Künstliche Intelligenz für KMU: ein Leitfaden

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Problemselektion

Die Problemselektion leitet den Prozess ein. Ziel ist es, die vorhandenen Produktions- oder Kundenprobleme hinsichtlich unterschiedlicher Kriterien (u.a. Relevanz und Komplexität) gegeneinander abzuwägen und schließlich eine geeignete Problemstellung für ein KI-Projekt zu identifizieren. Sinnvollerweise werden zunächst weniger komplexe Probleme adressiert, die aber sehr relevant für das eigene Unternehmen sind. In der anschließenden Phase des Lösungsentwurfs wird der vorhandene Ist-Zustand visualisiert und ein möglicher Soll-Zustand entworfen. Durch Gegenüberstellung der beiden Zustände werden Maßnahmen identifiziert, auf deren Grundlage eine finanzielle Bewertung stattfinden kann. Im Falle einer positiven Bewertung wird der Lösungsentwurf in der abschließenden Phase Lösungsentwicklung bearbeitet.

Lösungsentwicklung

Die Lösungsentwicklung (Grafik) umfasst die Projektdefinition, die Datenaufnahme, das Herstellen des Verständnisses der Daten, das Prototyping und die Umsetzung. In der Projektdefinition ordnet das Projektteam – bestehend aus unterschiedlichen Expertengruppen – die funktionalen und infrastrukturellen Anforderungen den Projektmeilensteinen zu. Nach der Projektdefinition beginnen die Datenaufnahme und das Datenverständnis. Dabei gilt es, zwei Schritte zu berücksichtigen:

  • •  Domänenverständnis: Domänenexperten erklären den Data Scientists den Prozess, die Datenquellen und Abhängigkeiten für die Definition der IT-Infrastruktur (einschließlich der erforderlichen Sensorik). Anschließend erfolgt die Datenerfassung.
  • •  Explorative Datenanalyse: Erste Erkenntnisse über die Daten und ihre Qualität sind gewonnen, Datensätze werden zusammengefasst, die Datenverteilung visualisiert, Ausreißer identifiziert und behandelt.

Durch das Prototyping lässt sich feststellen, ob die verfügbaren Daten und entwickelten Modelle das Problem lösen können. Dabei ist folgendes Vorgehen sinnvoll:

  • • Durchführung der Datenvorbereitung
  • •  Bewertung der Modellierung sowie der ausgewählten Algorithmen anhand der zuvor definierten Leistungskennzahlen
  • •  Auswahl des besten Modells anhand von Bewertungsmetriken sowie weiterer Faktoren (z.B. Rechenzeit, Latenzzeit, etc.)
  • •  Training, Testen und Validieren des ausgewählten Modells
  • • Im Rahmen der Umsetzung wird folgendes Vorgehen vorgeschlagen:
  • •  Integration des Modells in die IT-Infrastruktur: Das integrierte Modell wird getestet und parallel im operativen Umfeld ausgeführt.
  • •  Abschluss des Testens: Beginnt sobald das Modell mit neuen, ungesehenen Daten aus dem Betrieb gute Ergebnisse erzielt.
  • •  Überwachung und Aktualisierung: Definition und Durchführung von Aufgaben, die zur Überprüfung und Verbesserung der Lösung während des laufenden Betriebs notwendig sind.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Handlungsempfehlungen stellen ein systematisches Vorgehen für die Einführung von KI-Technologien in KMU des Maschinen- und Anlagenbaus dar. Sie können ihnen als Wegweiser dienen, um ein eigenes KI-Projekt technisch und wirtschaftlich erfolgreich durchzuführen. Für Unternehmen, die sich strategisch mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinandersetzen wollen, stehen für den Implementierungsprozess zahlreiche öffentliche Unterstützungsangebote zur Verfügung, die sich mit industrierelevanten Fragestellungen auseinandersetzen.

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