Zustimmung zu einer zentralen digitalen Abwehrstelle bei rund 60 Prozent. Eine Mehrheit geht ebenfalls davon aus, dass der deutsche Staat die Unternehmen beim Schutz vor IT-Angriffen unterstützen kann. Die Unternehmen wünschen sich eine frühzeitige Warnung vor Gefahren, Informationen über neue Risiken und Schutzmöglichkeiten sowie Unterstützung im Ernstfall. Nach Meinung der Befragten müsse die Kompetenz der staatlichen Stellen weiter ausgebaut werden. Fast zwei Drittel der Politiker und knapp drei Viertel der Führungskräfte zweifeln am aktuellen Status quo. Uneinigkeit zwischen den Berufsgruppen herrscht in Bezug auf die methodischen Ansätze, die zu einer neuen Sicherheitsarchitektur führen sollen: Drei Viertel der Politiker setzen auf stärkere staatliche Kompetenzen, 56 Prozent der Manager hingegen auf intensivierte Kooperationen zur Verknüpfung von Unternehmens-Know-how mit staatlicher Kompetenz.

 

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