Interview mit Sophia Schade, CEO bei Flowciety

„Viele verharren in gewohnten Prozessen“

Das Startup Flowciety hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmensprozesse zu automatisieren und zu vereinfachen. Im Gespräch mit dem INDUSTRIE 4.0&IIoT-Magazin spricht CEO Sophia Schade (Bild) über die Ziele des Unternehmens, Herausforderungen und Vorbehalte auf Anwenderseite.

(Bild: Flowciety GmbH)

Können Sie kurz erläutern, was hinter der Idee von Flowciety steckt?
Sophia Schade: Die Idee ist, eine sichere Kommunikation von Daten und automatisierte Prozessabwicklung ‘zwischen’ Unternehmen herzustellen. Die Vision ist, als sichernde Schicht im Internet zu funktionieren und eine Kommunikation mit Automation zu verbinden sowie über IT-Systeme und Tools hinweg zu ermöglichen.

Auf welche Branchen bzw. Anwendungsfelder zielen Sie mit Ihrer Lösung ab?
Schade: Wir arbeiten viel im deutschen Mittelstand, da wir hier viele Partnerschaften auf Augenhöhe sehen, also Unternehmen, die kollaborativ seit Jahren/Jahrzehnten zusammenarbeiten und trotzdem noch viele Daten manuell austauschen. Flowciety ist als Workflowengine konstruiert und damit grundsätzlich für beliebige Prozesse einsetzbar. Aktuell konzentrieren wir uns auf die Lieferantenkommunikation – von der Anforderungsaufnahme, Bestellung, Bestellbestätigungen, Wareneingang hin zur Rechnungsabwicklung. Wir sehen auch Potenzial im Bereich Health Care und Bereich Dienstleistungen wie bspw. Versicherungen, eigentlich überall dort, wo sensible, kritische Daten sicher ausgetauscht werden und die Beteiligten auf ‘denselben’ Datensatz schauen sollten.

Müssen meine Partnerunternehmen ebenfalls die Anwendung nutzen?
Schade: Es ist vorteilhaft, wenn die Partner ebenfalls die Anwendung nutzen. Das können Sie sich wie folgt vorstellen: Wenn Sie eine E-Mail schicken, der andere aber nur Briefe versendet, haben Sie nur auf einer Seite Effizienz. Es gibt aber auch die Möglichkeit der einseitigen Anbindung, das heißt bspw. die Partner nutzen Flowciety wie ein Portal und Sie arbeiten in Ihrem ERP (Enterprise Resource Planning) und Flowciety. Um den Einstieg zu vereinfachen, bieten wir auch stark vergünstigte Light-Lizenzen für die Partner unserer Kunden an. Der kann die Vorteile von Flowciety im Austausch mit Ihnen nutzen, aber nicht mit anderen Unternehmen. Das geht nur mit der Vollversion.

Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen, wenn es um die Prozessautomatisierung geht?
Schade: Ich glaube, ein Aspekt der Herausforderungen liegt stark im Mindset der Unternehmen: Viele verharren in ihren gewohnten Prozessen, manche können sich gar nicht vorstellen, dass es einfacher gehen könnte. Hinzu kommt, dass manche Prozesse sich historisch verkompliziert haben und nicht einfach so automatisiert werden können. Und wenn man dann doch den Entschluss gefasst hat, einen Prozess zu automatisieren, sind die Entscheidungswege langwierig und manche Umsetzungsprojekte zu lang – ehe man so weit ist, haben sich die Anforderungen wieder verändert und es wird eine neue Schleife gedreht, anstatt erstmal loszulegen.

Sie nutzen die Blockchain. Gibt es Vorbehalte seitens Ihrer Kunden bzw. wie viel Überzeugungsarbeit müssen Sie leisten?
Schade: Ja, natürlich kommen hier und da Vorbehalte gegenüber der Technologie, deswegen fallen wir damit auch nicht gleich durch die Tür. Für die wenigsten Tools da draußen interessiert die Kunden, welche Technologie unter der Haube steckt (oder wissen Sie in welcher Sprache Salesforce geschrieben ist?). Für uns ist die Blockchain ein Enabler, die Prozessautomation für unternehmensübergreifende Prozesse erst ermöglicht. Wir reden lieber über die Vorteile und Mehrwerte für unsere Kunden, das überzeugt meist auch die skeptischeren Gesprächspartner.

Flowciety ist ein recht junges Startup. Welche Ziele haben Sie sich als Unternehmen für die nähere Zukunft gesteckt?
Schade: Wir wollen wachsen – natürlich. Für uns ist der wichtigste Meilenstein, unsere Lösung bei mehreren Kunden und Wertschöpfungsketten eingesetzt und in Betrieb zu erleben. Dafür sind wir neuen Partnern gegenüber sehr entgegenkommend – wir wollen am Ende sehen, dass die Lösung den Unternehmen einen echten Mehrwert bietet, aus diesem Grund haben wir Flowciety schließlich gegründet.

Vielen Dank!

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