Deutschland fällt bei Digitaltechnologien weiter zurück

In den digitalen Schlüsseltechnologien haben die Patentanmeldungen aus den Vereinigten Staaten und China zugenommen. Rückläufige Zahlen meldet das Deutsche Patent- und Markenamt aus Deutschland

(BIld: ©Pakin/stock.adobe.com)

Bei Patentanmeldungen in digitalen Technologien fallen deutsche Unternehmen auf ihrem Heimatmarkt immer stärker zurück. Während die Zahl der veröffentlichten Anmeldungen mit Wirkung für Deutschland vor allem aus den Vereinigten Staaten und aus China im vergangenen Jahr kräftig zulegte, gingen die Veröffentlichungen aus Deutschland teilweise deutlich zurück. In allen fünf Technologiefeldern, die das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) in einer Analyse untersucht hat, wurden 2022 weniger Patentanmeldungen aus Deutschland veröffentlicht als im Vorjahr. Die Vereinigten Staaten belegen in allen Bereichen den Spitzenplatz. Mehr Anmeldungen auf dem deutschen Markt Für die Analyse wurden veröffentlichte Patentanmeldungen mit Wirkung für Deutschland beim DPMA und beim Europäischen Patentamt ohne Doppelzählungen betrachtet. Patentanmeldungen werden nach 18 Monaten veröffentlicht. Im Jahr 2022 neu angemeldete Erfindungen sind daher noch nicht enthalten. Untersucht wurden die Technologiefelder Audiovisuelle Technik, Digitale Kommunikationstechnik, Computertechnik, Datenverarbeitung für betriebswirtschaftliche Zwecke und Halbleiter.

Insgesamt legten die veröffentlichten Anmeldungen für den deutschen Markt in den Digitaltechnologien 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu (+7,4 Prozent). Unter den betrachteten Technologiefeldern hatte die Computertechnik die meisten Anmeldungen. Im LänderRanking liegen die Vereinigten Staaten hier mit großem Abstand vor China und Deutschland. Während für die ersten beiden mit 6.789 (+14,3 Prozent) und 2.298 (+13,6 Prozent) deutlich mehr Patentanmeldungen veröffentlicht wurden als im Vorjahr, waren es aus Deutschland mit 1.794 (-1,9 Prozent) sogar weniger. Zur Computertechnik zählen etwa Erfindungen zur Bilddatenverarbeitung, Spracherkennung oder Informations- und Kommunikationstechnik.

Viele setzen auf KI

Viele dieser Entwicklungen setzen Künstliche Intelligenz oder maschinelles Lernen ein. Im zweitstärksten Feld, der Digitalen Kommunikationstechnik, lagen die Vereinigten Staaten mit 4.912 Anmeldungen (+19,4 Prozent) ebenfalls vor China (4.635, +8,1 Prozent); auf Platz 3 folgt die Republik Korea mit 1.284 Anmeldungen (+9,4 Prozent). Deutschland liegt in diesem Bereich auf Rang 6.   Viele Anmeldungen beschäftigen sich hier mit drahtlosen Kommunikationsnetzen, insbesondere beziehen sie sich auf den aktuellen 5G-Mobilfunkstandard. Gerade in diesem Bereich, der mit der Vernetzung von elektrischen Geräten (Internet of Things, IoT) die Grundlage für zukünftige Schlüsseltechnologien wie autonomes Fahren, Smart Energy und Industry 4.0 legt, haben standardessentielle Patente (SEP) eine immense wirtschaftliche Bedeutung. Wie der Folgenabschätzungsbericht der EU-Kommission zur Regulierung standardessentieller Patente vom 27. April 2023 zeigt, stammten 2021 die Inhaber von SEPs zu 30 Prozent aus China, zu je 19 Prozent aus Korea und USA und nur zu 15 Prozent aus der Europäischen Union. Nur etwa acht Prozent des EU-Anteils kommen aus Deutschland. Damit zeigen auch die Anmeldungen beim DPMA in dieser Kategorie in die gleiche Richtung.

Drittstärkster Bereich ist die Audiovisuelle Technik, zu der Erfindungen aus den Gebieten der virtuellen Realität (Virtual Reality) und der erweiterten Realität (Augmented Reality) gehören. Gerade in diesen Gebieten liegen große Zukunftschancen für die Industrie: Produkte, Maschinen bis hin zu Industrieanlagen lassen sich als digitale Zwillinge modellieren und können so virtuell visualisiert werden. Hinter den Vereinigten Staaten mit 1.461 Anmeldungen (+19,8 Prozent) liegen hier China (1.199, +14,8 Prozent) und Japan (973, -3,4 Prozent). Deutschland ist mit 575 Anmeldungen (-7,1 Prozent) auf Platz 5 zurückgefallen.

Die viertmeisten Anmeldungen wurden im Bereich Halbleiter veröffentlicht. Die Vereinigten Staaten liegen auch hier auf Platz 1 (1.095, +24,6 Prozent), dahinter folgen Japan (1.071, +6,5 Prozent) und die Republik Korea (770, -1,5 Prozent). Deutschland liegt mit 585 Anmeldungen auf Platz 5 (-9,2 Prozent). Halbleiterbauelemente machen die Verarbeitung und Speicherung von Daten und damit die fortschreitende Digitalisierung überhaupt erst möglich.

Die wenigsten Anmeldungen wurden im Technologiefeld Datenverarbeitungsverfahren für betriebswirtschaftliche Zwecke veröffentlicht. Hier sind etwa Verfahren für Dienstleistungen wie Reservierungen und Veranstaltungsbuchungen, zur Steuerung von Arbeitsabläufen, zur Unternehmens- oder Organisationsplanung oder für die Material- oder Warenwirtschaft enthalten. Im Länder-Ranking liegen Japan mit 403 Anmeldungen (+11,6 Prozent) und Deutschland mit 338 Anmeldungen (-9,9 Prozent) hinter den Vereinigten Staaten (960, -2,4 Prozent).

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