Technology Sustainability Survey

Wie nachhaltig ist die deutsche Technologie-Branche?

In einer aktuellen Deloitte-Studie betrachten 86 Prozent der deutschen Technologiekonzerne Nachhaltigkeit als einen wichtigen Bestandteil ihrer Geschäftstätigkeit. Jedoch nehmen etwa zwei Drittel der darin befragten Unternehmen eine Diskrepanz zwischen Anspruch und tatsächlichem Engagement in ihrem Unternehmen wahr.

Bild: ©Subbotina Anna/Fotolia.com

Bild: ©Subbotina Anna/Fotolia.com

Ansatzpunkte für mehr Nachhaltigkeit bietet der Technologie-Sektor viele, angefangen beim Energiebedarf von Cloud-Diensten über die langen Lieferketten rund um den Globus bis hin zum Einsatz kritischer Rohstoffe bei der Chip-Produktion. Um die Nachhaltigkeitsdiskussion in der Tech-Branche auf eine konkrete Datenbasis zu stellen, hat Deloitte im Januar 2021 für die Technology Sustainability Survey 173 Experten aus deutschen Tech-Unternehmen befragt, wie sie es mit der Nachhaltigkeit halten.

Thema hat an Bedeutung gewonnen

Die Ergebnisse zeigen, dass das Thema in der Branche angekommen ist: 86 Prozent der befragten Führungskräfte sehen Nachhaltigkeit als einen wesentlichen Bestandteil ihrer Geschäftstätigkeit. Für 88 Prozent hat das Thema in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Außerdem steigt der Stellenwert von Nachhaltigkeit mit der Größe des Unternehmens. Nahezu alle Befragten aus Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern sehen Nachhaltigkeit als ein wichtiges Element ihres unternehmerischen Handelns. Bei fast jedem dritten Unternehmen mit weniger Mitarbeitern ist dies noch nicht der Fall. Hintergrund ist, dass in kleineren Unternehmen häufiger Ressourcen und Kompetenzen fehlen, um Nachhaltigkeitsthemen voranzutreiben.

Vor allem wirtschaftliche Anreize

Anreize für mehr Nachhaltigkeit dabei vor allem wirtschaftlicher Natur. 57 Prozent der Befragten nannten die Senkung von Betriebskosten als wesentlichen Treiber ihrer Nachhaltigkeitsinitiativen. 47 Prozent erhoffen sich die Eroberung neuer Märkte und 42 Prozent reagieren auf die Nachfragen ihrer Kunden. 32 Prozent möchten die eigenen Mitarbeiter motivieren. Das Mindern von Klimarisiken (21 Prozent) und intrinsisches Engagement (6 Prozent) stehen hinten auf der Liste der Beweggründe. Laut Studie zahlen sich Nachhaltigkeitsinitiativen aus: 84 Prozent der Führungskräfte nehmen bereits heute positive Effekte ihrer Aktivitäten wahr. Überdurchschnittlich wirkungsvoll sind laut Studie Initiativen im Bereich Software & Services. Dabei liegt die starke Zustimmung zur Wirksamkeit der eigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten um 60 Prozent höher als im Hardware-Bereich.

Allerdings wird Nachhaltigkeit in den Unternehmen oft eher postuliert als gelebt. Mehr als zwei Drittel der Befragten Führungskräfte geben in der Studie an, eine Diskrepanz zwischen kommuniziertem und tatsächlichem Engagement wahrzunehmen. In großen Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern wird das Umsetzungsproblem von 82 Prozent der Befragten und damit besonders stark wahrgenommen. Diese Organisationen haben in der Regel auch besonders ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele. In kleineren Unternehmen mit oft bescheideneren Ambitionen klafft die Schere laut Studie weniger stark auseinander. Das Umsetzungsproblem beim Thema Nachhaltigkeit zieht sich trotzdem durch die ganze Branche. Erfahrungsgemäß ist die Anpassung eingefahrener Systeme, Routinen und Normen in Unternehmen häufig ein langwieriger und komplexer Prozess.

Dabei ist die Branche geprägt von Rohstoffen und Prozessen, die nicht besonders nachhaltig, aber in vielen Fällen schwer zu ersetzen sind, und die häufig einen hohen Ressourcenverbrauch mit sich ziehen. Rund ein Drittel der Befragten sieht hier die größten Herausforderungen für mehr Nachhaltigkeit in der Technologiebranche. Die gute Nachricht ist aber, dass das Commitment der Mitarbeiter und des Top-Managements in der Branche vorhanden ist. Nur rund 10 Prozent gaben an, dass die Unterstützung von Mitarbeitern und Management ein Problem darstellt.

Initiativen sind eher ökologisch ausgerichtet

Ein weiterer Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit sind die Umsetzung ganzheitlicher Strategien. Doch das Thema wird von vielen Tech-Unternehmen, wie in anderen Branchen auch, derzeit noch vor allem ökologisch verstanden. Entsprechend sind auch die konkreten Nachhaltigkeitsinitiativen mit 32 Prozent größtenteils ökologisch ausgerichtet. Dahinter folgen hauptsächlich soziale (20 Prozent) und hauptsächlich wirtschaftliche (15 Prozent) Strategien. Derzeit verfolgen nur 8 Prozent der befragten Unternehmen einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz, in dem ökologische, soziale und ökonomische Aspekte gleichermaßen miteinbezogen werden.

Das könnte Sie auch interessieren

3 Prozent der großen Industrieunternehmen setzen GenAI bereits großflächig ein, und rund ein Viertel hat erste Pilotprojekte gestartet. Laut einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey kann die Mehrheit der Unternehmen den Mehrwert der Technologie für den Unternehmenserfolg bislang aber noch nicht beziffern.‣ weiterlesen

Die Industrie arbeitet daran, die Barrieren zwischen IT und OT abzubauen. So können Unternehmen ihre Produktion effizienter und innovativer gestalten und im immer härter werdenden globalen Wettbewerb bestehen. Francis Chow von Red Hat erklärt, welche Rolle Open-Source-Technologien dabei spielen.‣ weiterlesen

Ein Bericht von ABI Research und Palo Alto Networks über den Stand der OT-Sicherheit zeigt, dass im vergangenen Jahr eines von vier Industrieunternehmen seinen Betrieb aufgrund eines Cyberangriffs vorübergehend stilllegen musste. Die Komplexität beim Einsatz von OT-Sicherheitslösungen stellt für die Befragten das größte Hindernis dar.‣ weiterlesen

Für dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit müssen deutsche Hersteller angesichts weiterhin drohender Rezession und hoher Energiekosten die nächste Stufe der Digitalisierung erreichen. Die Mehrheit der Unternehmen bereitet sich in diesem Zug auf Smart Manufacturing vor, wie eine von Statista durchgeführte und Avanade beauftragte Studie zeigt.‣ weiterlesen

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Fraunhofer-Forschende haben für Fahrer und Fahrerinnen von Baumaschinen einen Helm mit integriertem Beschleunigungssensor entwickelt. Die Helm-Sensorik misst die Vibrationen der Baumaschinen. Die Sensorsignale werden analysiert, eine Software zeigt die Belastung für den Menschen an.‣ weiterlesen

Mit der Do-it-yourself-Automatisierung sollen Unternehmen ihre Automatisierungskonzepte selbst gestalten können. Die Komponenten dafür werden über eine Plattform bereitgestellt. Etienne Lacroix, CEO der DIY-Plattform Vention erklärt das Konzept.‣ weiterlesen

Rund 2.700 Aussteller aus mehr als 50 Ländern werden vom 10. bis 14. Juni zur Achema in Frankfurt erwartet. Mit mehr als 1.000 Rednern setzt das begleitende Kongress- und Bühnenprogramm darüber hinaus Impulse für eine erfolgreiche Transformation der Prozessindustrie. An allen fünf Messetagen sollen zudem Angebote für den Nachwuchs zur Zukunftssicherung der Branche beitragen.‣ weiterlesen