224.000 Mittelständler suchen Nachfolger

Zwischen 2023 und 2024 streben insgesamt 224.000 Mittelständler Nachfolgeregelungen für ihr Unternehmen an. Laut KfW Research wird dieser Wert bis Ende 2027 626.000 Unternehmen steigen. Die Studienautoren gehen davon aus, dass Schwierigkeiten bei der Nachfolgesuche zunehmen.

Bild: ©sittinan/stock.adobe.com

Die Rückzugsplanungen mittelständischer Unternehmer nehmen laut einer Untersuchung von KfW Research Fahrt auf. Allein in der kurzen Frist bis zum Ende des laufenden Jahres 2024 planen rund 224.000 Inhaber und Inhaberinnen im Mittelstand ihren Rückzug und streben dabei an, das Unternehmen in die Hände eines Nachfolgers zu legen (gemessen ab dem Erhebungszeitpunkt der Befragung im Frühjahr 2023). Das entspricht sechs Prozent aller 3,81 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland.
Erfreulich sei, so die Studienautoren, dass so viele nachfolgesuchende Unternehmen wie noch nie bereits im Nachfolfgeprozess, vorangeschritten seien: 41 Prozent (92.000) von ihnen haben die Nachfolgeregelung bereits unter Dach und Fach. Weitere 31 Prozent (69.000) befinden sich immerhin schon in Verhandlungen. Neben den kurzfristigen Nachfolgewünschen gibt es kleinere Zuwächse auch bei den mittel- oder längerfristigen Nachfolgesuchen. Betrachtet man den Fünfjahreszeitraum von 2023 bis zum Ende des Jahres 2027, dann streben 626.000 der insgesamt 3,81 Millionen mittelständischen Unternehmen in Deutschland eine Nachfolge an. Im Durchschnitt stünden demnach bis inklusive 2027 rund 125.000 Unternehmensnachfolgen jährlich an, sofern die Inhaber diese Pläne tatsächlich auch aktiv verfolgen bzw. umsetzen. Selbst bei aktivem Engagement gebe es zahlreiche Hürden, an denen Nachfolgeprozesse stecken bleiben oder scheitern können, schreiben die Studienautoren. Die Unternehmen nennen hier selbst am häufigsten das Finden des geeigneten Nachfolgers (74 Prozent), Einigung auf den Kaufpreis (30 Prozent), Bürokratieaufwand (30 Prozent), rechtliche Komplexität (28 Prozent) und Finanzierungsfragen (16 Prozent).
Ferner stieg der Anteil von Unternehmern, die grundsätzlich eine Nachfolgeregelung anstreben, in den vergangenen sechs Jahren von 35 auf 41 Prozent. Für einen strukturellen Aspekt ist das eine vergleichsweise starke Veränderung in relativ kurzer Zeit, schreiben die Studienautoren.

Vergleichsweise starke Veränderung

Die aktuellen Zahlen des Nachfolge-Monitorings Mittelstand machten deutlich, dass mehr und mehr Unternehmerinnen und Unternehmer sich aktiv mit dem Thema Nachfolge auseinandersetzen, so die Autoren. Der Anteil von Unternehmerinnen und Unternehmern, die grundsätzlich eine Nachfolgeregelung anstreben, ist in den vergangenen sechs Jahren von 35 auf 41 Prozent gestiegen. Für einen strukturellen Aspekt sei das eine vergleichsweise starke Veränderung in relativ kurzer Zeit. Die absehbare demografische Entwicklung lege nahe, so die Studienverantwortlichen, dass Schwierigkeiten zunehmen, geeignete Nachfolgekandidaten zu finden: Die nachfolgenden Generationen seien aufgrund anhaltend niedriger Geburtenziffern zahlenmäßig kleiner, das Gründungsinteresse allgemein und die Anzahl potenzieller Gründerinnen und Gründer seit vielen Jahren auf einem absteigenden Pfad.

„Wir sprechen jetzt schon von rund 125.000 Unternehmen, die nach dem Wunsch der aktuellen Inhabergeneration übergeben werden sollen – und das jedes Jahr. Der demografische Wandel lässt die Zahl älterer Inhaber und Inhaberinnen, die sich mit Nachfolgegedanken tragen, zunehmen. Bereits jetzt ist jeder Dritte von ihnen mindestens 60 Jahre alt, das sind weit mehr als eine Million. Gleichzeitig fehlen aber mögliche Nachfolger und Nachfolgerinnen, was die Hürden und Anforderungen für die Senior-Generation erhöht. Daher ist es erfreulich, dass der Planungsstand der derzeitigen Inhabenden zuletzt so gut war wie nie zuvor. Die Zahl der bereits geregelten Nachfolgen erreicht einen Höchststand“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Nicht jeder Inhaber sucht einen Nachfolger: Bis zum Ende des Jahres 2024 – ein Zeitraum für den die Einschätzungen als verlässlich gelten können – hegen rund 3 Prozent bzw. 97.000 aller Inhaber im Mittelstand bewusst Stilllegungspläne, entweder als einzig denkbaren Weg oder zumindest als ernsthaft erwogene Option. Dieser Wert hat sich zum Vorjahr etwa halbiert.

Fragt man nach den Gründen, warum ein Unternehmen stillgelegt statt an einen Nachfolger übergeben wird, so liegt das Fehlen eines Interessenten oder einer Interessentin innerhalb der Familie mit 63 Prozent unter den Gründen weit vorn, mit einem Plus von 13 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahresmonitoring. Im Gegensatz dazu steht der Wunsch der aktuellen Inhabergeneration, die Nachfolge innerhalb der Familie zu regeln. Familieninterne Unternehmensnachfolgen sind nach wie vor die beliebteste Nachfolgevariante, 57 Prozent der Altinhaber wünschen sich, das Unternehmen in die Hände eines Familienangehörigen zu legen. Ein Verkauf des Unternehmens an Externe ist mit 43 Prozent weniger präferiert, ebenso wie die Nachfolge durch Beschäftigte des Unternehmens (28 Prozent) oder einen Miteigentümer (21 Prozent).

 

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