Exklusiv für Abonnenten

Übernahmen für zusätzliches Knowhow

Disruption treibt weltweites M&A-Geschäft

Wie die Managementberatung Bain & Company mitteilt, ist das Volumen strategischer M&A-Deals (Mergers and Acquisitions) 2018 auf 3,4 Billionen US-Dollar gestiegen. Mit M&A-Transaktionen wollen Unternehmen vorrangig disruptiven Marktveränderungen und wachsendem Umsatzdruck begegnen. Die Managementberatung analysierte zudem, dass es erstmals mehr umsatzgetriebene Scope- als kostengetriebene Scale-Deals gab.

 (Bild: Bain & Company Germany)

(Bild: Bain & Company Germany)

Das weltweite Geschäft mit strategischen Firmenübernahmen boomt. Entsprechend steigt auch das M&A-Volumen. Der Chemiekonzern Bayer übernahm im vergangenen Jahr den US-Saatgutanbieter Monsanto für 66 Milliarden US-Dollar, der Industriegasehersteller Linde schloss sich mit US-Wettbewerber Praxair im Rahmen einer 50-Milliarden-US-Dollar-Transaktion zusammen. Insgesamt belief sich das M&A-Volumen 2018 auf 3,4 Billionen US-Dollar – und erreichte damit das zweithöchste Niveau der vergangenen 20 Jahren. In ihrer Studie ‘M&A in Disruption: 2018 in Review’ beleuchtet die Managementberatung Bain & Company Hintergründe und Treiber der gegenwärtigen Entwicklungen.

Herausforderungen begegnen

“2018 war ein Jahr der starken Veränderungen”, sagt Bain-Partner und M&A-Experte Dr. Wilhelm Schmundt. “Der schnelle technologische Wandel, Kapital im Überfluss sowie ambitionierte Wachstumsziele setzen Unternehmen weltweit unter hohen Druck. Mit Übernahmen wollen sie diesen Herausforderungen begegnen.” Erstmals gab es mehr umsatzgetriebene Scope- als Scale-Deals, mit denen vor allem Skaleneffekte und damit Kostenvorteile erzielt werden sollen. “Wir erleben gerade einen Umbruch”, so Schmundt. “Firmenkäufe werden vorrangig genutzt, um Wachstum zu beschleunigen und zusätzliches Knowhow ins Unternehmen zu holen.” Tatsächlich würden, so die Managementberatung, mittlerweile rund 15 Prozent der größeren strategischen Übernahmen dem Erwerb neuer Fähigkeiten dienen – 2015 waren es noch zwei Prozent. Die Dynamik bei kleineren Deals dürfte noch größer sein. Dafür spreche laut Bain & Company die Vervierfachung der Corporate-Venture-Capital-Investitionen seit 2013. Insgesamt steht bei jeder dritten Knowhow-getriebenen Übernahme im Vordergrund, digitale Kompetenzen für das Unternehmen zu gewinnen. Dies reicht von autonomem Fahren und digitaler Fertigung über E-Commerce und digitalem Marketing bis hin zu Internet der Dinge und Cybersecurity. @Kontakt Fachartikel: mst/Bain & Company Germany, Inc.

Vier wichtige Trends verändern das M&A-Geschäft

Neben der Zunahme von Scope-Deals bringt die Bain-Studie vier weitere Trends zutage:

– Finanzinvestoren agieren zunehmend wie strategische Käufer. Noch sind bei mehr als 80 Prozent der Übernahmen Unternehmen die Käufer. Doch der Einfluss vor allem von Private-Equity-(PE-)Gesellschaften wächst – selbst bei sehr großen Transaktionen. In Deutschland sorgte 2017 die Übernahme des MDAX-Konzerns Stada durch zwei PE-Fonds für Furore.

– Aktivistische Investoren fordern M&A-Aktivitäten. Weltweit steigt die Bedeutung aktivistischer Investoren und in deren Überlegungen spielen M&As eine immer wichtigere Rolle. In den ersten zehn Monaten 2018 zielte bereits jede fünfte Kampagne dieser Investoren auf M&A-Transaktionen ab.

– Regierungen mischen sich ins M&A-Geschäft ein. Der Verkauf heimischer Unternehmen ins Ausland lässt Regierungen rund um den Globus zunehmend misstrauischer werden. Auch Deutschland hat mittlerweile mehr gesetzliche Handhabe und kann solche Käufe schon ab einer Beteiligung von 10 Prozent prüfen.

– Überregionale Firmenkäufe verlieren an Bedeutung. Geopolitische Unsicherheiten, weltweite Handelskriege sowie weniger strukturelle Vorteile schmälern die Attraktivität von Unternehmenskäufen über Kontinente hinweg. Die Zahl solcher Übernahmen sinkt, wenngleich Mega-Deals wie der von Bayer das Volumen 2018 noch einmal steigen ließen.

Das könnte Sie auch interessieren

Nach Bitkom-Berechnungen fehlen bis zum Jahr 2040 mehr als 660.000 IT-Fachkräfte. Welche Maßnahmen helfen könnten, diesem Trend entgegenzuwirken, hat der Verband beleuchtet. Potenziale liegen unter anderem darin, mehr Frauen für IT-Berufe zu begeistern oder den Quereinstieg zu erleichtern.‣ weiterlesen

Jeder zweite Betrieb investiert laut einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall zu wenig am Standort. Demnach verfügen rund 48 Prozent der Unternehmen über eine Transformationsstrategie. Zudem sehen die Betriebsräte ein erhöhtes Risiko für Verlagerungen.‣ weiterlesen

Die Zahl der offenen Stellen in den Ingenieurberufen ist trotz konjunktureller Eintrübung hoch. Laut VDI Ingenieurmonitor beginnen allerdings weniger Menschen ein Studium in Ingenieurwissenschaften und Informatik.‣ weiterlesen

Für die Digitalisierung braucht es in Zukunft mehr Fachkräfte. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, in welchen Digitalisierungsberufen bis 2027 die meisten Stellen unbesetzt bleiben dürften.‣ weiterlesen

Marktunsicherheiten halten Unternehmen laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung Horváth nicht von Transaktionen ab. Sechs von zehn Industrieunternehmen sind gezielt auf der Suche nach Kaufoptionen mit KI-Expertise.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen sehen den Einsatz von Digitalisierung und KI zur Optimierung der Effizienz und zur Senkung des Energieverbrauchs als effektiver an als Offshoring. Das geht aus einer Untersuchung von Statista im Auftrag von Avanade hervor.‣ weiterlesen

Laut einer Untersuchung der Job-Plattform Stepstone halten Unternehmen vermehrt nach Beschäftigten mit KI-Skills Ausschau. Soft Skills sind im untersuchten Zeitraum sogar noch gefragter gewesen. Für die Untersuchung hat Stepstone alle Stellenangebote seit 2019 analysiert.‣ weiterlesen

Die Ausgaben der Wirtschaft für Innovationen sind im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr in Deutschland deutlich um 6,8 Prozent auf 190,7Mrd.€ angestiegen. Dies geht aus der aktuellen Innovationserhebung 2023 des ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hervor.‣ weiterlesen

Für das aktuelle Allianz Risk Barometer wurden 3000 Risikoexperten befragt. Das ­Ergebnis: Als größte Risiken nennen die Teilnehmer Datenpannen, Angriffe auf kritische Infrastruktur oder Vermögenswerte und vermehrte Ransomware-Attacken. Anders als weltweit schafft es der Fachkräftemangel in Deutschland auf Platz 4.‣ weiterlesen

In Potsdam laufen die Vorbereitungen für eine vollständig digitale Universität. Die beiden Initiatoren Mike Friedrichsen und Christoph Meinel wollen damit dem IT-Fachkräftemangel entgegenwirken.‣ weiterlesen

Der Fachkräftemangel ist für viele Unternehmen ein drängendes Problem. Laut einer Studie von Schneider Electric und Omdia sind 70 Prozent der darin befragten Industrieunternehmen der Meinung, dass die Digitalisierung dazu beiträgt, dieses Problem zu bewältigen. 45 Prozent sehen in der Digitalisierung sogar den Hauptgrund für die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen.‣ weiterlesen