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Auswirkungen besonders für den Mittelstand

Digitaler Protektionismus gefährdet
den Erfolg von Industrie 4.0

Der Mittelstand leidet unter einem zunehmenden digitalen Protektionismus. Eine VDMA-Studie erstellt von Bird & Bird LLP zeigt die Auswirkungen.

(Bild: ©vegefoxcom/Fotolia.com)

Untersucht wurde, wie sich der freie Datenfluss mit Fokus auf EU, USA, Russland sowie China darstellt. Demnach sind die Auswirkungen von protektionistischen Maßnahmen sowohl in den weltweiten Absatzmärkten als auch auf dem Heimatmarkt EU spürbar. Hoher Aufwand für lokale Datenspeicherung, lokale Prüfvorschriften und die Sorge um die Offenlegung von Geschäftsgeheimnissen erschweren laut Studie besonders kleinen und mittelständischen Unternehmen den Marktzugang. Die Unternehmen sind folglich gefordert, mit einem asymmetrischen Regulierungsumfeld umzugehen. Der Verband fordert daher, die Barrieren für einen freien Datenfluss abzubauen und künftig zu vermeiden.

EU, China, Russland und die USA

Der weite Anwendungsbereich der europäischen Datenschutz-Grundverordnung führt bei der Verarbeitung von Maschinendaten zu erheblichen Anforderungen an Dokumentations- und Informationspflichten; zugleich fehlt es an ausreichenden Erleichterungen zur Verarbeitung pseudonymer Daten. Dies gilt insbesondere für Daten aus der Interaktion von Mensch und Maschine. China entwickelt mit der Cyber-Gesetzgebung ein dichtes Regelwerk mit erheblichen Auswirkungen auf den freien Austausch von Maschinendaten. Es betrifft alle Unternehmen, die digital vernetzte Produkte auf dem chinesischen Markt in Verkehr bringen. Angesichts der hohen Bedeutung des dortigen Marktes für die Industrie besteht Bedarf an einem politischen Dialog. Ziel muss hier sein, einen freien und sicheren Datenfluss auch aus China in die EU zu ermöglichen. In Russland ist ebenfalls mit einem hohen lokalen Umsetzungsaufwand für digitale Dienste zu rechnen.

Unternehmen benötigen eine klare Strategie, wie sie mit diesen Beschränkungen umgehen und ihre Geschäftsmodelle darauf anpassen können. In den USA bestehen grundsätzlich keine erheblichen regulatorischen Beschränkungen, die sich unmittelbar auf Digitalisierungsvorhaben der Industrie auswirken. Allerdings können sich Regelungen der Ausfuhrkontrolle und Handelssanktionen mittelbar auf den grenzüberschreitenden Datenaustausch auswirken – z.B. dann, wenn Verschlüsselungstechnologien aus den USA stammen und auch in den Zielmärkten Russland und China eingesetzt werden sollen. Zusätzliche Entwicklungskosten für technologische Alternativen können oft nur von großen Unternehmen getragen werden. Hinzu kommen zunehmende Regulierungen im Bereich der Cyber-Sicherheit, die primär auf den Schutz sogenannter kritischer Infrastrukturen abzielen. Diese können beiläufig – soweit die Lieferbeziehung mit einem Betreiber einer kritischen Infrastruktur besteht – oder auch unmittelbar den Maschinen- und Anlagenbau betreffen. In China können Maschinen- und Anlagenbauer beispielsweise bereits nach der bestehenden Rechtslage als Netzwerkbetreiber gelten und von damit verbundenen hohen regulatorischen Auflagen betroffen sein. Ein freier Fluss von Maschinendaten nach Europa erscheint in diesem Fall kaum umsetzbar.

Security by Design ist unerlässlich

Unternehmen müssen sich bereits in der Entwicklung digital vernetzter Produkte mit den Anforderungen und Vorgaben für den cyber-sicheren Betrieb beschäftigen, fordert der VDMA. Mit einem sorgfältigen Konzept für Security by Design werden technische Anforderungen und Marktansprüche frühzeitig in Produkte, Systeme und Dienste integriert. Das Maschinenbau-Institut des VDMA hat hierfür Weiterbildungskonzepte entworfen. kbn/VDMA e.V.

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