Neues aus der Smartfactory-KL


Die Smartfactory-KL befasst sich traditionell mit eher visionären Themen. Dieses Jahr geht es hauptsächlich um die Vernetzung von Bestandsanlagen. Wieso der Schwenk auf eine der ganz aktuellen Herausforderungen in der Industrie?

Ruskowski: Das ist im wesentlichen wohl unserem kürzlich gegründeten Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum mit Projektbeteiligung von DFKI und Smartfactory-KL ‘geschuldet’, welches vom BMWi gefördert und von Dr. Haike Frank geleitet wird. Dort haben wir mehr über die Sorgen der kleinen und mittleren Unternehmen erfahren. Diese Firmen bauen nicht gleich ein neues Werk und kaufen meist auch keine komplett neue Anlage. Also müssen wir Lösungen entwickeln, wie sich neue Technologien in kleinen Stufen einführen lassen. Unsere Partner merken ebenfalls, dass sie ihren Kunden Lösungen für solche Fälle anbieten müssen.

Zühlke: Diese Anforderung wurde uns wirklich aus mehreren Richtungen zugetragen. Erst einmal muss man einen Einblick in die Anlagen bekommen. Dafür tauchen seit ein bis zwei Jahren sogenannte Edge Devices vermehrt auf dem Markt auf. Das sind kleine Rechner, die sich etwa zwischen Maschine und die nachgelagerte IT-Infrastruktur schalten lassen. Wir haben überlegt, wie Anwender diese vielen Hersteller unter einen Hut bringen können. Entgegen der Auffassung einiger Hersteller vertreten wir die Auffassung, dass sich die Edge Devices beliebiger Anbieter miteinander kombinieren lassen müssen. Die Monokulturen, die sich manche Hersteller wünschen, gibt es draußen im Feld nicht. Es gibt viele Maschinen von unterschiedlichen Herstellern und jeder hat eine andere Präferenz für ein Edge Device. Der Anwender hat am Ende seine Cloud, wo er alle Daten zusammenfassen will. Wir wollen zeigen, wie das mit diesen Geräten funktioniert.

Ihre Forderungen nach Standardisierung dürften die amerikanischen IT-Konzerne in Ihrem Konsortium wohl unterstützen. Können diese Unternehmen der hiesigen Automatisierungswelt Nachhilfeunterricht in Sachen Interoperabilität geben?

Zühlke: Mit IBM und SAP haben wir große IT-Unternehmen mit an Bord, auch Microsoft-Technologie spielt immer wieder eine Rolle. Den Wettbewerb zwischen den Netzwerktechnologien, wie er auf Office-Ebene ausgetragen wurde, steht der Automatisierung noch bevor – nur 20 bis 30 Jahre später.

Wann wird es so weit sein?

Ruskowski: Wir werden sehen. Am Schluss wird das über den Markt und den Preis entschieden. Wenn klassisches Standard-Ethernet wirklich industrietauglich ist, wird es preisgünstiger sein. Irgendwann werden wir preiswerte Ethernettechnik bis zum kleinsten Sensor nutzen können. Dann werden eher die Fragen der Internet- und Cyber-Security zu beantworten sein. Da werden wir noch einmal bis auf die unterste Ebene aktiv werden müssen.

Zühlke: Also die Zeitskala sehe ich relativ entspannt. Die Technologie ist so aufgebaut, dass sie auf verschiedene Ebenen beschränkt werden kann. Wir werden auch in Zukunft keinen Fünf-Cent-Sensor mit Ethernet sehen und es wird auch immer per Kabel angebundene Sensoren geben. Andererseits kann ich künftig klassische Feldbusse einfach über einen günstigen Sensor auf moderne Protokolle umsetzen und existierende Anlagen so weiter nutzen. Aufgrund dieser Möglichkeiten zur Nachrüstung denke ich, dass die Technologie relativ zeitnah auf hohen Ebenen eingeführt wird.

Das könnte Sie auch interessieren

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Fraunhofer-Forschende haben für Fahrer und Fahrerinnen von Baumaschinen einen Helm mit integriertem Beschleunigungssensor entwickelt. Die Helm-Sensorik misst die Vibrationen der Baumaschinen. Die Sensorsignale werden analysiert, eine Software zeigt die Belastung für den Menschen an.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Nach Bitkom-Berechnungen fehlen bis zum Jahr 2040 mehr als 660.000 IT-Fachkräfte. Welche Maßnahmen helfen könnten, diesem Trend entgegenzuwirken, hat der Verband beleuchtet. Potenziale liegen unter anderem darin, mehr Frauen für IT-Berufe zu begeistern oder den Quereinstieg zu erleichtern.‣ weiterlesen

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company könnten Unternehmen ihre Produktivität durch digitale Tools, Industrie 4.0-Technologien und Nachhaltigkeitsmaßnahmen steigern. Deren Implementierung von folgt oft jedoch keiner konzertierten Strategie.‣ weiterlesen

Hohe Geschwindigkeit und hohe Erkennungsraten sind die Anforderungen an die Qualitätskontrolle in der Verpackungsbranche. Wie diese Anforderungen erreicht werden können, zeigt das Unternehmen Inndeo mit einem Automatisierungssystem auf Basis von industrieller Bildverarbeitung und Deep Learning.‣ weiterlesen

Jeder zweite Betrieb investiert laut einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall zu wenig am Standort. Demnach verfügen rund 48 Prozent der Unternehmen über eine Transformationsstrategie. Zudem sehen die Betriebsräte ein erhöhtes Risiko für Verlagerungen.‣ weiterlesen

@Grundschrift_NH:Die Implementierung von künstlicher Intelligenz in Unternehmen erreicht oft nicht das erforderliche Maß für eine signifikante Wertschöpfung. ‣ weiterlesen

Ob es sich lohnt, ältere Maschinen mit neuen Sensoren auszustatten, ist oft nicht klar. Im Projekt 'DiReProFit' wollen Forschende dieses Problem mit künstlicher Intelligenz zu lösen.‣ weiterlesen