Neues Positionspapier von Acatech

Verantwortung für nachhaltige Technikentwicklung übernehmen

Acatech – die deutsche Akademie für Technikwissenschaften spricht sich in einem neuen Positionspapier dafür aus, bei der Entwicklung neuer Technologien auch die Verantwortung, die damit einhergeht, zu übernehmen. Die Entwicklung einer solchen ‘Kultur der Verantwortung’ kann bereits in den Studiengängen beginnen.

(Bild: ©duncanandison/stock.adobe.com)

Wer neue Technologien entwickelt und in die Anwendung bringt, trägt Verantwortung, soweit die Theorie. In der Praxis zeigt sich jedoch oftmals, dass Verantwortlichkeiten diffundieren. Das liegt nicht zuletzt an der zunehmender Komplexität und technischer, sozialer und ökologischer Zusammenhänge. In einem neuen Positionspapier will Acatech aufzeigen, was Unternehmen, Institutionen und Universitäten tun können, um zu einer ‘Kultur der Verantwortung’ in der Technikentwicklung beizutragen.

Beginnend mit geeigneten Veranstaltungen in der Hochschullehre bis hin zu einem Ombudssystem in Unternehmen. Verantwortung übernehmen heißt, für die Folgen einer Handlung einzustehen. Daraus ergeben sich essenzielle Grundfragen: Wer ist wofür wem gegenüber verantwortlich? Wissenschaftliche Entwicklungen können weitreichende Folgen haben, umso wichtiger ist ein Grundvertrauen der Gesellschaft gegenüber der Wissenschaft. Forscherinnen und Forscher, Ingenieurinnen und Ingenieure tragen nicht nur eine Verantwortung gegenüber ihren Arbeitgebern, Beschäftigten oder Nutzern, sondern zugleich gegenüber dem Gemeinwohl und dem Schutz der Umwelt.

Strukturen schaffen

Acatech plädiert dafür Strukturen zu schaffen, die eine Kultur der Verantwortung auf allen Ebenen etablieren. Dabei geht es sowohl darum rechtliche und technische Standards einzuhalten als auch im eigenen Arbeitsalltag ethische Verantwortung für Technikentwicklungen zu übernehmen. Dem Positionspapier liegen Gespräche mit Unternehmen zugrunde, u.a. aus der Automobilindustrie, der Life-Science- und der IT-Branche. Darüber hinaus hat das Autorenteam Gespräche mit einer Wissenschaftsorganisation und Bundesämtern geführt. Bei vielen der Befragten ist die Verantwortungskultur ein wichtiges Thema. Während es bei Beamten das Remonstrationsrecht gibt – das heißt, die Möglichkeit einer Anweisung von Vorgesetzen zu widersprechen – fehlen in der Privatwirtschaft Mechanismen dieser Art. Weiterhin stehen einer offenen Diskussionskultur in Unternehmen und Institutionen oftmals Loyalitätskonflikte, Karrierehemmnisse und Geschäftsgeheimnisse entgegen.

Ombudsstelle einrichten

Eine Ombudsstelle einzurichten oder eine Ombudsperson zu benennen, wo Beschäftigte Hinweise und Kritik auch anonym einreichen können, kann Unternehmen und Institutionen dabei helfen, solche Probleme zu überwinden, so die Autoren. Ombudssysteme können die Zuschreibung von Verantwortung verdeutlichen und dazu beitragen, dass diese Verantwortung klar benannt und wahrgenommen wird.

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