Was kommt eigentlich nach der vernetzten Produktion?

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Digitale Produkte

Deutsche Unternehmen produzieren und vertreiben jedes Jahr Millionen von Dingen. Die Kernkompetenz liegt in der Entwicklung und Herstellung von hochwertigen Fahrzeugen, Geräten und Maschinen. Doch die immer stärker werdende Konkurrenz aus Asien, die Ressourcenknappheit und das Umdenken am Markt führen dazu, dass die Wachstumsaussichten in der reinen Produktion begrenzt sind. Die Konsumkultur wandelt sich hin zu mehr Nachhaltigkeit und Weitsicht, sodass Unternehmen neue Ansätze finden müssen, um Werte für ihre Zielgruppe zu generieren. Die zunehmende Vernetzung hilft dabei – eine Errungenschaft der Industrie 4.0 und der Industry of Things.

Unternehmen statten ihre Produkte zunehmend mit digitalen Komponenten und Sensoren aus, sodass diese miteinander kommunizieren, Signale empfangen und Technologien wie 5G und LoRaWan nutzen können. IoT-Komponenten schaffen einen transparenteren Einblick in den Zustand einzelner Produkte und ganzer Prozesse und ermöglichen so ein rechtzeitiges Eingreifen bei drohenden Schwierigkeiten. Doch ein wichtiger Schritt fehlt noch: die digitale Produktisierung. Das kann in der Praxis beispielsweise bedeuten, dass Hersteller aufgrund der gelieferten Daten ihrer vernetzen Dinge Rückschlüsse ziehen, welche Optimierungen möglicherweise Sinn ergeben. Je transparenter der Blick auf die jeweilige Maschine während der Nutzung ist, umso besser kann der Produzent erkennen, wie er sie noch effizienter gestalten könnte. Aus diesem Einblick ergeben sich zahlreiche Chancen für neue Servicemodelle und Beratungsangebote, die mit flexiblen, nutzungsabhängigen Preismodellen überzeugen können.

Plattform-Ökosystem

Vernetze Dinge und digitale Angebote sind die Basis für die Industrie 5.0, doch sie reichen als Einzelkomponenten nicht aus. Erst die Integration in digitale Ökosysteme schafft echte Mehrwerte. Dabei geht es nicht um rein technische Plattformen, sondern vor allem darum, dass die Interaktion verschiedener Akteure gefördert wird. Menschen und Technologien mit unterschiedlichen Aufgaben, Rollen und Zielsetzungen müssen miteinander in den Austausch treten, um echte Mehrwerte für alle Beteiligten zu generieren. Die technische Plattform kann etwa die Orchestrierung dieser Interaktionen übernehmen und einen Gesamtüberblick ermöglichen.

Dabei sind Ökosysteme wachsende Konstrukte, die sich zunächst rund um die verschiedenen vernetzten Produkte eines Unternehmens entwickeln werden. Im nächsten Schritt können sie sich über ganze Industriezweige hinweg ausbreiten und so die unternehmensübergreifende Vernetzung unterstützen. Doch wie entstehen daraus letztlich greifbare Mehrwerte? Einige Unternehmen haben bereits gezeigt, was die Integration physischer Dinge in digitale Ökosysteme leisten kann. Sie führt im besten Fall dazu, dass Anbieter digitale Services unabhängig von der zugrunde liegenden Hardware anbieten können und sozusagen von einer Cloud der Dinge profitieren: Der Mobilitätsdienstleister Uber besitzt beispielsweise keine eigenen Fahrzeuge, der Einzelhändler Alibaba keine eigenen Produkte und der Reiseanbieter Airbnb keine eigenen Immobilien.

Die Zukunft hat bereits begonnen

Die Entwicklung hin zur Industrie 5.0 ist bereits in vollem Gange. Unternehmen sind nun an der Reihe, virtuelle Produkte und Services auf der Basis der immer vernetzteren Infrastrukturen zu entwickeln. Wenn sie sich jederzeit darauf konzentrieren, welchen Nutzen sie ihrer Zielgruppe bieten wollen, werden sie immer unabhängiger vom jeweiligen Produkt und nutzen die Wachstumschancen, die sich aus digitalen Ökosystemen und dem smarten Konsum ergeben. Von dieser Strömung profitieren Wirtschaft und Umwelt gleichermaßen, es entstehen neue Wertschöpfungsmodelle und deutsche Betriebe können ihre Kernkompetenz – die Entwicklung und Produktion hochleistungsfähiger und langlebiger, vernetzter, physischer Dinge – für ihren eigenen Erfolg nutzen.

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