Kommentar von Peter Keitler, CEO und Gründer von Extend3D

Wie reif ist Augmented Reality
für die Industrie?

Augmented Reality-Technologien sollen Beschäftigten in der Fertigung den Arbeitsalltag erleichtern, etwa durch zusätzlich eingeblendete Informationen. Dabei hat die Technologie in den vergangenen Jahren einige Hürden genommen. Peter Keitler, CEO des AR-Spezialisten Extend3D erklärt, wozu die Technologie mittlerweile im Stande ist.

Bild: ©DIgilife/stock.adobe.com)

Längst ist Augmented Reality (AR) in aller Munde – doch erst jetzt sind die Technologien so weit entwickelt, dass sie breit ausgerollt und genutzt werden können. So befand sich AR auf dem absteigenden Ast von Gartners jährlichem Hype Cycle. Inzwischen hat die Technologie jedoch die nächste Entwicklungsstufe erreicht und gilt als ’emerging Technology’. Doch warum ist AR jetzt mehr als ein bloßer Hype?

Zwei große Hürden genommen

Trackingtechnologie: Die Nachvollziehbarkeit der dynamischen Bewegungen von Betrachter und Objekt ist in den vergangenen Jahren robuster geworden. Hat sich eine Karosse etwa entlang einer Fertigungsstraße bewegt, war die Technologie noch nicht weit genug fortgeschritten, um der Bewegung zu folgen. Durch Leistungszuwächse bei mobilen Endgeräten sowie bei den Algorithmen für markerlos-modellbasiertes Tracking, ließen sich erstmals diese alten Hemmschuhe auf breiterer Front und für eine Vielzahl von Anwendungsfällen überwinden. Heute ist es beispielsweise möglich, Daten zur Montage auch auf bewegte Bauteile am Fließband zu projizieren, oder interaktiv mit einem Tablet um ein Bauteil herumzugehen – ohne ständige Trackingabbrüche.

Datenprozesse: Eine weitere Grundvoraussetzung ist die Verfügbarkeit von 3D-Daten. Wurde bis vor einigen Jahren vielerorts noch in 2D gezeichnet, so hat sich die vollständige Konstruktion von Produkten in einem 3D-Master mittlerweile weitgehend durchgesetzt. Relevante Inhalte wie Montagepositionen und komplexe Beschnitte, können nun ohne weiteren Authoring-Aufwand vollständig vorliegen. Doch verlangen 3D-Daten den Endgeräten im Industrieeinsatz große Rechenleistung ab.

Während es bei Videospielen bereits seit längerer Zeit möglich ist, einen Großteil der Rechenarbeit auszulagern und lediglich die zu visualisierenden Inhalte zu streamen, hat sich dieser Ansatz in den Fertigungshallen erst kürzlich durchgesetzt. Inzwischen sind Hardware-Einschränkungen vielerorts passé und Internet sowie WLAN haben auch auf dem Shopfloor Einzug gehalten. Damit gelingt nicht nur die lückenlose Datenversorgung zu gewährleisten, sondern auch Daten trotz rechenintensiver Prozesse dynamisch zu visualisieren. Denn komplizierte Berechnungen lassen sich nun aus der Cloud bereitstellen. Werden die Ergebnisse auf das Gerät gestreamt, entfallen die Beschränkungen rechenschwacher AR-Devices wie Tablets und Brillen.

Augmented Reality rechnet sich

Um auf die Herausforderungen des globalen Marktes reagieren zu können, müssen Unternehmen so kosteneffizient wie möglich produzieren. Gleichzeitig sind eine wachsende Variantenvielfalt sowie immer kürzere Produktlebenszyklen zu stemmen. Dabei hilft ein möglichst hoher Automatisierungsgrad. Weil manuelle Tätigkeiten in Montage, Qualitätssicherung und Nacharbeit nie vollkommen aus dem Fertigungsprozess verschwinden werden, ist das digitale Potenzial dort groß. Denn diese Aufgaben fallen in allen Branchen an und erstrecken sich über die gesamte Produktionskette. Wegen der wachsenden Variantenvielfalt wird es zudem bei diesen Tätigkeiten immer schwieriger, Fehler zu vermeiden oder sie zu beheben. AR-Technologien, etwa die dynamische Laser- und Videoprojektion, können die Beschäftigten dabei unterstützen.

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