Interview mit Professor Werner Bick

Prof. Dr. Werner Bick, Generalbevollmächtigter der ROI Management Consulting, äußert sich im Interview zur Fabrik der Zukunft. Das komplette Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe des INDUSTRIE 4.0-MAGAZINs.

 

(Bild: ROI Management Consulting AG)

Herr Professor Bick, Exoskelette für den industriellen Einsatz sollen neuerdings menschliche Intelligenz mit maschineller Kraft kombinieren, um schwere Lasten federleicht von A nach B zu bringen. Beschleunigen nun bald Arbeiter mit ‘Superkräften’ die Produktion?

Werner Bick: Solche Neuentwicklungen regen natürlich die Fantasie an, wohin sich die Industrie 4.0 entwickeln könnte – aber ob und wie das letztendlich tatsächlich in der Fabrik zum Einsatz kommt, ist noch Zukunftsmusik. Natürlich können Exoskelette die Gesundheitssysteme erheblich entlasten; eine ähnliche Entwicklung sehen wir ja auch bei kollaborativen Robotern, die außerhalb eines Sicherheitskäfigs ihren menschlichen Kollegen ergonomisch belastende Arbeitsschritte abnehmen. Daneben gibt es aber noch viele weitere Kriterien, in denen sich solche Technologien bewähren müssen: sie dürfen nur eine geringe bzw. gar keine Fehleranfälligkeit haben, denn jeder Stopp bedeutet teure Ausfallzeiten. Zudem muss bei einer Tragehilfe für 100.000€ oder mehr das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmen, das kalkulieren Unternehmen im Vorfeld genau durch. Und je nach Einsatzfeld wartet man dann lieber noch ein paar Jahre ab, bis sich die Technologie in anderen Branchen bewährt oder verbessert hat. Es gibt hier also wie bei vielen weiteren Innovationen der Industrie 4.0 und des IoT eine kritische Masse, die für den Durchbruch als flächendeckende Industrieanwendung erreicht werden muss.

Also kann es doch noch ein paar Jahre länger dauern, bis die Fabrik der Zukunft mit intelligenten Transportrobotern, Drohnen und Virtual-Reality-Simulationen Realität ist?

Bick: Das kommt darauf an, von welchem Anwendungsfeld wir sprechen. Zumal es ja gar nicht ‘die’ Fabrik der Zukunft gibt, sondern je nach Branche, Produktspektrum und der Rolle im Fertigungsnetzwerk ganz unterschiedliche Modelle existieren. In ohnehin bereits stark automatisierten Industrien – etwa bei Textil-, Lebensmittel- oder Automobil-Unternehmen – lohnt es sich zum Beispiel schon heute, alle Transportschritte in der Prozesskette mit sehr günstig erhältlichen Technologien wie Sensoren, Kameras, RFID-Modulen usw. digital abzubilden und auf diesem Wege weiter zu verschlanken und zu verbessern. Genau das ist übrigens der relevante Kern einer jeden ‘Future Factory’: Daten zu erfassen und mittels intelligenter IT-Anwendungen hieraus schnell die Informationen herauszufiltern, die zum einen das Unternehmen näher an den Kunden bringen und zum anderen Fehler und Verschwendung aufdecken.

‘Industrie-Gadgets’ wie Roboterarme und Transportdrohnen schauen also gut aus, die wirklich wichtigen Entwicklungen sind aber nach wie vor IT-getrieben?

Bick: Genau. Der Internet-Hype der Nuller-Jahre hat extreme, überlebensgroße Auswirkungen für die fertigenden Industrien der ‘Old Economy’: die TOP-US-Unternehmen, die heute mit ihren Produkten und Richtungsentscheidungen die globalen Märkte dominieren, handeln alle nicht in erster Linie mit Produkten, sondern mit Information. Wenn man sich nun anschaut, was in dieser Hinsicht allein in der automatisierten Prozessindustrie noch alles durch IT machbar ist, dann sind wir nur im unteren Prozentbereich der Möglichkeiten. Beispiel F&E: Es gibt Unternehmen, die haben ihre Entwicklungsprozesse seit Jahren gezielt agil gestaltet. Das heißt, sie konnten in Anlehnung an die Softwareentwicklung mit Scrum, kurzen Sprints & Zyklen und Teamarbeit bereits Übung darin erlangen, Informationen anders zu verarbeiten und verfügbar zu machen.

Das komplette Interview finden Sie in der aktuellen Ausgabe des INDUSTRIE 4.0-MAGAZINS

 

Das könnte Sie auch interessieren

Für dauerhafte Wettbewerbsfähigkeit müssen deutsche Hersteller angesichts weiterhin drohender Rezession und hoher Energiekosten die nächste Stufe der Digitalisierung erreichen. Die Mehrheit der Unternehmen bereitet sich in diesem Zug auf Smart Manufacturing vor, wie eine von Statista durchgeführte und Avanade beauftragte Studie zeigt.‣ weiterlesen

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Fraunhofer-Forschende haben für Fahrer und Fahrerinnen von Baumaschinen einen Helm mit integriertem Beschleunigungssensor entwickelt. Die Helm-Sensorik misst die Vibrationen der Baumaschinen. Die Sensorsignale werden analysiert, eine Software zeigt die Belastung für den Menschen an.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Rund 2.700 Aussteller aus mehr als 50 Ländern werden vom 10. bis 14. Juni zur Achema in Frankfurt erwartet. Mit mehr als 1.000 Rednern setzt das begleitende Kongress- und Bühnenprogramm darüber hinaus Impulse für eine erfolgreiche Transformation der Prozessindustrie. An allen fünf Messetagen sollen zudem Angebote für den Nachwuchs zur Zukunftssicherung der Branche beitragen.‣ weiterlesen

Hohe Geschwindigkeit und hohe Erkennungsraten sind die Anforderungen an die Qualitätskontrolle in der Verpackungsbranche. Wie diese Anforderungen erreicht werden können, zeigt das Unternehmen Inndeo mit einem Automatisierungssystem auf Basis von industrieller Bildverarbeitung und Deep Learning.‣ weiterlesen

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company könnten Unternehmen ihre Produktivität durch digitale Tools, Industrie 4.0-Technologien und Nachhaltigkeitsmaßnahmen steigern. Deren Implementierung von folgt oft jedoch keiner konzertierten Strategie.‣ weiterlesen

Jeder zweite Betrieb investiert laut einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall zu wenig am Standort. Demnach verfügen rund 48 Prozent der Unternehmen über eine Transformationsstrategie. Zudem sehen die Betriebsräte ein erhöhtes Risiko für Verlagerungen.‣ weiterlesen

Ziel des neuen VDMA-Forums Manufacturing-X ist es, der zunehmenden Bedeutung von Datenräumen als Basis für neue, digitale Geschäftsmodelle Rechnung zu tragen. Wie der Verband mitteilt, soll das Forum auf dem aufbauen, was in der letzten Dekade durch das VDMA-Forum Industrie 4.0 erarbeitet wurde. ‣ weiterlesen