Çalayan Arkan, General Manager Worldwide
Manufacturing Industry, Microsoft Corporation

“Das IoT verändert die Sicht auf die Dinge selbst”

Die Fertigungsspezialisten bei Microsoft nutzen die Hannover Messe jedes Jahr, um die neuesten Branchentrends aufzunehmen und mit ihrer Agenda zu harmonisieren. Çalayan Arkan, General Manager Worldwide Manufacturing Industry bei der Microsoft Corporation, hat mit der IT&Production darüber gesprochen, wie das IoT aktuell den Blick auf die Dinge selbst verändert und was unter Disruption überhaupt zu verstehen ist.

Die Branche der industriellen IT erlebt aufregende Zeiten. Viele IT-Trends wirken auf die Fertigungsindustrie weltweit. Warum ist Microsoft gerade in Hannover mit einer so starken Präsenz vertreten?

Çalayan Arkan: Die Hannover Messe ist eine globale Veranstaltung, auf der jedes Jahr die Weichen für die weltweite Fertigungsindustrie gestellt werden. Mit dieser Ausstellung leiten wir den Beginn des neuen Microsoft-Geschäftsjahres ein. Nach jeder Messe arbeiten wir schon wieder Meilensteine für die kommende Hannover Messe heraus. Für uns ist es nicht nur eine Ausstellung, sondern eine zentrale Plattform für die Fertigungsindustrie. Wir tauschen uns intensiv mit Kunden und Partnern über deren Ziele und Bedürfnisse aus und bereichern damit unsere eigene Agenda für das neue Geschäftsjahr, gerade weil wir um unsere Verantwortung als Marktführer in der digitalen Fertigung mit unserer Plattform und unserem Ökosystem wissen.

Welche Eindrücke haben sie auf der aktuellen Messe für das kommende Geschäftsjahr gewonnen?

Arkan: Aktuell ist das Internet der Dinge wohl die Technologie mit dem größten disruptiven Potenzial und hier knüpfen wir mit unserer Vision der digitalen Transformation an. Letztes Jahr haben wir beobachtet, dass unsere Marktbegleiter noch über Pilotprojekte und Machbarkeitskonzepte mit jenen Technologien sprachen, mit denen unsere Anwender bereits ihre Geschäftsergebnisse verbessern. Da wir unsere Expertise etwa mit Mixed Reality, Künstlicher Intelligenz, digitalen Zwillingen und Robotern bereits unter Beweis stellen konnten, sind wir die nächsten Schritte gegangen. Und so rücken wir dieses Jahr unsere Verantwortung als Technologieführer in den Vordergrund, die weit über das Wohl unserer Mitarbeiter und unser Wachstum hinausgeht. Technologie wird zum ersten Mal in der Geschichte mehr Arbeitsplätze vernichten, als sie schafft. Und trotzdem gibt es in der Fertigungsindustrie einen Fachkräftemangel. Bei der Lösung dieses Dilemmas können wir eine Führungsrolle übernehmen. Wir müssen gemeinsam die neuen geforderten Fähigkeiten und Berufe identifizieren und in die Lehrpläne der Bildungseinrichtungen integrieren. Auch die Unternehmen stehen in der Verantwortung, für passende Aus- und Weiterbildungsangebote zu sorgen. Wir können es uns auch nicht leisten, produktive Menschen zu verlieren. Ebenso sollten wir die Möglichkeiten digitaler Technologien ausschöpfen, um Mitarbeitern zu ermöglichen, flexibel von überall arbeiten zu können. Roboter können zunehmend körperlich schwere oder gar gefährliche Tätigkeiten und Routineaufgaben übernehmen, während sich Menschen auf jene Aufgaben fokussieren, die menschliche Stärken wie Empathie und Kreativität erfordern. Die Diskussionen um solche Fragen haben in Führungsetagen oft noch immer nicht den Stellenwert, um die digitale Transformationen auf die erforderliche Geschwindigkeit zu bringen. Auf diesem Weg sollte auch die ökologische Nachhaltigkeit im Fokus stehen. Es wird ein Wachstum der Weltbevölkerung von einem Drittel (ca. 2,3Mrd. Menschen) von 2009 bis 2050 erwartet. Dieses Wachstum in Kombination mit der zunehmenden Urbanisierung stellt ganz neue Herausforderung an die Lebensmittelproduktion. Digitale Technologien können hier die Produktivität und Nachhaltigkeit massiv steigern. Werden etwa Pestizide in Nahrungsmitteln gefunden, lässt sich diese Toxizität schon heute bis zum Erzeuger zurückverfolgen. Bauern könnte man darüber informieren, wie sich gesündere Lebensmittel mit weniger oder gar keinen Pestiziden anbauen lassen. Wir wollen als Microsoft zum Thema Wasser- und Nahrungsmittelknappheit noch mehr tun, deshalb bringen wir uns auch in zahlreiche Industrie-Cluster ein. Nächstes Jahr werden wir hier neue intelligente Anwendungen zeigen, von Produktionsanlagen bis zu Gebäuden, die auf Energieeffizienz getrimmt sind.

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