Auf dem Weg zur Hyperkonnektivität

5G-Ökosystem für die Industrie 4.0

Der Mobilfunkstandard 5G könnte die datengetriebene Vernetzung von Mensch und Maschine – auch Hyperkonnektivität genannt – bald deutlich beschleunigen. Produzierenden Unternehmen eröffnet das neue Formen des Arbeitens und könnte langfristig der größte Antrieb für intelligente Fabriken sein, kommentiert Christian Maasem von Detecon International.

(Bild: ©Gorodenkoff/stock.adobe.com)

Die Basis für die Hyperkonnektivität bilden komplexe 5G-Ökosysteme. Doch damit Unternehmen eine solche Zusammenarbeit und eine so vernetzte Fabrik realisieren können, müssen zunächst komplexe Daten-Ökosysteme, die das unternehmensinterne Digitalisierungsvorhaben vorantreiben, etabliert werden. Eine große Herausforderung, die die deutsche Industrie in den nächsten Jahren vorrangig beschäftigen wird. 5G ist als wesentlicher Teil dieses Ökosystems der Treibstoff für die Transformation der Industrie.

5G ist nicht nur besonders zuverlässig, sondern kann auch – besser als seine Vorgänger – große Datenmengen übermitteln. So wird beispielsweise eine Verbindung zu den Daten des Shopfloors hergestellt und die Automatisierung erleichtert. Kommen andere Funknetze in Bezug auf die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Datenverbindung schnell an ihre Grenzen, ist 5G ein echter Allrounder und verzeichnet dabei geringe Latenzen. Dadurch besteht leicht die Möglichkeit von robuster Skalierbarkeit, um viele Anwendungsfälle abzudecken, ohne andere Abläufe zu stören.

5G-Ökosysteme als infrastrukturelles Rückgrat

5G muss nicht allein als Kommunikationstechnologie auftreten, sondern kann als zusammenhängendes System verstanden werden – angefangen bei der IoT-Datenerfassung auf dem Shopfloor bis zu deren Analyse in nahen Edge oder fernen Rechnerverbünden (Cloud). Das 5G-Netz bildet hierbei das Rückgrat des Ökosystems und ermöglicht die interoperable Erfassung, Verteilung und Automatisierung von Informationsflüssen.

5G-Ökosysteme erlauben Industrieunternehmen eine gesamtheitliche Überwachung und Verbesserung von Produktionsprozessen: Sie können bessere Produkte entwickeln, neue Geschäftsmodelle erschließen und in ihren Abläufen Ressourcen sparen. Von der Entwicklung und der Produktion über die Logistik bis zum Vertrieb – Anwendungsmöglichkeiten gibt es fast in jedem Bereich. Durch einen höheren Automatisierungsgrad können Unternehmen eine schnellere Anpassung von Prozessen in der Produktion vornehmen, die zu einer höheren Kosteneffizienz ergo zur Reduktion von Betriebskosten führt.

Kooperation auf neuem Niveau

Eine einmal aufgebaute Hyperkonnektivität ermöglicht in einem Netzwerk aus Industriepartnern neue Möglichkeiten zur Kooperation. Damit kann 5G eine Grundlage für den zukünftigen Informationsaustausch und Wissensgewinn bilden – sowohl intern als auch über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg. Doch wie können Unternehmen 5G-Ökosysteme realisieren und den Weg der Hyperkonnektivität beschreiten?

Wie gelangen Produzenten an die Grundlagen für eine funkgestützte Fabrikvernetzung? Generell lassen sich vier Schritte auf dem Weg zu einem unternehmenseigenen und -übergreifenden 5G-Ökosystem festmachen:

Informieren – Wer ein 5G-Ökosystem etablieren will, muss sich zunächst ausführlich informieren. Unternehmen sollten dabei aber nicht nur herausarbeiten, was sie mit einem 5G-Ökosystem erreichen können, sondern auch, was sie ihrer Lieferkette bereits jetzt beisteuern können. Um das herauszufinden, hilft es beispielsweise, sich mit den Potenzialen der eigenen Branche oder den Synergien, die das Unternehmen selbst durch die gewonnene Vernetzung nutzen kann, auseinanderzusetzen.

Planen – Im nächsten Schritt planen Unternehmen, in welchem Rahmen sie welche 5G-Netzwerke einsetzen wollen und was sie sich im Detail von deren Einsatz erhoffen. Beispiele hierfür sind die datengetriebene Transparenz von Prozessen und Zuständen (etwa mittels eines digitalen Zwillings) oder die weitergehende Automatisierung von Abläufen. Mit den virtuellen Abbildungen realer Objekte können etwa bei der Wartung und Instandhaltung von Maschinen kleinteilige Kontrollen vor Ort wegfallen. Automatisierungssysteme in der Fertigung können vor allem Effizienzsteigerungspotenziale offenlegen.

Testen – Auch die Testphase ist ein elementarer Schritt auf dem Weg zum unternehmenseigenen 5G-Ökosystem. Die Tests werden vor Ort mit einem entsprechenden Dienstleister oder in einem sogenannten 5G-Campusnetz – einem geografisch begrenzten, lokalen Mobilfunknetz, das für besondere Anforderungen angepasst ist – umgesetzt.

Starten – Auf dem Weg zur Hyperkonnektivität ist es zunächst egal, wie klein oder groß Unternehmen mit der Implementierung von 5G-Netzwerken beginnen. Wichtig ist, überhaupt mit entsprechenden Maßnahmen in das Zeitalter des digital vernetzen Arbeitens einzutreten.

Das könnte Sie auch interessieren

3 Prozent der großen Industrieunternehmen setzen GenAI bereits großflächig ein, und rund ein Viertel hat erste Pilotprojekte gestartet. Laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey kann die Mehrheit der Unternehmen den Mehrwert der Technologie für den Unternehmenserfolg bislang aber noch nicht beziffern.‣ weiterlesen

Die Industrie arbeitet daran, die Barrieren zwischen IT und OT abzubauen. So können Unternehmen ihre Produktion effizienter und innovativer gestalten und im immer härter werdenden globalen Wettbewerb bestehen. Francis Chow von Red Hat erklärt, welche Rolle Open-Source-Technologien dabei spielen.‣ weiterlesen

Ein Bericht von ABI Research und Palo Alto Networks über den Stand der OT-Sicherheit zeigt, dass im vergangenen Jahr eines von vier Industrieunternehmen seinen Betrieb aufgrund eines Cyberangriffs vorübergehend stilllegen musste. Die Komplexität beim Einsatz von OT-Sicherheitslösungen stellt für die Befragten das größte Hindernis dar.‣ weiterlesen

Für dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit müssen deutsche Hersteller angesichts weiterhin drohender Rezession und hoher Energiekosten die nächste Stufe der Digitalisierung erreichen. Die Mehrheit der Unternehmen bereitet sich in diesem Zug auf Smart Manufacturing vor, wie eine von Statista durchgeführte und Avanade beauftragte Studie zeigt.‣ weiterlesen

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Fraunhofer-Forschende haben für Fahrer und Fahrerinnen von Baumaschinen einen Helm mit integriertem Beschleunigungssensor entwickelt. Die Helm-Sensorik misst die Vibrationen der Baumaschinen. Die Sensorsignale werden analysiert, eine Software zeigt die Belastung für den Menschen an.‣ weiterlesen

Mit der Do-it-yourself-Automatisierung sollen Unternehmen ihre Automatisierungskonzepte selbst gestalten können. Die Komponenten dafür werden über eine Plattform bereitgestellt. Etienne Lacroix, CEO der DIY-Plattform Vention erklärt das Konzept.‣ weiterlesen

Rund 2.700 Aussteller aus mehr als 50 Ländern werden vom 10. bis 14. Juni zur Achema in Frankfurt erwartet. Mit mehr als 1.000 Rednern setzt das begleitende Kongress- und Bühnenprogramm darüber hinaus Impulse für eine erfolgreiche Transformation der Prozessindustrie. An allen fünf Messetagen sollen zudem Angebote für den Nachwuchs zur Zukunftssicherung der Branche beitragen.‣ weiterlesen