Wie Fertiger ihr geistiges Eigentum schützen

Vertikale Herausforderung

Die Technologie Enforced Data Usage Control, kurz EDUC, soll das ermöglichen. Daran wird weltweit geforscht, fertige Lösungen gibt aber noch nicht. Das hat mit der Automatisierungspyramide zu tun. Auf der ERP-Ebene mit dem Platzhirsch SAP ist die Sache noch relativ einfach: Man löscht einfach die Datei mit den Konstruktionsdaten und die Sache ist erledigt. Doch das reicht leider nicht. Denn diese Konstruktionsdaten werden für die Fertigung über die Betriebsleitebene, Prozessleitebene und Steuerungsebene der Pyramide durchgereicht, wo sie schließlich in der Feldebene Bewegungen von Motoren auslösen oder Sensordaten übermitteln.

Das Löschen in der ERP-Ebene bringt da gar nichts, denn in der Scada und eventuell auch im Speicher einer Maschine sind diese Daten immer noch vorhanden. Mit Software-Knowhow und etwas krimineller Energie könnte ein SPS-Programmierer diese Informationen einsammeln und daraus den Fertigungsprozess nachvollziehen und möglicherweise sogar den Bauplan des Produkts und damit wertvolles Knowhow zusammenpuzzeln. Oder er weist die Maschine einfach an, mit den noch gespeicherten Daten ein paar tausend Schuhe mehr zu produzieren.

Dongle für Maschinen

Die Wirksamkeit der Datenkontrolle steht und fällt also damit, ob es technisch gelingt, den Schutz von sensiblen Informationen auf allen Ebenen der Automatisierungspyramide durchzusetzen, so dass auch in der Feldebene keine Spuren des Auftrags zurückbleiben. Dafür gibt es mehrere Ansätze, die derzeit vom Fraunhofer CCIT untersucht werden. Eine Möglichkeit wäre ein Zusatzgerät, etwa ähnlich einem Dongle, das mit der Maschine verbunden sicherstellt, dass nur diese Maschine den Auftrag bearbeiten darf und dass die Informationen nur für den gewünschten Zweck und die vereinbarte Stückzahl gebraucht werden können.

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Halbleiterhersteller wie Intel und AMD bieten Mikrochips an, die ein gekapseltes Trusted Execution Environment (TEE) ermöglichen. Die sensiblen Konstruktionsdaten können nur in dieser abgesicherten Umgebung verarbeitet werden. Hier wird die Maschine so gesteuert, dass nach dem Ende des Auftrags alle Daten und Steuersignale gelöscht werden. Das funktioniere allerdings nur bei entsprechend bestückten neuen Maschinen, schränkt Fritz ein: “Wir finden in Betrieben häufig Maschinen, die Jahrzehnte alt sind. Dort brauchen wir andere Lösungen.”

Datenhüter als dritte Instanz

Eine weitere Option könnten Plattformen sein, die die Sicherung des geistigen Eigentums garantieren. So ein Datentreuhänder würde die Konstruktionsdaten in Steuersignale umwandeln und verschlüsselt an die Maschine senden. Der Auftragsfertiger bekommt also das geistige Eigentum seines Kunden gar nicht zu Gesicht, die Maschine führt nur die Aktionen aus, die ihr die Steuerung vorgibt. Diese Vorgehensweise favorisiert die Arbeitsgruppe 3 ‘Sicherheit vernetzter Systeme’ der Plattform Industrie 4.0 für die Anwendung Collaborative Condition Monitoring. Dabei würde die vorausschauende Wartung einer Maschinenkomponente, die von Hersteller A stammt, vom Rest der Maschine von Hersteller B oder vom Systemintegrator gekapselt. Der Informationsbroker sorgt dafür, dass nur Hersteller A diese Informationen zu Gesicht bekommt. Eine zusätzliche Instanz würde allerdings den Aufwand erhöhen und außerdem möchte der Betreiber der Plattform ja etwas an diesem Service verdienen. Weshalb die Arbeitsgruppe offen ist für eine technische EDUC-Lösung, wo die Sicherheit in den Daten eingebaut ist.

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