Innovationserhebung 2020

Neuer Spitzenwert und unsicherer Ausblick

Im Jahr 2019 haben die Innovationsausgaben deutscher Unternehmen einen neuen Rekordwert erreicht. Für 2020 gehen die Autoren der Innovationserhebung von einem Rückgang der Ausgaben aus.

Bild: ZEW

Bild: ZEW

Die Innovationsausgaben der Unternehmen in Deutschland sind im Jahr 2019 erneut gestiegen und erreichten mit 176,9Mrd.€ einen neuen Spitzenwert. Im Vergleich zum Jahr 2018 ein Anstieg um 2,1 Prozent. Das geht aus der Innovationserhebung 2020 hervor, die das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem Institut für angewandte Sozialwissenschaften und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt hat. Demnach ist auch der Anteil der Unternehmen gestiegen, die kontinuierlich Forschung und Entwicklung betreiben – im Jahr 2019 um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Geringerer Anstieg als erwartet

Der Anstieg sei geringer ausgefallen als zunächst geplant, so die ZEW-Experten. „Dies deutet auf eine bereits eingetrübte konjunkturelle Situation im Jahr vor der Corona-Krise hin. Deutlich zugenommen haben die laufenden Innovationsausgaben mit plus 6,4 Prozent, zu denen insbesondere die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) zählen“, erklärt Dr. Christian Rammer, Projektleiter der ZEW-Innovationserhebung. Eingebrochen sind dagegen die Investitionen im Zusammenhang mit Innovationsvorhaben (-8,8 Prozent). Dies sei typisch für konjunkturelle Abschwungphasen, so die ZEW-Experten. Der Anstieg der Innovationsausgaben im Jahr 2019 wurde laut Erhebung wesentlich von den Großunternehmen getragen (+2,4 Prozent), während die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ihre Innovationsbudgets kaum erhöht haben (+0,4 Prozent).

Für 2020 setzt sich diese Entwicklung fort. Während die Großunternehmen trotz Corona-Pandemie ihre Innovationsausgaben nur geringfügig zurücknehmen wollten (-0,9 Prozent), planten KMU kräftige Einschnitte (-8,7 Prozent). Insgesamt sollen die Innovationsausgaben der deutschen Wirtschaft im Jahr 2020 rund 173,1Mrd.€ erreichen (-2,2 Prozent gegenüber 2019). Je nach Branche zeigt sich allerdings ein differenziertes Bild: „Eine positive Entwicklung ist nur in den Branchen Chemie/Pharma und Informations- und Kommunikationsdienstleistungen zu beobachten. Besonders starke Rückgänge verzeichneten hingegen die Unternehmensdienstleistungen, die Metallindustrie, die Konsumgüterindustrie und der Großhandel“, sagt Rammer.

Unsicherheit für 2021

Für 2021 sind die Planzahlen von hoher Unsicherheit geprägt. Mit Stand Mitte 2020 zeichnete sich ein leichter Zuwachs um 0,9 Prozent auf knapp 175Mrd.€ ab. Wiederum zeigen sich die Großunternehmen optimistischer (+2 Prozent), während die KMU ihre Innovationsbudgets auch 2021 zurücknehmen wollen (-5 Prozent).

Die Anzahl der Unternehmen, die Produkt- oder Prozessinnovationen eingeführt haben, blieb 2019 mit rund 182.000 konstant. Dies entspricht 54,6 Prozent aller Unternehmen im Berichtskreis der Innovationserhebung. Zugenommen hat 2019 die Anzahl der Unternehmen, die kontinuierlich FuE betreiben. 2019 waren dies rund 36.500 Unternehmen, das sind 8,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit befassten sich 10,9 Prozent aller Unternehmen kontinuierlich mit FuE. Besonders hoch ist dieser Anteil laut der Innovationserhebung in der Chemie- und Pharmaindustrie (66 Prozent), in der Elektroindustrie (44 Prozent) und im Maschinenbau (41 Prozent).

Die Innovationserfolge der deutschen Wirtschaft blieben im Jahr 2019 unter den Vorjahreswerten. Der Umsatz, der mit Produktinnovationen erzielt wurde, ging um 6,4 Prozent auf 744Mrd.€ zurück. Dies entspricht 13,7 Prozent des gesamten Umsatzes der Unternehmen im Berichtskreis der Innovationserhebung. Der Umsatz mit Marktneuheiten sank um 12,2 Prozent auf 156Mrd.€, was 2,9 Prozent des gesamten Umsatzes entspricht. Den höchsten Umsatzanteil von Produktinnovationen wies der Fahrzeugbau auf (45 Prozent), der in der aktuellen Innovationserhebung auch beim Umsatzanteil von Marktneuheiten mit 10,9 Prozent vorne liegt. Prozessinnovationen trugen 2019 zu Kostensenkungen im Ausmaß von 3 Prozent der gesamten Kosten der Unternehmen im Berichtskreis der Innovationserhebung bei. Dies ist etwas weniger als im Vorjahr (3,5 Prozent).

Das könnte Sie auch interessieren

3 Prozent der großen Industrieunternehmen setzen GenAI bereits großflächig ein, und rund ein Viertel hat erste Pilotprojekte gestartet. Laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey kann die Mehrheit der Unternehmen den Mehrwert der Technologie für den Unternehmenserfolg bislang aber noch nicht beziffern.‣ weiterlesen

Die Industrie arbeitet daran, die Barrieren zwischen IT und OT abzubauen. So können Unternehmen ihre Produktion effizienter und innovativer gestalten und im immer härter werdenden globalen Wettbewerb bestehen. Francis Chow von Red Hat erklärt, welche Rolle Open-Source-Technologien dabei spielen.‣ weiterlesen

Für dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit müssen deutsche Hersteller angesichts weiterhin drohender Rezession und hoher Energiekosten die nächste Stufe der Digitalisierung erreichen. Die Mehrheit der Unternehmen bereitet sich in diesem Zug auf Smart Manufacturing vor, wie eine von Statista durchgeführte und Avanade beauftragte Studie zeigt.‣ weiterlesen

Ein Bericht von ABI Research und Palo Alto Networks über den Stand der OT-Sicherheit zeigt, dass im vergangenen Jahr eines von vier Industrieunternehmen seinen Betrieb aufgrund eines Cyberangriffs vorübergehend stilllegen musste. Die Komplexität beim Einsatz von OT-Sicherheitslösungen stellt für die Befragten das größte Hindernis dar.‣ weiterlesen

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Fraunhofer-Forschende haben für Fahrer und Fahrerinnen von Baumaschinen einen Helm mit integriertem Beschleunigungssensor entwickelt. Die Helm-Sensorik misst die Vibrationen der Baumaschinen. Die Sensorsignale werden analysiert, eine Software zeigt die Belastung für den Menschen an.‣ weiterlesen

Mit der Do-it-yourself-Automatisierung sollen Unternehmen ihre Automatisierungskonzepte selbst gestalten können. Die Komponenten dafür werden über eine Plattform bereitgestellt. Etienne Lacroix, CEO der DIY-Plattform Vention erklärt das Konzept.‣ weiterlesen

Rund 2.700 Aussteller aus mehr als 50 Ländern werden vom 10. bis 14. Juni zur Achema in Frankfurt erwartet. Mit mehr als 1.000 Rednern setzt das begleitende Kongress- und Bühnenprogramm darüber hinaus Impulse für eine erfolgreiche Transformation der Prozessindustrie. An allen fünf Messetagen sollen zudem Angebote für den Nachwuchs zur Zukunftssicherung der Branche beitragen.‣ weiterlesen