DGB-Ausbildungsreport 2020

Azubi-Zufriedenheit schwankt je nach Branche

Mehr als 70 Prozent der Auszubildenden in Deutschland sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. Dies geht aus dem aktuellen DGB-Ausbildungsreport hervor. Der Report zeigt jedoch auch, dass Auszubildende oft hoher Arbeitsbelastung ausgesetzt sind und die Qualität der Berufsschulen beklagen.

(Bild: ©Andrey/Kiselev.Fotolia.com)

Fast ein Viertel der Auszubildenden kann sich nach der Ausbildung nicht richtig erholen, Betriebe und Berufsschulen sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln oft nur schwer erreichbar und viele Azubis sind mit der Qualität der Berufsschulen unzufrieden. Das sind die Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend, für den 13.347 Auszubildende aus den 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen befragt wurden.

Hohe Belastung

Schon vor Corona haben viele Auszubildende die hohe Arbeitsbelastung während ihrer Ausbildung beklagt. Laut DGB-Ausbildungsreport gaben insgesamt 24,7 Prozent der Befragten an, sich nach der Ausbildung nicht richtig erholen zu können. Ausbildungsfremde Tätigkeiten, wie Toiletten putzen, Gläser spülen und tagelange Renovierungsarbeiten im Betrieb, mussten mehr als zwölf Prozent der Befragten ‘immer’ oder ‘häufig’ erledigen. Mehr als 34 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Betrieb ihnen keinen Ausbildungsplan vorgelegt hätte, obwohl dieser gesetzlich vorgeschrieben ist. “Eine Ausbildung ist und bleibt ein Lernverhältnis. Azubis dürfen nicht als billige Arbeitskräfte eingesetzt werden”, sagt Manuela Conte, DGB-Jugendsekretärin. Große Probleme gibt es nach wie vor bei der Ausbildungsqualität in der Berufsschule. Mehr als 43 Prozent der Auszubildenden finden die fachliche Qualität des Berufsschulunterrichts nur befriedigend bis mangelhaft. “Niemand hat Lust auf Unterricht in maroden und kaputten Gebäuden. Die Berufsschulen brauchen dringend mehr Geld. Es fehlen Lehrkräfte, es fehlt technische Ausstattung, die Bausubstanz ist teilweise marode. Die Corona-Krise hat dazu den digitalen Nachholbedarf an vielen Berufsschulen deutlich gemacht”, so Conte.

Werden Azubis übernommen?

Fast 40 Prozent der Auszubildenden wissen im letzten Ausbildungsjahr noch immer nicht, ob sie von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen werden. Selbst wenn es eine Übernahmezusage gibt, werden knapp 30 Prozent dieser Azubis nur zeitlich befristet eingestellt – meist bis zu einem Jahr. “Wer eine Ausbildung macht, braucht auch eine Perspektive für die Zeit danach. Wir wollen die unbefristete Übernahme”, so Manuela Conte.

Gerade in der dualen Ausbildung sind junge Menschen darauf angewiesen, die Lernorte Berufsschule, Hochschule und Betrieb gut und kostengünstig zu erreichen. Doch mit öffentlichen Verkehrsmitteln können 35 Prozent der befragten Auszubildenden nur schlecht ihren Betrieb und fast 20 Prozent kaum die Berufsschule erreichen. Die meisten Auszubildenden wohnen noch zu Hause (72 Prozent). Dabei möchten zwei Drittel der Befragten gern in einer eigenen Wohnung leben, können sich dies aber wegen der hohen Mieten und der oft zu geringen Ausbildungsvergütung nicht leisten. Der DGB fordert daher bezahlbare und attraktive Wohnheime.

Das könnte Sie auch interessieren

Wanja Wiese untersucht die Bedingungen, die für ein Bewusstsein erfüllt sein müssen. Mindestens eine findet er im Computer nicht.‣ weiterlesen

Der weltweite Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen wird härter, da die Produkte aus Fernost besser werden und fast immer günstiger sind. Aber Chinas Industrie profitiert auch von Subventionen auf breiter Front. Eine vom VDMA beauftragte Studie bilanziert die Wettbewerbsposition Chinas auf den Weltmärkten im Maschinen- und Anlagenbau und zeigt Handlungsoptionen auf.‣ weiterlesen

Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Gesundheit verschiedener Beschäftigungsgruppen aus? Dieser Frage ist das ZEW Mannheim nachgegangen und kommt zu dem Ergebnis, dass sich vor allem der Gesundheitszustand von Arbeitern verschlechtert.‣ weiterlesen

Mit dem TechnikRadar untersuchen Acatech, die Körber-Stiftung und das Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart jährlichen, wie sich die Technikeinstellungen in der Bevölkerung in den letzten Jahren verändert haben und dass die Deutschen im Vergleich mit ihren europäischen Nachbarn Technik differenzierter bewerten. Die Daten aus den seit 2017 regelmäßig durchgeführten Repräsentativumfragen lassen einen Längsschnittvergleich zu – und dieser zeigt: In einigen zentralen Fragen haben sich ältere und jüngere Menschen in Deutschland stetig voneinander entfernt. ‣ weiterlesen

Die strukturelle Verbesserung der Kosten und Profitabiltät steht für große Industrieunternehmen in diesem Jahr ganz oben auf der Managementagenda. Für zwei Drittel der Vorstände hat das Thema laut einer Studie der Managementberatung Horváth größte Bedeutung. Im Zuge dessen setzt sich die Deglobalisierung der Unternehmen fort: aus Exportweltmeistern werden transnationale Organisationen. Deutschland profitiert hier laut der Studie nicht. ‣ weiterlesen

Um die Produktivität sowie die Zufriedenheit der Beschäftigten zu verbessern, setzen Employee-Experience-Führungskräfte laut einer Befragung des Softwareanbieters Zendesk vermehrt auf KI – die Mehrheit der Befragten beobachtet dadurch bereits Verbesserungen der Arbeitsqualität. ‣ weiterlesen

86 Prozent sehen die Digitalisierung grundsätzlich positiv. Dennoch fühlen sich laut einer Befragung von Bitkom Research 41 Prozent häufig überfordert. Auch schätzt eine Mehrheit das Land als digital gespalten ein. ‣ weiterlesen

Während viele Arbeitnehmende davon ausgehen, dass ihre aktuellen Kompetenzen auch für künftige Herausforderungen am Arbeitsmarkt ausreichen, zeichnet sich auf Seiten der Arbeitgebenden ein anderes Bild. Mehr als 60 Prozent der Unternehmen sehen hier einen Nachqualifizierungsbedarf.‣ weiterlesen

Mehr als die Hälfte der für eine ProAlpha-Studie befragten Unternehmen plant, Produktionskapazitäten ins Ausland zu verlagern. Der Grund: nationale sowie internationale Regulierungen wie etwa das deutsche Lieferkettengesetz.‣ weiterlesen

Zwar ist die Fachkräftelücke im MINT-Bereich im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Dennoch konnten laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft mindestens 235.400 Stellen nicht besetzt werden.‣ weiterlesen

Nach Bitkom-Berechnungen fehlen bis zum Jahr 2040 mehr als 660.000 IT-Fachkräfte. Welche Maßnahmen helfen könnten, diesem Trend entgegenzuwirken, hat der Verband beleuchtet. Potenziale liegen unter anderem darin, mehr Frauen für IT-Berufe zu begeistern oder den Quereinstieg zu erleichtern.‣ weiterlesen