Neues aus der Smartfactory-KL


Was lässt sich von der Smartfactory-KL lernen?

Zühlke: Die Art, wie man Zusammenarbeit organisiert. Wir haben teilweise Konkurrenten an Bord, die sich am Anfang mit der offenen Zusammenarbeit schwer tun. Wir haben sehr viel Erfahrung, in solchen Fällen zu vermitteln. Das geben wir gerne weiter. Dann haben wir für uns eine Reihe von Standards entwickelt, die man braucht, um ab dem Stecker für Interoperabilität zu sorgen. Wir tragen das Anliegen nach außen, solche Standards auch extern einzusetzen. Wir hatten Gespräche mit der EU-Kommission, die das auch gerne fördern würde. Zurzeit arbeiten wir daran, eine kleinere Gruppe von europäischen Ländern davon zu überzeugen, sich an einem solchen Projekt zu beteiligen. Die EU plant aktuell hohe Ausgaben, um ein Netzwerk namens Digital Innovation Hubs aufzubauen. Wir schauen deshalb schon jetzt nach Ländern, die später gerne mitmachen würden. Belgien-Flandern mit der Initiative Flanders Make ist bereits Mitglied, das Baskenland in Spanien hat seinen Beitritt angekündigt und auch von den Niederländern haben wir schon eine Zusage. Es gab bereits positive Rückmeldung aus Italien, jedoch ist die Situation im Moment etwas schwieriger geworden. Ich glaube, wir werden einige große Länder zusammen bekommen, die eine kompatible Anlage mit unseren Standards errichten. Was wir heute mit unserer deutschen Plattform machen, wollen wir europa- und weltweit erproben.

Diese Länder werden eigene Industriekonsortien mit eigenen Projekten starten, die dann untereinander kollaborieren?

Zühlke: Sie müssen ihre Industrie zur Kollaboration bringen, um voneinander zu lernen. Das scheinen viele verstanden zu haben. Vielleicht erwerben die Akteure die leeren Rahmen von uns, mit den ganzen Kleinteilen wie Stecker und Kabel. Und was in die Modulkästen kommt, soll ihre eigene Industrie entwickeln. Aber da dies auf Basis der Standards geschieht, die wir verwenden, sind wir untereinander kompatibel und können Module auch austauschen.

Auf einer Pressekonferenz des Bitkom hieß es kürzlich, Maschinendatenerfassung und Cloud-Anbindungen seien bereits Industrie 4.0-Technologien. Wie sehen Sie das?

Zühlke: Industrie 4.0 wurde nie definiert. Es war ein Schlagwort, das im April 2011 zur Hannover Messe vorgestellt wurde. Also die Vernetzung in der Industrie ist nichts ganz neues. Nur die vertikale und horizontale Durchgängigkeit – die wir über Standards sicherstellen – haben völlig neue Möglichkeiten eröffnet, etwa an Daten heran zu kommen, zu nutzen und wieder zurückzuspeisen. Also ich glaube, Industrie 4.0 ist die Vernetzung aller Komponenten auf der Basis einheitlicher Standards, sodass sich letztendlich alles miteinander betrachten lässt und alles miteinander kommunizieren kann.

Martin Ruskowski: Eigentlich ist es mehr ein Zeitalter, über das wir sprechen, in dem wir auf Basis von Internettechnologie immer neue Mehrwerte aus der Vernetzung von Anlagen ziehen können. Industrie 4.0 lässt sich daher auch als Philosophie einer Digitalisierung der Produktion verstehen, die letztlich sehr umfassend ist. Die Technologien dazu heißen dann etwa Edge Devices, vertikale Integration und Augmented Reality. Industrie 4.0 ist viel mehr als nur eine Technologie.

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