Künstliche Intelligenz

KI-Standort Deutschland mit Nachholbedarf

Eine leistungsfähigere IT-Infrastruktur und staatliche Förderangebote könnten mehr Unternehmen dazu bewegen, KI-Anwendungen einzusetzen, so eine Studie des ZEW Mannheim im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi). Für den KI-Standort Deutschland sehen die befragten Unternehmen im Ländervergleich allerdings Verbesserungspotenzial.

Bild: ©Brian Jackson/stock.adobe.com

Bild: ©Brian Jackson/stock.adobe.com

Für 46 Prozent der für eine Studie des ZEW Mannheim befragten Unternehmen macht eine leistungsfähigere IT-Infrastruktur die Einführung von KI-Anwendungen wahrscheinlicher. Daneben stufen 44 Prozent der befragten Unternehmen staatliche Förderangebote für KI-Lösungen als bedeutenden Faktor ein, um Risiken und Unsicherheiten des Einstiegs abzufedern. „Die Verfügbarkeit von Daten aus öffentlichen Quellen, mehr Aufklärung in der Öffentlichkeit, Weiterbildungsangebote für die Beschäftigten und Anpassungen beim Datenschutz hemmen den KI-Einstieg hingegen nicht“, erklärt ZEW-Ökonom und Autor der Studie, Dr. Christian Rammer. Für die Studie wurden im Auftrag des BMWi 950 KI-affine Unternehmen befragt.

Kosten sind eine Herausforderung

Eine zentrale Herausforderung für Unternehmen, die KI bereits aktiv einsetzen, sind die Kosten für Entwicklung und Implementierung dieser Technologie, so die Studie. 46 Prozent der Befragten sehen darin ein großes Problem für die stärkere KI-Nutzung innerhalb einer Organisation. „Dies trifft vor allem auf junge und kleine Unternehmen sowie solche mit wenig ausgereiften KI-Anwendungen zu. Gleichzeitig fehlt es oft an Investitionsbudgets bei den Geschäftspartnern, um KI-Lösungen gemeinsam umzusetzen“, sagt Rammer. 47 Prozent der befragten Unternehmen sehen dies als Hemmnis und wünschen sich verbesserte Finanzierungsbedingungen. Im internationalen Vergleich wird genau das als eines der Defizite des KI-Standorts Deutschlands bei den Befragten wahrgenommen. 73 Prozent der Unternehmen bewerten die Situation in anderen Ländern besser.

Für KI-nutzende Unternehmen hemmt außerdem der Fachkräftemagel die Nutzung der Technologie: 84 Prozent der Unternehmen stufen dies als begrenzenden Faktor ein. „Das Angebot an Fachkräften mit KI-Kompetenz wird von den Unternehmen weniger gut als in anderen Industrieländern eingeschätzt. 57 Prozent der Befragten bewerten den Standort Deutschland in diesem Bereich schlecht“, so Rammer. Daneben ist auch für KI-aktive Unternehmen eine leistungsstarke IT-Infrastruktur bedeutend, um den KI-Standort Deutschland voranzubringen.

Guter Datenschutz

Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland bei der Sicherheit und dem Schutz von Daten gut ab: 57 Prozent der KI-aktiven Unternehmen geben an, dass die Datensicherheit besser ist als in anderen Industrieländern. 45 Prozent der Unternehmen bewerten die Regulierungen im Datenschutz als besonders vorteilhaft und 29 Prozent als vergleichbar mit anderen Industrieländern.

Bei der Datenverfügbarkeit und der Nutzung externer Daten zeigt die Studie jedoch ein anderes Bild: 62 Prozent der Befragten geben an, dass Deutschland hier schlechter positioniert sei als andere Länder. Mehr Vertrauen in KI-Lösungen sowie eine umfassendere öffentliche Debatte über den Nutzen von Anwendungen sehen 58 Prozent der befragten Unternehmen als ein wichtiges Aktionsfeld. Dies ist auch der Standortfaktor, bei dem Deutschland international am schlechtesten bewertet wird.

Das könnte Sie auch interessieren

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Hohe Geschwindigkeit und hohe Erkennungsraten sind die Anforderungen an die Qualitätskontrolle in der Verpackungsbranche. Wie diese Anforderungen erreicht werden können, zeigt das Unternehmen Inndeo mit einem Automatisierungssystem auf Basis von industrieller Bildverarbeitung und Deep Learning.‣ weiterlesen

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company könnten Unternehmen ihre Produktivität durch digitale Tools, Industrie 4.0-Technologien und Nachhaltigkeitsmaßnahmen steigern. Deren Implementierung von folgt oft jedoch keiner konzertierten Strategie.‣ weiterlesen

Jeder zweite Betrieb investiert laut einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall zu wenig am Standort. Demnach verfügen rund 48 Prozent der Unternehmen über eine Transformationsstrategie. Zudem sehen die Betriebsräte ein erhöhtes Risiko für Verlagerungen.‣ weiterlesen

Ziel des neuen VDMA-Forums Manufacturing-X ist es, der zunehmenden Bedeutung von Datenräumen als Basis für neue, digitale Geschäftsmodelle Rechnung zu tragen. Wie der Verband mitteilt, soll das Forum auf dem aufbauen, was in der letzten Dekade durch das VDMA-Forum Industrie 4.0 erarbeitet wurde. ‣ weiterlesen

Ob es sich lohnt, ältere Maschinen mit neuen Sensoren auszustatten, ist oft nicht klar. Im Projekt 'DiReProFit' wollen Forschende dieses Problem mit künstlicher Intelligenz zu lösen.‣ weiterlesen

Wie kann eine Maschine lernen, sich in unserer Lebenswelt visuell zu orientieren? Mit dieser Frage setzen sich die Wissenschaftler am Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) aktuell auseinander – und entwickeln Lösungen.‣ weiterlesen

Die seit 2020 geltende staatliche Forschungszulage etabliert sich im deutschen Maschinen- und Anlagenbau mehr und mehr als Instrument der Forschungsförderung. Ein wachsender Anteil der Unternehmen nutzt die Forschungszulage. Besonders geschätzt werden die verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten sowie der erleichterte Zugang zur staatlichen Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE).‣ weiterlesen