McKinsey-Umfrage

Unternehmen wollen nach Corona digitaler werden

63 Prozent der KMU rechnen laut einer McKinsey-Befragrung mit einem Umsatzrückgang im aktuellen Quartal. Dennoch blicken 77 Prozent nach wie vor positiv in die Zukunft.

(Bild: @sakkmesterke/AdobeStock.com)

Die COVID-19-Krise hat den deutschen Mittelstand hart getroffen: 73 Prozent der kleineren oder mittleren Unternehmen (KMU) sind von Ausfällen in der Lieferkette betroffen. Jedes zweite KMU hat den Betrieb noch gar nicht oder erst teilweise wieder aufgenommen (56 Prozent). Entsprechend eingetrübt sind die Umsatzerwartungen. 63 Prozent der Unternehmen erwarten für das aktuelle Quartal einen Umsatzrückgang, für fast jedes zehnte beträgt der Einbruch mehr als 50 Prozent. Doch es gibt auch Gewinner: 11 Prozent der KMU erwarten in diesem Quartal ein Umsatzwachstum.Trotz der negativen Auswirkungen bleibt der deutsche Mittelstand optimistisch: 77 Prozent der befragten Unternehmen blicken positiv in die Zukunft. Dies sind Ergebnisse einer von McKinsey & Company beauftragten Umfrage, an der zwischen dem 24. und 28. April Geschäftsführer und leitende Angestellte aus 522 Unternehmen aus allen Branchen teilnahmen.Demnach will jedes vierte Unternehmen Lieferketten regionalisieren. 81 Prozent gehen davon aus, dass bei ihnen die Arbeitsmodelle flexibler werden. 37 Prozent der KMU wollen als Reaktion auf die Krise Prozesse automatisieren, 45 Prozent in 5G investieren, 36 Prozent ins Internet der Dinge (IoT) und ebenfalls 36 Prozent in künstliche Intelligenz (KI).

Sieben Ansätze zur Krisenbewältigung

Die McKinsey-Analyse zeigt, an welchen Stellen mittelständische Unternehmen ansetzen können, um nicht zu den Krisenverlierern zu zählen.

  • Antizyklisch handeln: Der Großteil der Befragten konzentriert sich ausschließlich darauf, Maßnahmen zu formulieren und Stabilität innerhalb kritischer Unternehmensfunktionen wiederherzustellen. Nur 17 Prozent der befragten Unternehmen betrachten die Krise als Impuls, um notwendige Veränderungen voranzutreiben.
  • Kundenverhalten berücksichtigen: 53 Prozent haben gegenläufige Umsatzentwicklungen innerhalb ihrer Produktgruppen festgestellt. Als Reaktion darauf versuchen 88 Prozent der Unternehmen, die Interaktion mit den Kunden zu verbessern. 80 Prozent führen neue Produkte, Services oder Geschäftsmodelle ein oder planen dies.
  • Digitale Lücke schließen: Für 9 von 10 Unternehmen genießt Digitalisierung einen ungebrochen hohen Stellenwert. Für jedes dritte Unternehmen hat sich die Relevanz durch die aktuelle Krise sogar noch verstärkt. Doch gehen die Unternehmen unterschiedlich mit ihr um: 68 Prozent der KMU, die sich in der Corona-Phase Umsatzzuwächse erhoffen, planen oder realisieren aktuell ein komplett neues Geschäftsfeld mit eigenständigen digitalen Produkten oder Dienstleistungen. 37 Prozent wollen Prozesse automatisieren, 45 Prozent in 5G investieren, 36 Prozent ins Internet der Dinge (IoT) und ebenfalls 36 Prozent in künstliche Intelligenz (KI).
  • Lieferketten überprüfen: Branchenübergreifend sind 73 Prozent der KMU von Ausfällen in ihrer Lieferkette betroffen. Mehr als jedes vierte Unternehmen denkt daher über Reshoring-Maßnahmen nach, um Teile der Lieferkette wieder näher ans Unternehmen zu rücken. Allerdings zeigen die Analysen der Unternehmen einen signifikanten Unterschied zwischen Branchen: Während über 70 Prozent  der Betroffenen aus IT, Telekommunikation und Finanz- oder Versicherungsdienstleistungen planen, bestehende Lieferketten auf Reshoring-Optionen zu überprüfen, liegt der Anteil in den Sektoren Automobil sowie Anlagen- und Maschinenbau unter 50 Prozent.
  • Arbeitsmodelle flexibilisieren: Die meisten deutschen KMU erwarten, dass flexible Arbeitsweisen langfristig bestehen bleiben. Auch wenn in 9 von 10 Unternehmen vor den COVID-19 bedingten Einschränkungen eine Präsenzpflicht existierte, erwarten 81 Prozent, dass die Corona-Krise die Arbeitsmodelle in ihren Unternehmen nachhaltig flexibilisieren wird.
  • In Ökosystemen zusammenschließen: Jedes zweite Unternehmen plant in Zukunft eine stärkere Organisation in Ökosystemen oder Netzwerken mit Wettbewerbern. Mehr als 80 Prozent denken, dass Ökosysteme oder Branchennetzwerke die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstands im internationalen Wettbewerb unterstützt.

Konsolidierungsmaßnahmen einleiten: 64 Prozent der befragten KMU verfolgen bereits oder planen Konsolidierungsmaßnahmen, z.B. strategische Allianzen, Fusionen oder den Einkauf von erfolgskritischem geistigen Eigentum. 60 Prozent planen die Übernahme oder den Kauf von Mitbewerbern. Auffällig ist, dass jedes zweite Unternehmen mit positiven Umsatzerwartungen bereits Konsolidierungsmaßnahmen eingeleitet hat.

Das könnte Sie auch interessieren

3 Prozent der großen Industrieunternehmen setzen GenAI bereits großflächig ein, und rund ein Viertel hat erste Pilotprojekte gestartet. Laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey kann die Mehrheit der Unternehmen den Mehrwert der Technologie für den Unternehmenserfolg bislang aber noch nicht beziffern.‣ weiterlesen

Die Industrie arbeitet daran, die Barrieren zwischen IT und OT abzubauen. So können Unternehmen ihre Produktion effizienter und innovativer gestalten und im immer härter werdenden globalen Wettbewerb bestehen. Francis Chow von Red Hat erklärt, welche Rolle Open-Source-Technologien dabei spielen.‣ weiterlesen

Ein Bericht von ABI Research und Palo Alto Networks über den Stand der OT-Sicherheit zeigt, dass im vergangenen Jahr eines von vier Industrieunternehmen seinen Betrieb aufgrund eines Cyberangriffs vorübergehend stilllegen musste. Die Komplexität beim Einsatz von OT-Sicherheitslösungen stellt für die Befragten das größte Hindernis dar.‣ weiterlesen

Für dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit müssen deutsche Hersteller angesichts weiterhin drohender Rezession und hoher Energiekosten die nächste Stufe der Digitalisierung erreichen. Die Mehrheit der Unternehmen bereitet sich in diesem Zug auf Smart Manufacturing vor, wie eine von Statista durchgeführte und Avanade beauftragte Studie zeigt.‣ weiterlesen

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Fraunhofer-Forschende haben für Fahrer und Fahrerinnen von Baumaschinen einen Helm mit integriertem Beschleunigungssensor entwickelt. Die Helm-Sensorik misst die Vibrationen der Baumaschinen. Die Sensorsignale werden analysiert, eine Software zeigt die Belastung für den Menschen an.‣ weiterlesen

Mit der Do-it-yourself-Automatisierung sollen Unternehmen ihre Automatisierungskonzepte selbst gestalten können. Die Komponenten dafür werden über eine Plattform bereitgestellt. Etienne Lacroix, CEO der DIY-Plattform Vention erklärt das Konzept.‣ weiterlesen

Rund 2.700 Aussteller aus mehr als 50 Ländern werden vom 10. bis 14. Juni zur Achema in Frankfurt erwartet. Mit mehr als 1.000 Rednern setzt das begleitende Kongress- und Bühnenprogramm darüber hinaus Impulse für eine erfolgreiche Transformation der Prozessindustrie. An allen fünf Messetagen sollen zudem Angebote für den Nachwuchs zur Zukunftssicherung der Branche beitragen.‣ weiterlesen