KI-Projektierung richtig aufsetzen

Domänen- und Datenexpertise
zusammenbringen

Häufig sollen IoT-Installationen in späteren Ausbaustufen KI-Applikationen mit verschiedenen Zielsetzungen aufnehmen. Doch viele Unternehmen scheitern daran, aus ihren KI-Projekten genug Mehrwert zu schöpfen. Dabei schützt Zusammenarbeit mit Spezialisten davor, bei der Datenanalyse in Fallen wie die Survivorship Bias zu tappen.
Im Zweiten Weltkrieg tüftelten Ingenieure der US Navy daran, wie sie die Abschüsse eigener Kampfflugzeuge reduzieren und so die Überlebensrate der Besatzungen erhöhen könnten. Eine Panzerung der kompletten Flugzeuge kam aus Gewichtsgründen nicht infrage. Die Konstrukteure entschlossen sich, die Flugzeuge dort mit Panzerplatten zu verstärken, wo die häufigsten Einschusslöcher zu finden waren. Der Erfolg blieb aus. Da die zusätzliche Panzerung an sich funktionierte, ahnten die Konstrukteure einen Fehler in ihrer Datenbasis. Sie beauftragten deshalb Adam Wald, einen rumänisch-amerikanischen Mathematiker. Dieser zog aus den Daten den Schluss, dass nicht die Stellen mit den meisten Einschusslöchern verstärkt werden mussten, sondern die Rumpfabschnitte mit den wenigsten Einschusslöchern. Denn dort getroffene Flugzeuge hatten es wohl überproportional häufig nicht zurück zum Stützpunkt geschafft und entzogen sich so der Datenanalyse. Der Erfolg gab dem Mathematiker recht.

Interdisziplinäre Teams

Das Beispiel von Adam Wald gilt vielen als Beleg, dass es für erfolgreiche datenbasierte Projekte zwei Expertenprofile braucht: Branchen- bzw. Produktspezialisten, die den Optimierungsbedarf erkennen und lösen, sowie Datenwissenschaftler (Data Scientists), die mit Daten umzugehen wissen. Doch noch heute kommen viele Data-Science-Projekte nicht über die Konzeptphase hinaus oder werden mangels Erfolg während der Umsetzung gestoppt, beobachtet Frank Müller in seiner Funktion als Director Data Science bei Infoteam Software. Das betrifft Projekte mit vergleichsweise einfachen Datenanalysen und -visualisierungen ebenso wie anspruchsvolle KI-Lösungen. “Unternehmen fragen uns häufig als Erstes, ob wir in ihrer Branche und bestenfalls auch in exakt ihrer Spezialdisziplin bereits Projekterfolge vorweisen können”, sagt Müller. Dabei sind Daten immer Daten – unabhängig von der Branche, in der sie erfasst werden. Viele komplett unterschiedlich klingende Anforderungen aus sehr verschiedenen Branchen lassen sich mit denselben Werkzeugen und Technologien lösen. Diese Zusammenhänge seien für Nicht-Datenwissenschaftler jedoch kaum erkennbar, schildert Müller.

Datenwissenschaftler im Team

Zwei Beispiele unterstützen diese Auffassung: Das erste betrifft die Ausfallvorhersage für Gerätekomponenten anhand von Temperatursensordaten. Das zweite beschreibt die Software, die telefonische Fehlermeldungen von Kunden inhaltlich vorsortiert und dem verantwortlichen Service-Techniker vergleichbare Meldungen inkl. Lösungsweg aus der Vergangenheit anbietet. Beide Aufgabenstellungen sind branchenunabhängig, klingen völlig verschieden und lassen sich doch auf eine ähnliche Datenstruktur reduzieren. In beiden Fällen bilden Zeitreihen einen entscheidenden Faktor, denn es geht darum, Muster in zeitlichen Abfolgen zu finden. Als Lösungsansatz kommen deshalb in beiden Beispielen Technologien zum Einsatz, wie sie auch beim ‘Natural Language Processing’ (NLP), also in der Computerlinguistik verwendet werden. Der tatsächliche Unterschied und die Feinheiten beider Aufgabenstellungen liegen darin, auf die Individualität der Daten mit unterschiedlichen Werkzeugen aus dem Portfolio der statistischen Verfahren und dem maschinellen Lernen zu reagieren.

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