Deutschland wird digitaler

D21-Digital-Index 2021/2022

Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung ist laut D21-Digital-Index online. Und auch insgesamt hat der Digitalisierungsgrad zugelegt. Die Mehrheit der Studienteilnehmer glaubt, dass digitale Kompetenzen essenziell sind, um auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. Jedoch verspürt ein knappes Druck, mit der Digitalisierung mithalten zu müssen.

(Bild: ©Bokehstore/stock.adobe.com)

Der D21-Digital-Index ist eine Studie der Initiative D21, durchgeführt von Kantar und gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Sie soll aufzeigen, wie die Gesellschaft mit den Anforderungen durch die Digitalisierung zurechtkommt. Dabei betrachtet sie aktuelle Trends und zeigt Langzeitentwicklungen auf. Im aktuellen Index verfügen beispielsweise erstmals mehr als 90 Prozent der Bürger über eine Zugang zum Internet — 82 Prozent nutzen das Internet mobil. Laut Index ist Deutschland insgesamt digitaler geworden. Der Digitalisierungsgrad der deutschen Bevölkerung liegt aktuell  bei 63 von 100 Punkten und hat somit im Vergleich zum Vorjahr um 3 Punkte zugelegt. Der Digitalisierungsgrad soll Auskunft darüber geben, wie gut einzelne Gruppen und die Gesellschaft insgesamt mit den steigenden Anforderungen des digitalen Wandels Schritt halten. Einzelne Gruppen unterscheiden sich dabei deutlich — etwa beim Alter oder beim Bildungsabschluss.

Die Studie wirft auch einen Blick auf das Thema digitale Nachhaltigkeit. Demnach fällt es den Menschen nicht leicht, die Auswirkungen der Digitalisierung auf die ökologische Nachhaltigkeit und die zugrundeliegenden Wirkzusammenhänge einzuschätzen. 34 Prozent glauben, dass die Digitalisierung insgesamt einen eher positiven Einfluss auf die Umwelt hat, ein weiteres gutes Drittel (35 Prozent) glaubt, dass negative Auswirkungen überwiegen. Den größten Hebel für ökologisch nachhaltigere Digitalisierung sehen 33 Prozent in wissenschaftlichem Fortschritt und neuen Technologien. Deutlich weniger Menschen denken, dass politische Regulierungen oder wirtschaftliche Maßnahmen den größten Beitrag zu einer nachhaltigeren Digitalisierung leisten können. Jeder Fünfte glaubt, dass der individuelle Beitrag durch das eigene digitale Verhalten am meisten zur Schonung der Umwelt beitragen kann. Vor allem die Bevölkerungsgruppen, die nach eigener Meinung am stärksten von der Digitalisierung profitieren, sagen gleichzeitig, dass es ihnen schwerfallen würde, ihr eigenes digitales Verhalten zum Wohle der Umwelt zu ändern.

Digitale Kompetenzen essenziell

79 Prozent der Studienteilnehmer glauben, dass ohne Grundkenntnisse der Digitalisierung kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt bestehen. Gleichzeitig denken nur 34 Prozent, dass Schulen ausreichende digitale Fähigkeiten vermitteln, um im internationalen Vergleich mithalten zu können. Insgesamt empfindet mehr als jeder Vierte (27 Prozent) ständigen Druck, mit den Entwicklungen der Digitalisierung Schritt halten zu müssen. Berufstätige stimmen dabei deutlich häufiger zu als Nichtberufstätige (31 zu 20 Prozent), Teilzeitkräfte mit 35 Prozent noch häufiger.

Laut Index besteht in der Bevölkerung ein mittleres Niveau an digitalen Kompetenzen. Während Basiskompetenzen noch über alle Bevölkerungsgruppen hinweg weit verbreitet sind, sind komplexere Fähigkeiten deutlich geringer ausgeprägt und wenn, dann vor allem bei Bürgern mit hohem Bildungsniveau.

Beim Kompetenzerwerb liegen Fort- und Weiterbildung deutlich hinter informellem Lernen zurück. 16 Prozent erhalten bezahlte Fort- und Weiterbildungen durch Arbeitgeber, 17 Prozent greifen auf kostenlose Angebote zurück. 69 Prozent bringen sich hingegen neue Kompetenzen selbst durch Ausprobieren bei, 65 Prozent holen sich Hilfe bei Familie, Bekannten oder Kollegen.

82 Prozent nutzen soziale Medien

59 Prozent der Bevölkerung haben laut Index das Gefühl, persönlich von der Digitalisierung zu profitieren. Dabei spiele Bildung eine entscheidende Rolle, so die Studienautoren, denn nur eine Minderheit der Bürger mit niedrigem Bildungsabschluss glaube, von der Digitalisierung zu profitieren — Bei Menschen mit mittlerem bzw. hohem Bildungsabschluss glaubt dies die Mehrheit. Auch das Alter spielt dabei eine zentrale Rolle: Rund zwei Drittel oder mehr Menschen der Generationen X, also heute 41 bis 55 Jahre alt, oder jünger erkennen in der Digitalisierung einen Vorteil für sich, bei Babyboomer- und Nachkriegsgeneration knapp die Hälfte und in der Generation bis 1945 nur noch ein Viertel.

82 Prozent der Bürger nutzen laut Index soziale Medien. Das verändere die Art, wie die Menschen miteinander kommunizieren und Informationen austauschen und aufnehmen, so die Autoren. 56 Prozent der Befragten glauben beispielsweise, dass sie sicher Fehlinformationen erkennen können. 28 Prozent sehen in der Digitalisierung eine Gefahr für die Demokratie – in den neuen Bundesländern mit 34 Prozent sogar deutlich mehr.

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