Industrie 4.0-Barometer

China und USA vorn, DACH-Region stagniert

Wie aus dem Industrie 4.0-Barometer von MHP hervorgeht, liegen chinesische und US-amerikanische Unternehmen bei der Nutzung digitaler Technologien vorne. Unternehmen aus der DACH-Region kommen dabei kaum voran.

(Bild: MHP)

Im internationalen Vergleich sind chinesische und US-amerikanische Unternehmen die Spitzenreiter bei der Nutzung digitaler Technologien im Industrie 4.0-Umfeld. Das geht aus dem Industrie 4.0 Barometer 2021 hervor, das die Management- und IT-Beratung MHP in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München erstellt hat. Demnach stagniert der Digitalisierungsfortschritt in der DACH-Region. Das Barometer soll den Status quo der Industrie 4.0-Aktivitäten der teilnehmenden Unternehmen zeigen und Einsichten zu marktspezifischen Besonderheiten in den untersuchten Regionen liefern.

Verschiedene Themen untersucht

Untersucht wurden die Themen-Clustern Technologie, IT-Integration, Strategie und Ziele sowie Treiber und Hemmnisse der Digitalisierung. Auch die Themen Digital Leadership und Supply-Chain-Resilienz standen im Fokus der Erhebung.

Unternehmen im deutschsprachigen Raum schneiden in der aktuellen Studie insgesamt schlechter ab als im Jahr 2020: Die Umfragewerte der abgefragten Technologiekategorien sind bezogen auf die Vorjahre auf gleichem Niveau oder sogar darunter. Auch im internationalen Vergleich werden Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz laut Studie zunehmend abgehängt. Chinesische Unternehmen weisen laut Studie beispielsweise einen um 20 Prozent höheren Einsatz von Digital Twins, eine doppelt so hohe Supply-Chain-Transparenz und eine doppelt so hohe Automatisierungs- und Fernsteuerungsrate von Anlagen auf.

Auch US-Unternehmen erreichen hohe Werte: Laut Studie verfügen mehr als die Hälfte von ihnen über eine fortschrittliche technologische Infrastruktur, die künstliche Intelligenz ermöglicht. Jedoch können in den USA nicht alle bei dem Tempo mithalten, so die Studienautoren. Insbesondere KMU und etablierten Unternehmen drohten den Anschluss zu verlieren. Ähnlich auch der Sachverhalt in Großbritannien: Dort habe die Hälfte der Unternehmen unter 100 Mitarbeitern additive Fertigungsverfahren realisiert, so die Autoren. Bei 75 Prozent finden laut Studie sensorausgestattete Anlagen und autonome Roboter keine Anwendung.

Prof. Dr. Johann Kranz, Professor für Digitale Services und Nachhaltigkeit an der LMU München: „Unternehmen stehen global unter einem enormen Digitalisierungsdruck, nachdem sich die Kundenanforderungen an Produkte und Dienstleistungen durch die Digitalisierung massiv und kontinuierlich wandeln. In den zögerlichen Unternehmen werden die ökonomischen Potentiale dieses Wandels zu wenig genutzt und erscheinen so im Vergleich zu den Investitionskosten zu gering. Jedoch zeigen gerade die aktuellen Herausforderungen wie die Corona-Pandemie oder die Lieferkettenproblematik, dass Unternehmen, die ihre Hausaufgaben in puncto Digitalisierung erledigt haben, bedeutend besser durch diese Krisen manövrieren.“ Hinzu kommt, mit der Ausnahme von China, dass qualifizierte Mitarbeiter fehlen.

Automobilindustrie als Ausnahme

Unternehmen aus der Automobilindustrie im DACH-Raum heben sich in der aktuellen Studie von anderen Industrien ab. 64 Prozent der Befragten von Automotive-Unternehmen gaben an, Kommunikationsarchitekturen wie 5G implementiert zu haben — 13 Prozentpunkte mehr als bei den Referenzindustrien. Als Grund dafür geben die Befragten selbst den starken Digitalisierungsdruck an, der bei den Herstellern und Zulieferern ausgeprägter ist als in anderen Branchen.

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