Die Zukunft ist einfach und digital

Die Unternehmensberatung Bain&Company hat im Rahmen der Studie ‘Simple and Digital Is Calling – Will Telcos Answer?’ 150 Telekommunikationsunternehmen analysiert und kommt zu dem Schluss, dass die meisten dieser Unternehmen die Potenziale der Digitalisierung noch zu wenig nutzen.

 (Bild: Bain & Company Germany)

(Bild: Bain & Company Germany)

Ob Amazon, Netflix oder Uber – Kunden sind personalisierte Angebote und die reibungslose digitale Abwicklung von Transaktionen gewöhnt. Dagegen stecken die Telekommunikationsanbieter, die diese Services überhaupt erst ermöglichen, zumeist in komplizierten, althergebrachten Abläufen fest. Die Potenziale der Digitalisierung nutzen sie noch viel zu wenig. Zu diesem Ergebnis kommt die internationale Managementberatung Bain & Company in der Studie ‘Simple and Digital Is Calling – Will Telcos Answer?’, für die mehr als 150 Telekommunikationsunternehmen in zwölf Ländern analysiert wurden, darunter auch Deutschland und die Schweiz. Die erfolgreichsten Unternehmen bedienen ihre Kunden demnach mit passgenauen, einfachen und digitalen Produkten und Prozessen. Das belohnen diese mit hoher Loyalität. Im Vergleich zu den digitalen Nachzüglern verzeichnen die stärksten 20% der Telekommunikationsanbieter einen um 35% höheren Net Promoter Score. Diese Kennzahl ergibt sich aus den Antworten auf die Frage: “Auf einer Skala von null bis zehn, wie wahrscheinlich ist es, dass Sie Ihren Telekommunikationsanbieter einem Freund oder Kollegen weiterempfehlen?” Die Antworten werden drei Kategorien zugeordnet – Promoter, Passive und Kritiker. Wird der Anteil der Kritiker von dem der Promotoren subtrahiert, ergibt sich der NPS. Dank der größeren Kundenzufriedenheit und Treue würden sich die Spitzenreiter auch einer stärkeren Dynamik bei Umsätzen und Gewinnen erfreuen, so Studienautoren. Ihre Einnahmen wachsen demnach um 1,3 Prozentpunkte schneller als die der schwächsten 20% der Unternehmen. Die Gewinnmargen liegen sogar um 10,4 Prozentpunkte über dem Durchschnitt des untersten Fünftels.

Was führt zum Erfolg?

“In ihrem Bemühen, individualisierte Dienste für jeden ihrer Millionen Kunden anzubieten, haben viele Anbieter ihr Marketing stark fragmentiert”, erklärt Daniel Milleg, Leiter der Praxisgruppe Telekommunikation bei Bain im deutschsprachigen Raum. “Dieser Übereifer hat zu einer überbordenden Komplexität geführt.” Die Vorreiter haben indes realisiert, dass eine zu große Angebotsvielfalt nicht nur die Kunden überfordert, sondern auch Vertrieb und Service des eigenen Unternehmens. Dem steuern sie entschieden entgegen. Folgende Maßnahmen sind laut Bain der Schlüssel zum Erfolg:

  • • Einfaches Produktportfolio: Mit einer klar definierten, eng begrenzten Anzahl modularer Produktbausteine lassen sich Kundenwünsche einfach und schnell erfüllen. Bestehende Angebote und überholte Technologien gilt es dabei ebenso abzuschaffen wie redundante und komplexe Regeln bei Preis- und Vertragsgestaltung. Vorreiter haben darüber hinaus Mechanismen, die verhindern, dass sich Komplexität wieder einschleicht.
  • • Erstklassiges Kundenerlebnis: Kundeninteraktionen müssen einfach und digital sein. Die einzelnen Episoden der Kundenreise wie Information, Vertragsabschluss, Rechnungslegung, Service, Beschwerdemanagement oder Mahnwesen werden voll und ganz auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet und nach ihrer Bedeutung klassifiziert – sowohl für den Kunden als auch für das Unternehmen.
  • • Omnikanal-Strategie: Der digitale Auftritt des Unternehmens rückt immer mehr in den Mittelpunkt von Marketing, Vertrieb und Kundendienst. Dennoch haben die besten Unternehmen neben Websites, Apps oder Sprachassistenten auch ihre Ladengeschäfte und Servicezentren im Blick. Entscheidend ist dabei ein nahtloses Ineinandergreifen aller Kommunikations- und Vertriebskanäle.
  • • Moderne IT und Organisation: Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz lassen sich die gigantischen Datenmengen, die in Telekommunikationsunternehmen entstehen, optimal nutzen. Die Vorreiter verknüpfen Marketing, Produktentwicklung, operatives Geschäft und IT miteinander und richten diese Bereiche vollständig auf die Kundenbedürfnisse aus.

Mit diesen Maßnahmen können auch weniger progressive Anbieter ihre Wettbewerbsposition deutlich verbessern, so die Studienautoren. Nach der Erfahrung von Bain sind diese Unternehmen in der Lage, ihre operativen Kosten um bis zu 30% zu senken und Umsatzsteigerungen von 2 bis 5% zu erzielen. “Die Transformation hin zu einem einfachen und digitalen Telekommunikationsanbieter ist eine enorme Herausforderung für das Management, da es oft zunächst große Beharrungskräfte im Unternehmen zu überwinden gilt”, betont Jens Engelhardt, Partner und Telekommunikationsexperte bei Bain. Doch die Mühe lohne sich, weil Umsätze und Margen steigen sowie Kosten sinken würden. “Die Unternehmen durchbrechen auch die Abwärtsspirale aus Komplexität und Verzagtheit und setzen eine Aufwärtsspirale in Gang, die zu Einfachheit und damit Wachstum führt.”

Das könnte Sie auch interessieren

Nach Bitkom-Berechnungen fehlen bis zum Jahr 2040 mehr als 660.000 IT-Fachkräfte. Welche Maßnahmen helfen könnten, diesem Trend entgegenzuwirken, hat der Verband beleuchtet. Potenziale liegen unter anderem darin, mehr Frauen für IT-Berufe zu begeistern oder den Quereinstieg zu erleichtern.‣ weiterlesen

Jeder zweite Betrieb investiert laut einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall zu wenig am Standort. Demnach verfügen rund 48 Prozent der Unternehmen über eine Transformationsstrategie. Zudem sehen die Betriebsräte ein erhöhtes Risiko für Verlagerungen.‣ weiterlesen

Die Zahl der offenen Stellen in den Ingenieurberufen ist trotz konjunktureller Eintrübung hoch. Laut VDI Ingenieurmonitor beginnen allerdings weniger Menschen ein Studium in Ingenieurwissenschaften und Informatik.‣ weiterlesen

Für die Digitalisierung braucht es in Zukunft mehr Fachkräfte. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, in welchen Digitalisierungsberufen bis 2027 die meisten Stellen unbesetzt bleiben dürften.‣ weiterlesen

Marktunsicherheiten halten Unternehmen laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung Horváth nicht von Transaktionen ab. Sechs von zehn Industrieunternehmen sind gezielt auf der Suche nach Kaufoptionen mit KI-Expertise.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen sehen den Einsatz von Digitalisierung und KI zur Optimierung der Effizienz und zur Senkung des Energieverbrauchs als effektiver an als Offshoring. Das geht aus einer Untersuchung von Statista im Auftrag von Avanade hervor.‣ weiterlesen

Laut einer Untersuchung der Job-Plattform Stepstone halten Unternehmen vermehrt nach Beschäftigten mit KI-Skills Ausschau. Soft Skills sind im untersuchten Zeitraum sogar noch gefragter gewesen. Für die Untersuchung hat Stepstone alle Stellenangebote seit 2019 analysiert.‣ weiterlesen

Die Ausgaben der Wirtschaft für Innovationen sind im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr in Deutschland deutlich um 6,8 Prozent auf 190,7Mrd.€ angestiegen. Dies geht aus der aktuellen Innovationserhebung 2023 des ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hervor.‣ weiterlesen

Für das aktuelle Allianz Risk Barometer wurden 3000 Risikoexperten befragt. Das ­Ergebnis: Als größte Risiken nennen die Teilnehmer Datenpannen, Angriffe auf kritische Infrastruktur oder Vermögenswerte und vermehrte Ransomware-Attacken. Anders als weltweit schafft es der Fachkräftemangel in Deutschland auf Platz 4.‣ weiterlesen

In Potsdam laufen die Vorbereitungen für eine vollständig digitale Universität. Die beiden Initiatoren Mike Friedrichsen und Christoph Meinel wollen damit dem IT-Fachkräftemangel entgegenwirken.‣ weiterlesen

Der Fachkräftemangel ist für viele Unternehmen ein drängendes Problem. Laut einer Studie von Schneider Electric und Omdia sind 70 Prozent der darin befragten Industrieunternehmen der Meinung, dass die Digitalisierung dazu beiträgt, dieses Problem zu bewältigen. 45 Prozent sehen in der Digitalisierung sogar den Hauptgrund für die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen.‣ weiterlesen