Exklusiv für Abonnenten

Generative Design in der Produktentwicklung

Anlagen mit Gespür für Produktentwicklung

Künstliche Intelligenz (KI) wird im verarbeitenden Gewerbe bislang oft dazu genutzt, Prozesse effizienter zu gestalten. Sie eignet sich aber auch für kreative Aufgaben in der Produktentwicklung, wie ein Anwendungsfall des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) geförderten Projekts KI-Marktplatz zeigt. Ziel ist es, den Einrichtungsprozess einer Fertigungsanlage zu optimieren. Möglich macht das eine Kombination aus KI und digitalem Zwilling.

(Bild: © Düspohl Maschinenbau GmbH)

Der RoboWrap ist eine von Düspohl Maschinenbau entwickelte Fertigungsanlage, die nahezu vollautomatisch und intelligent Holz-, Metall- oder Kunststoffprofile ummantelt, indem sie mithilfe von Andruckrollen eine dekorative Oberfläche auf dem gewählten Trägermaterial laminiert. Die so ummantelten Profile werden etwa für Fenster, Geländer oder Möbel verwendet. Gemeinsam mit dem Fraunhofer IEM arbeitet Düspohl im Rahmen des BMWK-Projekts KI-Marktplatz daran, die Automatisierung der Anlage zu vervollständigen. Die Positionierung der Andruckrollen erfolgt bei der Anlage zwar bereits vollautomatisch über Roboter, doch muss die Einstellung der Positionierung auf die jeweils gegebene Profilgeometrie einmalig noch manuell angepasst werden. Der RoboWrap wird dafür über eine Bedienoberfläche ‘geteacht’, bis das gewünschte Ummantelungsergebnis produziert wird. Diese Positionierungen können gespeichert und bei Bedarf beliebig häufig reproduziert werden.

Komplette Automatisierung

Um nun auch noch diesen Prozessschritt vollständig zu automatisieren, setzen die Entwicklerinnen und Entwickler von Düspohl und dem Fraunhofer IEM auf die Kombination aus selbstlernenden KI-Algorithmen und der digitalen Modellierung der Anlage in einem digitalen Zwilling. Im ersten Schritt wurde dafür ein Algorithmus entwickelt, mit dem die verwendeten Holz-, Metall- oder Kunststoffprofile erfasst werden können. Der Algorithmus erkennt also beispielsweise, ob eine Profilrolle rund, spitz oder konturiert ist und auf welche Ecken, Kanten oder Nuten bei der Verarbeitung zu achten ist. Im nächsten Schritt werden diese Merkmale den einzelnen Automatisierungsrobotern der Anlage zugeordnet. Mit welcher Art von Rolle die Roboter ein ihnen zugewiesenes Merkmal dann bestmöglich bearbeiten und wo genau sie die Rolle positionieren, wird im dritten Schritt ermittelt.

Historische Daten und digitaler Zwilling

Dafür greift die KI zum einen auf die während des Betriebs gesammelten historischen Daten von Robotereinstellungen zurück, analysiert diese und wendet sie für die neue Aufgabe an. Zum anderen nutzt die KI aber auch ein digitales Modell der Anlage – den digitalen Zwilling, um den Weg eines Profils durch den Ummantelungsprozess abzubilden. In diesem digitalen Zwilling können die möglichen Einstellungen der Anlage noch vor dem Produktionsbeginn simuliert und getestet werden. Die drei Schritte bilden zusammengenommen einen selbstlernenden KI-Zyklus, der mithilfe des digitalen Zwillings der Anlage, selbstständig die jeweils optimale Konfiguration eines Produktionsprozesses vorhersagen kann. Das manuelle ‘Einteachen’ des RoboWrap kann damit in Zukunft automatisiert erfolgen.

Das könnte Sie auch interessieren

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company könnten Unternehmen ihre Produktivität durch digitale Tools, Industrie 4.0-Technologien und Nachhaltigkeitsmaßnahmen steigern. Deren Implementierung von folgt oft jedoch keiner konzertierten Strategie.‣ weiterlesen

Hohe Geschwindigkeit und hohe Erkennungsraten sind die Anforderungen an die Qualitätskontrolle in der Verpackungsbranche. Wie diese Anforderungen erreicht werden können, zeigt das Unternehmen Inndeo mit einem Automatisierungssystem auf Basis von industrieller Bildverarbeitung und Deep Learning.‣ weiterlesen

Jeder zweite Betrieb investiert laut einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall zu wenig am Standort. Demnach verfügen rund 48 Prozent der Unternehmen über eine Transformationsstrategie. Zudem sehen die Betriebsräte ein erhöhtes Risiko für Verlagerungen.‣ weiterlesen

Ziel des neuen VDMA-Forums Manufacturing-X ist es, der zunehmenden Bedeutung von Datenräumen als Basis für neue, digitale Geschäftsmodelle Rechnung zu tragen. Wie der Verband mitteilt, soll das Forum auf dem aufbauen, was in der letzten Dekade durch das VDMA-Forum Industrie 4.0 erarbeitet wurde. ‣ weiterlesen

Ob es sich lohnt, ältere Maschinen mit neuen Sensoren auszustatten, ist oft nicht klar. Im Projekt 'DiReProFit' wollen Forschende dieses Problem mit künstlicher Intelligenz zu lösen.‣ weiterlesen

Wie kann eine Maschine lernen, sich in unserer Lebenswelt visuell zu orientieren? Mit dieser Frage setzen sich die Wissenschaftler am Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) aktuell auseinander – und entwickeln Lösungen.‣ weiterlesen

Die seit 2020 geltende staatliche Forschungszulage etabliert sich im deutschen Maschinen- und Anlagenbau mehr und mehr als Instrument der Forschungsförderung. Ein wachsender Anteil der Unternehmen nutzt die Forschungszulage. Besonders geschätzt werden die verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten sowie der erleichterte Zugang zur staatlichen Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE).‣ weiterlesen