Smart Engineering and Production 4.0


Starten statt warten

SEAP ist also mehr als nur eine innovative und zeitsparende Applikation für den Schaltschrankbau, darin sind sich alle einig: “SEAP ist der Beweis, dass es funktioniert”, sagt Bent abschließend: “Wir haben gezeigt, dass der digitale Zwilling unserer Produkte und der digitale Zwilling des Schaltschranks in einer technischen Semantik heute so ausreichend beschreibbar sind, dass man damit wirklich eine Produktion in all ihren Schritten steuern kann. Das ist schon mal ein sehr deutlicher Proof of Concept. Wie weit entspricht das jetzt der zukünftigen Struktur einer Verwaltungsschale der Industrie-4.0-Komponente? Auch das entwickelt sich natürlich weiter. Wir glauben, dass wir mit den Datenstrukturen, die wir hier definieren, einen ganz wichtigen Beitrag zu der Definition der Verwaltungsschale liefern können. Und das geht letztendlich nur über solche Testbeds, wie wir sie mit SEAP zeigen.” Auch Brandl sieht die Zeit reif für den Einstieg: “Ich glaube, der größte Fehler, den man im Moment begehen kann, ist nichts zu tun. Ich würde jedem Unternehmen und jedem Unternehmer empfehlen: Greifen Sie sich Themen heraus, bei denen Sie heute einen konkreten Nutzen sehen. Nutzen Sie die Standards oder Ansätze, die bereits verfügbar sind und sammeln Sie daraus die Erfahrung, auf der man später aufbauen kann. Es wird nicht funktionieren, darauf zu warten, dass die gesamte Standardisierung durchgängig da ist, dass alle Komponentendaten durchgängig verfügbar sind, die man idealerweise gerne hätte, um seine Prozesse zu digitalisieren. Dann ist es zu spät.” Das sieht auch Steffen so: “SEAP ist nicht nur ein Messe-Exponat, sondern immer auch eine Einladung zur Diskussion. Ich würde jedem Kunden empfehlen, sich damit zu befassen und – gespiegelt an seiner eigenen Situation – abzuleiten, was für ihn selbst passend ist. Das ist sehr individuell. Ich würde aber auch in jedem Fall sagen: Wer gar nichts tut, wird irgendwann in ein gravierendes Problem laufen.” (kbn)

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Es gibt zahlreiche Anbieter von digitalen Plattformen und Ökosystemen. Gerade die Industrie setzt vielfältige Projekte um. Die verfügbare Technologie ist ausgereift und bewährt. Wollen Firmen einsteigen, müssen sie zunächst herausfinden, welchen Content sie vermarkten wollen – welche Dateninhalte also wirklich Geld wert sind. Wollen Unternehmen Daten und digitale Services vertreiben, benötigen sie eine Plattform, die als Drehkreuz zwischen Daten, Systemen und Kunden fungiert. Dabei spielen Methoden, Speichermedien, Funktionen, Anwendungen, Benutzerschnittstellen und Systemanbindungen entscheidende Rollen. Für Unternehmen stellen sich dabei folgende Fragen.

  • • Wie werden die Systemdaten erzeugt und übertragen?
  • • Woher kommt der Content?
  • • Wie werden die Anwender eingebunden?
  • • Wie werden Technologien, wie Künstliche Intelligenz oder Deep Learning, integriert?
  • • Wie werden die Daten gespeichert?
  • • Wie wird die digitale Plattform verwaltet?

Diese Fragen konzentrieren sich vor allem auf die Technologie und die Umsetzung. Potenzielle Nutzer interessieren sich jedoch eher für die Eigenschaften, Funktionen und Merkmale der digitalen Produkte an sich. Die technische Umsetzung ist das Hilfsmittel für den Verkauf digitaler Produkte, so wie der Supermarkt das Hilfsmittel ist, um analoge Produkte zu erwerben. Daher sind entscheidende Fragen für den Content digitaler Ökosysteme:

  • • Wie verbindet man System und Content?
  • • Wie wird der Content erstellt?
  • • Welchen Content brauchen die Anwender?
  • • Welcher Content ist notwendig?
  • • Wie wird aus dem Content ein Business Case?

Jeder Content, der Umsatz bringt, ist am Ende der ‘richtige’ Content. Doch was genau versteht man darunter? Laut Duden geht es um ‘qualifizierten Inhalt oder Informationsgehalt’. Der Begriff selbst wurde vor allem in der Webseitenentwicklung verwendet und steht in der Industrie 4.0 für ‘relevante Dateninhalte’. Ein Beispiel: Für die Predictive Maintenance (vorausschauende Wartung) werden Daten und Algorithmen für das Monitoring, für die Fehlersuche und für die Fehlerabstellung benötigt. Diese Algorithmen und Daten sind Content, mit dem sich Geld verdienen lässt. Gleiches gilt für Inbetriebnahme-Algorithmen für Anlagen und Produkte, Upgrades und Optimierungen für Funktionen und Algorithmen sowie für Daten für die Wartung oder Inspektion von Anlagen und Produkten. Content kann vom System, von Anwendern, aber auch von Funktionen erstellt und genutzt werden. Im Erfolgsfall ist Content von Experten strukturiert, wird von Fachleuten designt, verbindet die Systeme inhaltlich miteinander, wird von Funktionen verwendet, wird von Anwendern genutzt, und ist bezahlbar. Aus diesen Merkmalen leiten sich folgende Aufgaben ab:? Content definieren und strukturieren

  • • Content methodisch designen
  • • Systeme verbinden
  • • Content für Funktionen verwenden
  • • Content nutzbar machen
  • • Bezahlmodell entwickeln

Nicht die Plattform entscheidet, wie der Content aussehen muss, sondern umgekehrt. Es sollte anhand des Contents und der Funktionen entschieden werden, wie die Plattform umgesetzt werden muss. Ausgehend von den Anforderungen der Kunden an die Funktionen und Daten, muss der Content so entwickelt werden, dass er in den Funktionen der Plattform verwendet werden kann. Speziell ist darauf zu achten, dass sich die Funktionen mit dem Format der Daten geeignet umsetzen lassen. Anbieter sollten sich also mit den Daten beschäftigen, die verkauft werden sollen, deren digitale Strukturen zu definieren und über geeignetes Datenformat entscheiden.

Auf der Hannover Messe stellt die Aucotec AG (Halle 6, Stand K28) ein Cloud-Modell für ihre kooperative Plattform Engineering Base (EB) vor. Ab sofort können Anwender das Lizenzportfolio der Software ohne Hardware-Installationen, Administrations- und Pflege-Aufwand nutzen. ‣ weiterlesen