Über Unternehmensgrenzen hinweg
Daten austauschen

Die Prozessindustrie spielt am Industrie- und Technologiestandort Deutschland eine wichtige Rolle: Hier werden für die Produktion verschiedenster Güter und Produkte hochautomatisierte Anlagen entwickelt und betrieben. Diese Maschinen, die die Produktionsprozesse eines Unternehmens teilweise gemeinsam, teilweise unabhängig voneinander steuern, bestehen oftmals aus Geräten von einer ganzen Reihe von Anbietern.

521123 (Bild:©WeavebreakMediaMicro/Fotolia.com)

521123 (Bild:©WeavebreakMediaMicro/Fotolia.com)

Dabei fällt eine immense Flut von heterogenen Daten an. Bisher werden diese Daten in getrennten IT-Systemen verarbeitet und gespeichert. Eine anlagenübergreifende Auswertung der Daten findet oft nicht statt, sondern beschränkt sich überwiegend auf einzelne Teilanlagen oder auf Teilprozesse. Unabhängig von den Betreibern sammeln auch die Gerätehersteller Daten zum Betrieb und zum Zustand ihrer Maschinen. Trotz der vielen gespeicherten Informationen wird das Potenzial einer gemeinsamen Analyse aller Daten nur selten oder gar nicht genutzt.

Rohdaten bergen Potenzial

Die Gesamtheit der gespeicherten Informationen birgt jedoch ein enormes Potenzial. Eine übergreifende Analyse der an unterschiedlichen Orten existierenden, rohen Maschinendaten in Echtzeit kann bessere und verlässlichere Aussagen über Fehlerquellen und Optimierungsmöglichkeiten der Produktionsanlage liefern. Diese Daten können dann genutzt werden, um die Prozesse zu optimieren und auch um die Geräte selbst zu verbessern. Damit profitieren sowohl die Anwender als auch die Hersteller der Anlagen. Mit der übergreifenden Datenauswertung beschäftigt sich das Projekt ‘SIDAP – Skalierbares Integrationskonzept zur Datenaggregation, -analyse, -aufbereitung von großen Datenmengen in der Prozessindustrie’, das im Rahmen des Technologieprogramms ‘Smart Data – Innovationen aus Daten’ vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Führende Akteure der Prozessindustrie und der IT sowie Forscher aus Wirtschaft und Wissenschaft entwickeln derzeit eine datengetriebene und serviceorientierte Softwarelösung. Diese Software soll Informationen und Datenströme aus Engineering- und Prozessleitsystemen für Unternehmen leichter zugänglich machen. Als Grundlage dient eine Smart-Data-Lösung, in der die großen Datenmengen aus allen IT-Systemen der beteiligten Fertigungsstandorte gesammelt, miteinander in Bezug gesetzt und aufbereitet werden. So entstehen aus den getrennt gespeicherten Maschineninformationen der Unternehmen verwertbare und interpretierbare Daten – Smart Data.

Vorhersagen über Verschleiß

Mithilfe verschiedener Modelle und Methoden zur individuellen Analyse der verfügbaren Daten können beispielsweise Vorhersagen über den Verschleiß einzelner Bauteile oder das Auftreten von Produktionsfehlern gemacht werden. Ein konkretes Beispiel sind Ventile, die in vielen Anlagen der chemischen Industrie Verwendung finden. Anhand der unterschiedlichen Nutzungsdaten für diese Ventile soll ein Gerüst für ihre Nutzungsoptimierung geschaffen werden. Indem beispielsweise die Taktung der Prozessanlagen entsprechend der Analyseergebnisse beeinflusst wird, lassen sich die Maschinenlaufzeiten optimieren sowie Wartungsstillstände besser planen und nutzen. Ziele sind außerdem eine bessere Produktqualität, geringere Geräteausfälle sowie eine höhere Anlagenleistung und bessere Anlagenverfügbarkeit. Diese höhere Verfügbarkeit der Anlagen bildet die Basis für den Remote-Betrieb – sprich die Fernüberwachung von Anlagen – und führt damit insgesamt zu einer weitergehenden Automatisierung. Das Gerüst für die Nutzungsoptimierung von Ventilen kann bei Erfolg auf weitere Anlagenbauteile, wie zum Beispiel Pumpen, übertragen werden. SIDAP versucht, konkrete Lösungen an spezifischen Beispielen zu erarbeiten und ausgiebig zu testen, um sie anschließend auf andere ähnliche Prozesse anwenden zu können.

Das könnte Sie auch interessieren

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Fraunhofer-Forschende haben für Fahrer und Fahrerinnen von Baumaschinen einen Helm mit integriertem Beschleunigungssensor entwickelt. Die Helm-Sensorik misst die Vibrationen der Baumaschinen. Die Sensorsignale werden analysiert, eine Software zeigt die Belastung für den Menschen an.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Nach Bitkom-Berechnungen fehlen bis zum Jahr 2040 mehr als 660.000 IT-Fachkräfte. Welche Maßnahmen helfen könnten, diesem Trend entgegenzuwirken, hat der Verband beleuchtet. Potenziale liegen unter anderem darin, mehr Frauen für IT-Berufe zu begeistern oder den Quereinstieg zu erleichtern.‣ weiterlesen

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company könnten Unternehmen ihre Produktivität durch digitale Tools, Industrie 4.0-Technologien und Nachhaltigkeitsmaßnahmen steigern. Deren Implementierung von folgt oft jedoch keiner konzertierten Strategie.‣ weiterlesen

Hohe Geschwindigkeit und hohe Erkennungsraten sind die Anforderungen an die Qualitätskontrolle in der Verpackungsbranche. Wie diese Anforderungen erreicht werden können, zeigt das Unternehmen Inndeo mit einem Automatisierungssystem auf Basis von industrieller Bildverarbeitung und Deep Learning.‣ weiterlesen

Jeder zweite Betrieb investiert laut einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall zu wenig am Standort. Demnach verfügen rund 48 Prozent der Unternehmen über eine Transformationsstrategie. Zudem sehen die Betriebsräte ein erhöhtes Risiko für Verlagerungen.‣ weiterlesen

@Grundschrift_NH:Die Implementierung von künstlicher Intelligenz in Unternehmen erreicht oft nicht das erforderliche Maß für eine signifikante Wertschöpfung. ‣ weiterlesen

Ob es sich lohnt, ältere Maschinen mit neuen Sensoren auszustatten, ist oft nicht klar. Im Projekt 'DiReProFit' wollen Forschende dieses Problem mit künstlicher Intelligenz zu lösen.‣ weiterlesen