Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und der Beauftragte für Digitale Wirtschaft des Bundeswirtschaftsministeriums, Thomas Jarzombek, haben in Dortmund die Pläne für ein europäisches Cloud-Projekt vorgestellt.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek bei der Vorstellung der Pläne für “GAIA-X” auf dem Digital-Gipfel. (Bild: ©BMBF/Hans-Joachim Rickel)
Auf dem Digital-Gipfel in Dortmund hat Bundesforschungsministerin Anja Karliczek zusammen mit dem Beauftragten für Digitale Wirtschaft des Bundeswirtschaftsministeriums, Thomas Jarzombek, Pläne für den Aufbau einer vernetzten, offenen Dateninfrastruktur auf Basis europäischer Werte vorgestellt. ‘Gaia-X‘ heißt das Programm, mit dem ein offenes digitales Ökosystem geschaffen werden soll, in dem Daten sicher und vertrauensvoll verfügbar gemacht, zusammengeführt und geteilt werden können. Jarzombek vertrat bei der Vorstellung Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der kurz zuvor nach einer Rede von der Bühne gestürzt war und sich dabei verletzt hatte.
Ziel von ‘Gaia-X‘ soll es sein, Europa unabhängiger zu machen und die Souveränität im Umgang mit den Daten von Bürgern und Unternehmen zu stärken. So soll beispielsweise technisch sichergestellt werden, dass die Daten den europäischen Raum nicht ungewünscht verlassen können. Das Projekt sieht die Vernetzung dezentraler Infrastrukturdienste, insbesondere von Cloud- und Edge-Instanzen, zu einem homogenen, nutzerfreundlichen System vor. Dafür könnten sich zum Beispiel Unternehmen zusammenschließen und sich gegenseitig Serverkapazitäten anbieten. Zudem soll es möglich sein, KI-Technologien wie etwa Machine Learning als Servicedienstleistung interessierten Unternehmen – insbesondere aus dem Mittelstand – auf einfache Weise über standardisierte Schnittstellen zur Verfügung zu stellen. Die daraus entstehende vernetzte Form der Dateninfrastruktur stärkt sowohl die digitale Souveränität der Nachfrager von Cloud-Dienstleistungen als auch die Skalierungsfähigkeit und Wettbewerbsposition europäischer Cloud-Anbieter, heißt es in einer Pressemeldung des Bundesforschungsministeriums (BMBF).
Wie das BMBF weiter mitteilt, soll das neue System ganz entschieden nicht als Konkurrenz zu den großen amerikanischen Anbietern wie Amazon, Google oder Microsoft, sondern mit deren Unterstützung als Infrastrukturdienstleister als Ergänzung aufgebaut werden. Letztlich soll insbesondere für den europäischen Mittelstand eine Wahlfreiheit geschaffen werden, auf welchen Servern und mit welchen Sicherheitsstandards sensible Daten gelagert werden. Dadurch sollen auch neue Impulse für die mittelständische Wirtschaft entstehen, vermehrt auf innovative Technologien zu setzen. Die dadurch steigende Nachfrage kommt allen, insbesondere auch den klassischen Cloud-Anbietern zugute.
„Europa wird damit die Souveränität über die sichere wirtschaftliche Nutzung von Daten durch den Aufbau eigener Strukturen auf Cloudservern gewinnen. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Unternehmen stärker bereit sein werden, die Chancen der Digitalisierung voll zu nutzen. Nur wer sicher ist, dass er selbst vollständig bestimmen kann, wie seine Daten verwendet werden, wird bereit sein, seine Daten in Datenwolken zu speichern und sie mit anderen zu teilen“, sagte Karliczek.
Ganz neu ist die Idee allerdings nicht. Mit der Initiative zum International Data Space IDS leistet das BMBF bereits seit 2014 einen wichtigen Beitrag zur europäischen Datensouveränität. Der IDS ist bei der Ausgestaltung von Gaia-X eingebunden und soll mit seiner Expertise und seinen Partnern zum Erfolg beitragen. Der nächste Schritt besteht darin, europäische Partner ins Boot zu holen. Laut BMBF soll die Organisation im ersten Halbjahr 2020 gegründet werden, Ende 2020 soll es erste Anwendungen geben.
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