Expertise

Warum stockt die digitale Transformation

In der neuen Expertise des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0 untersuchen die beiden Fraunhofer-Institute IAO und IPA die Gründe, warum die digitale Transformation in Unternehmen oftmals nur langsam vorankommt. Die Expertise zeigt Handlungsoptionen für Politik, Verbände und Unternehmen auf.

Bild: Fraunhofer-Institut IAO / © NanoStockk/istockphoto.com

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„Digitalisierung, insbesondere im Rahmen von Industrie 4.0, ist ein entscheidender Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb“, so Christina Franke (Robert Bosch GmbH), Mitglied des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0. „Es muss uns gelingen, entlang der Wertschöpfungsketten die Potenziale zu heben, die Industrie 4.0 bietet, um zukünftig noch flexibler auf die Anforderungen der Märkte reagieren zu können.“ Eine Expertise des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0 zeigt Faktoren auf und liefert Handlungsoptionen für Politik, Verbände und Unternehmen sowie Hinweise zu weiteren Forschungsansätzen.

Zwei Haupthemmnisse

Der mangelnde Fortschritt bei der Umsetzung der digitalen Transformation hat laut Expertise vor allem zwei Ursachen: Demnach entscheiden sich manche Unternehmen bewusst gegen die Digitalisierung, weil sie der Auffassung sind, dass sich digitale Lösungen für sie nicht rechnen. Andererseits gebe es mehrere interne, unternehmensspezifische Faktoren, die die digitale Transformation hemmen, so die Expertise. „Oft fehlt zunächst einfach ein Startimpuls für die Digitalisierung“, sagt Holger Kett vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. „Wenn ein Unternehmen ökonomisch solide dasteht, fehlt der Leidensdruck, sich mit Digitalisierungsthemen auseinanderzusetzen.“ Hinzu komme oftmals eine fehlende Digitalisierungsaffinität im Management, so die Autoren. Selbst wenn die Unternehmensführung offen für Veränderungen ist, kann die digitale Transformation an vielen Hemmnissen scheitern, etwa an mangelnden Strategiefähigkeiten und einer unklaren Nutzenevaluation digitaler Projekte. Operativ komme es in nahezu allen Unternehmen zu kapazitiven Engpässen, weil es an Fachkräften mit digitalem Kompetenzprofil mangele und diese auch nur schwer rekrutiert werden könnten, schreiben die Autoren.

Laut Expertise können auch unzureichende äußere Rahmenbedingungen die digitale Transformation hemmen: Dazu zählen fehlende Standards und Normen, unpassende, schwer zugängliche Förderangebote oder die unzureichende Anbindung an das Internet in strukturschwachen Regionen.

Hemmnisse aus dem Weg räumen

„Die Hemmnisse lassen sich allesamt aus dem Weg räumen“, sagt Malte Volkwein von der Abteilung Unternehmensstrategie und -entwicklung am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA. Wichtig sei zunächst, dass die Digitalisierung von höchster Stelle im Unternehmen getragen und getrieben sein müsse und nicht nur ein Thema der IT-Abteilung sei. „Erfolgreiche digitale Projekte beziehen eine Vielzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein und sind geprägt von bereichsübergreifender Kooperation und klarer übergeordneter Koordination.“ Die Unternehmensführung müsse klare Visionen, Missionen und Ziele formulieren, an denen alle Digitalisierungsmaßnahmen ausgerichtet werden.

Laut der Autoren sei ein Zusammenwirken von Politik, Verbänden, Unternehmen und Umsetzungsakteuren nötig, um die Hemmnisse zu beseitigen. Die Expertise beschreibt fünf Dimensionen der Handlungsoptionen für die beteiligten Akteure, darunter Nutzerbewertung, Förderlandschaft und Innovationsumfeld.

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