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Cloud-Software Made in Germany

Heimvorteil in Sachen Cloud

Datenschutzbedenken bezüglich Cloud-Software sind in vielen deutschen Unternehmen noch hoch. Ist Cloud-Software aus Deutschland die Lösung? Deren Einsatz bringt unter anderem Vorteile mit sich, was den Standort betrifft. Vorteile internationaler Anbieter können wiederum im Preis sowie in der Funktionsvielfalt liegen.

Business man touching smart factory icon in virtual interface screen showing data of smart factory. Business industry 4.0 concept. (Bild: ake1150/Fotolia.com)

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Deutsche Unternehmen liegen im Vergleich zu Unternehmen aus vielen anderen Ländern in Europa und besonders den USA noch weit zurück, was den Einsatz von Software-as-a-Service (SaaS) angeht – eine Situation, die sich laut der CIO-Umfrage 2017 von Gartner jedoch ändert. In der Studie werden IT-Trends im deutschen Markt mit internationalen Trends verglichen. Die befragten deutschen CIOs haben im Jahr 2017 den höchsten Betrag an neuen Fördergeldern in den Bereichen Business Intelligence & Analytics, ERP und Cloud-Lösungen ausgegeben. Im Vergleich zu den weltweit befragten CIOs liegt Deutschland mit den geplanten Ausgaben hier über dem Durchschnittswert. Ihre Ausgaben für die Digitalisierung wollten deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr um 14 Prozent steigern. Großunternehmen setzen in ihren täglichen Prozessen bereits Cloud-Technologien ein und planen auch für die folgenden Jahre weitere Ausgaben. Diese Trends kommen auch bei kleinen und mittleren Unternehmen an, die bei der Implementierung von Cloud-Software jedoch noch deutlich hinterherhinken. Eine Studie der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und der Forcont Business Technology aus dem Jahr 2017 zum Thema Nutzung von Cloud-Services im Mittelstand fand heraus: Der Hauptgrund für diese Zurückhaltung beim Einsatz von SaaS-Lösungen bei Nicht-Nutzern sind mit knapp 91 Prozent Bedenken zur Datensicherheit. Auch aus Anwendersicht werden diese Bedenken von 88 Prozent der Befragten genannt. Die USA haben im SaaS-Bereich die Nase vorn. Die meisten Top Software-Anbieter und Cloud-Produkte stammen aus Amerika. Dies ist für deutsche Unternehmen nicht förderlich, um Datensicherheitsbedenken abzulegen und in die Cloud zu wechseln.

Vorteile und Nachteile

“Man muss sagen, der deutsche SaaS-Markt hat in den letzten Jahren kräftig aufgeholt. Das gilt grundsätzlich, was Software angeht und auch was die Bedürfnisse der Kunden angeht. Der deutsche Markt war lange Zeit weit hinterher. Mittlerweile gibt es viele Initiativen, die auch im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig sind”, sagt René Büst, Research Director bei Gartner. Die Vorteile deutscher Softwareprodukte liegen in der Sprache und der Lokalisierung: Vergleichsweise wenige internationale Anbieter stellen ihre Software auch in deutscher Sprache bereit und auch beim Kundensupport wird meist kein direkter Ansprechpartner für Deutschland zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig kann es bei der Integration der Währung zu Problemen kommen. Internationale bzw. amerikanische Cloud-Lösungen haben oft einige Vorteile gegenüber deutschen Produkten: Sie sind im Durchschnitt billiger, teilweise technologisch ausgereifter und weisen teils eine höhere Funktionsvielfalt auf. “Es gibt Tools, bei denen deutsche SaaS-Anbieter eindeutig die Nase vorn haben. Das sind Tools, bei denen landspezifische Standards und Normen wie z.B. GoBD (Anforderungen des Finanzamts an die IT-gestützte Buchführung) in der Software benötigt werden. Gerade diese spezifischen Funktionen sind in der Entwicklung aufwändig und somit für den Preisunterschied zu amerikanischen Produkten verantwortlich,” erklärt Dr. Ricco Deutscher, CEO beim Subscription-Management-Anbieter Billwerk.

Rechenzentren in Deutschland

Deutsche Anbieter haben in der Regel auch Rechenzentren in Deutschland, auf denen die Anwendungen und Services bereitgestellt werden. Das heißt, dass Daten in Deutschland nach deutschen Rechtsnormen gespeichert werden. Seit vergangenem Jahr können auf Grund der DSGVO viele amerikanische Softwareprodukte in Deutschland rechtlich nicht mehr verwendet werden. Ein Beispiel: Vor der Verordnung war es kein Problem, Kassensoftware aus den USA zu verwenden. Nach Eintritt der neuen Gesetzgebung ist jedoch besondere Vorsicht geboten: Nur einige der Tools sind DSGVO-konform und dürfen weiterhin verwendet werden. Viele Unternehmen kommen nicht umhin, ihre amerikanische Software durch eine deutsche bzw. europäische Lösung zu ersetzen. Und die DSGVO ist noch lange nicht alles. Die EU wird vermutlich eine weitere Verordnung, die ePrivacy-Verordnung (ePVO), aufsetzen. Die ePVO ist im Gegensatz zur DSGVO nur für Unternehmen relevant, die Kommunikationsdienste betreiben. Insgesamt lässt sich durch all diese Veränderungen eine eindeutige Entwicklung erkennen: Die steigenden Datenschutzanforderungen in Europa zwingen Unternehmen zum Umdenken und Software made in Germany gewinnt immer mehr an Bedeutung.

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