Betriebsrätebefragung der IG Metall

Gute wirtschaftliche Lage
und Fachkräftemangel

In einer Befragung der IG Metall unter Betriebsräten bewerten 70 Prozent ihre wirtschaftlichen Aussichten als gut oder sehr gut. Der Fachkräftemangel ist laut Befragung jedoch in vielen Branchen der Industrie angekommen. Länger und mehr arbeiten sei keine angemessene Antwort darauf, sagt Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall.

(Bild: ©DusanJelicic/stock.adobe.com)

Der Fachkräftemangel stellt immer mehr Betriebe im Organisationsbereich der IG Metall vor große Probleme. Das Handwerk klagt schon lange über fehlende Fach- und Arbeitskräfte, inzwischen ist das Problem auch in vielen Industriebranchen angekommen. Das ist das Ergebnis einer Befragung von mehr als 2.500 IG Metall-Betriebsräten. Eine Mehrheit von 83 Prozent gibt an, dass es zumindest teilweise schwierig sei, genügend geeignete Fach- bzw. Arbeitskräfte zu gewinnen. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) berichtet sogar von großen Problemen in ihrem Bereich. Besonders dringlich ist die Situation laut Studie im Handwerk: Hier schätzt die Hälfte der Befragten das Problem als groß ein. In anderen Branchen wie Maschinenbau, Fahrzeugbau oder Elektrotechnik sind es jeweils rund ein Drittel.

“Der Fach- und Arbeitskräftemangel ist in der Breite der Industrie angekommen und betrifft – mit Abstufungen – inzwischen jede Branche. Es ist höchste Zeit, dass sich die Arbeitgeber auf diese neue Normalität einstellen und mit geeigneten Instrumenten darauf reagieren”, sagt Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall. Länger und mehr arbeiten seien laut Hofmann jedenfalls keine angemessene Antwort auf diese Herausforderung. Vielmehr gehe es darum, so der Vorsitzende, sich bei Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten stärker auf die Bedürfnisse der Beschäftigten einzustellen, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. “Als IG Metall werden wir uns weiterhin für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen, das heißt auch für höhere Löhne und für Arbeitszeiten, die zum Leben passen”, so Jörg Hofmann.

Ursachen für den Fachkräftemangel

45 Prozent der Befragten hatten als Ursachen für den Fachkräftemangel im Vergleich wenig attraktive Entgelte und Arbeitsbedingungen angegeben. Auch hier sticht wieder das Handwerk heraus. Das überrasche nicht, so die Studienverantwortlichen, denn starke körperliche Belastung, mangelnde Tarifbindung und wenig gesellschaftliche Anerkennung gehörten seit langem zu den Aspekten, die die Arbeitsbedingungen im Handwerk negativ beeinflussen würden. Häufig genannt werden als Ursachen außerdem zu wenig Ausbildung (31 Prozent) und unzureichende Weiterbildungsmöglichkeiten (26 Prozent). Um dem Fachkräftemangel wirksam entgegenzutreten ist aus Sicht der IG Metall auch die Politik gefordert: Es brauche eine bessere Kinderbetreuung, um die Erwerbstätigkeit insbesondere bei Frauen zu erhöhen, bessere Integrations- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Arbeitslose und eine faire Fachkräfteeinwanderung.

Wirtschaftliche Lage positiv bewertet

Während die Fachkräftesituation von den Befragten branchenübergreifend als schwierig eingeschätzt wird, ist die Sicht auf die wirtschaftliche Lage des Betriebs überwiegend positiv. 70 Prozent der Betriebe bewerten die Aussichten für das kommende Halbjahr als gut oder sehr gut. Im Herbst 2022 waren dies noch 63 Prozent. Gut drei Viertel der Betriebe berichten von derzeit unverändert guten oder sehr guten Zahlen in Bezug auf Auslastung (76 Prozent), Auftragsbestand (81 Prozent) und Auftragseingänge (74 Prozent). Ähnliches gilt für die Umsätze (73 Prozent), während sich die Situation bei Gewinnen und Investitionen eher gemischt darstellt. Nur für 2 Prozent der Betriebe im Organisationsbereich der IG Metall besteht laut der Befragung ein hohes bis akutes Insolvenzrisiko für die nächsten drei Monate.

Insgesamt hat sich der vorsichtige Optimismus der vergangenen Monate also weiter gefestigt, die wirtschaftliche Situation wird auch im Ausblick als gut eingeschätzt. Während die deutsche Industrie und die Branchen der IG Metall durchaus vor großen Unsicherheiten und Herausforderungen stehen, dominiert in den Betrieben alles in allem doch die Zuversicht.

 

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