Exklusiv für Abonnenten

Risiken und Chancen in der Schatten-IT

Inoffizielle Systeme legitimiert

In wohl allen Unternehmen werden neben den offiziellen Systemen auch solche genutzt, von denen die IT-Abteilung nichts weiß. Obwohl meistens verpönt, kann diese Schatten-IT oft nützlich sein. Daher hat ein Team des FIR ein Vorhersagemodell entwickelt, das Schatten-IT zu legitimieren hilft.

(Bild: ©Colado/stock.adobe.com)

Oft sind IT-Systeme nicht am Bedarf des Fachbereichs orientiert. Dies kann die Entstehung sogenannter Schatten-IT begünstigen, da Anwender die bestehende Infrastruktur umgehen, um praktikablere Lösungen zu nutzen. Als Schatten-IT werden Software und Hardware bezeichnet, die eigenmächtig von Fachbereichen -neben der offiziellen IT-Infrastruktur und ohne Kenntnis der zentralen IT-Abteilung -eingesetzt oder entwickelt wird. Solche Lösungen sind oft ein etablierter und teils prozesskritischer Bestandteil in Unternehmen. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können die Chancen einer Schatten-IT, unter Beachtung des steigenden Innovationsdrucks und zum Zweck der Wettbewerbsfähigkeit, für sich nutzen.

Andererseits werden durch Schatten-IT Risiken geschaffen, die nicht unbeachtet bleiben dürfen. Dabei führt weder ein striktes Verhindern noch ein vollständiges Befürworten des Schatten-IT-Einsatzes zu einem bestmöglichen Ergebnis. Vielmehr wird die differenzierte Auseinandersetzung mit den existierenden Schatten-Lösungen empfohlen. Im Rahmen des Forschungsprojekts ‘Legitimise IT’ hat sich ein Team des FIR der RWTH Aachen dem Ziel der Bewertung der Chancen und Risiken gewidmet.

Die Chancen

Die Chancen des Schatten-IT-Einsatzes können vier Wirkungsbereichen zugeordnet werden. Im Kontext der personalen Arbeitsumgebung sind jene Chancen gemeint, die das soziale Miteinander in den Fachabteilungen berühren. So können beispielsweise die Motivation des Teams und die Zusammenarbeit durch den Einsatz von Schatten-IT gefördert sowie eine gesteigerte Produktivität und Flexibilität erreicht werden. Chancen im Bereich individueller Kompetenzen bestehen in den unmittelbaren Auswirkungen auf einzelne Mitarbeiter.

Dazu gehören gesteigerte Kreativität, Innovationsfähigkeit, Motivation oder eine verbesserte IT-Kompetenz. Der Wirkungsbereich der IT-Landschaft bündelt Chancen, die über die Nutzungsgrenzen der Schatten-Lösung hinweg Wirkung zeigen. Beispielsweise kann Schatten-IT interne Defizite aufdecken oder als Indikator für nicht erfüllte Anforderungen der Fachabteilungen dienen. Schatten-IT kann zudem als Projektanstoß für IT-Veränderungen mit geringen Initialkosten verstanden werden. Auch in abteilungsinternen Prozessen ergeben sich die Chancen, da sie dort Auswirkungen auf die Prozesslandschaft haben. Schatten-IT kann dazu beitragen, einfache, innovative und schnell verfügbare Lösungen zu liefern.

Die Risiken

Die Risiken von Schatten-IT zeigen sich in drei Wirkungsbereichen. Im Bereich der individuellen Arbeitseinstellung resultieren Risiken aus dem fehlenden Verantwortungsbewusstsein für die Schatten-Lösung, dem Silodenken und der Ablenkung von Kernaufgaben. Für die IT-Landschaft bestehen Risiken in der wachsenden Heterogenität der IT-Infrastruktur, der fehlenden Datensicherheit oder -validation von Schatten-Lösungen, fehlendem IT-Support und mangelnder Berücksichtigung in der Kostenplanung. Schatten-IT birgt darüber hinaus Risiken für die Unternehmensinfrastruktur, da die Schnittstellenkomplexität dieser erhöht und zum Teil redundante Systeme geschaffen werden. Diese verstoßen oftmals gegen Compliance-Richtlinien.

Das könnte Sie auch interessieren

Vom 22. bis zum 26. April wird Hannover zum Schaufenster für die Industrie. Neben künstlicher Intelligenz sollen insbesondere Produkte und Services für eine nachhaltigere Industrie im Fokus stehen.‣ weiterlesen

Eine Umfrage von Hewlett Packard Enterprise (HPE) unter 400 Führungskräften in Industrie-Unternehmen in Deutschland zeigt, dass zwei Drittel der Befragten den Data Act als Chance wahrnehmen. Der Data Act stieß unter anderem bei Branchenverbänden auf Kritik.‣ weiterlesen

Carbon Management-Technologien stehen im Fokus, um CO2-Emissionen zu reduzieren und zu managen. Die Rolle des Maschinenbaus und mögliche Entwicklungspfade betrachtet eine neue Studie des VDMA Competence Center Future Business.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen nehmen eine zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe wahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von 1&1 Versatel, an der mehr als 1.000 Unternehmensentscheider teilnahmen.‣ weiterlesen

Fraunhofer-Forschende haben für Fahrer und Fahrerinnen von Baumaschinen einen Helm mit integriertem Beschleunigungssensor entwickelt. Die Helm-Sensorik misst die Vibrationen der Baumaschinen. Die Sensorsignale werden analysiert, eine Software zeigt die Belastung für den Menschen an.‣ weiterlesen

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company könnten Unternehmen ihre Produktivität durch digitale Tools, Industrie 4.0-Technologien und Nachhaltigkeitsmaßnahmen steigern. Deren Implementierung von folgt oft jedoch keiner konzertierten Strategie.‣ weiterlesen

Hohe Geschwindigkeit und hohe Erkennungsraten sind die Anforderungen an die Qualitätskontrolle in der Verpackungsbranche. Wie diese Anforderungen erreicht werden können, zeigt das Unternehmen Inndeo mit einem Automatisierungssystem auf Basis von industrieller Bildverarbeitung und Deep Learning.‣ weiterlesen

Jeder zweite Betrieb investiert laut einer Betriebsräte-Befragung der IG Metall zu wenig am Standort. Demnach verfügen rund 48 Prozent der Unternehmen über eine Transformationsstrategie. Zudem sehen die Betriebsräte ein erhöhtes Risiko für Verlagerungen.‣ weiterlesen

Ziel des neuen VDMA-Forums Manufacturing-X ist es, der zunehmenden Bedeutung von Datenräumen als Basis für neue, digitale Geschäftsmodelle Rechnung zu tragen. Wie der Verband mitteilt, soll das Forum auf dem aufbauen, was in der letzten Dekade durch das VDMA-Forum Industrie 4.0 erarbeitet wurde. ‣ weiterlesen

Ob es sich lohnt, ältere Maschinen mit neuen Sensoren auszustatten, ist oft nicht klar. Im Projekt 'DiReProFit' wollen Forschende dieses Problem mit künstlicher Intelligenz zu lösen.‣ weiterlesen

Wie kann eine Maschine lernen, sich in unserer Lebenswelt visuell zu orientieren? Mit dieser Frage setzen sich die Wissenschaftler am Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) aktuell auseinander – und entwickeln Lösungen.‣ weiterlesen