Kaffee aus der Cloud

Wie das aussehen könnte, zeigt Kuka an einem einfachen Beispiel: dem Kaffeekochen. Von der Bestellung über das Zubereiten einer vom Nutzer individuell zusammengestellten Kaffeespezialität bis hin zu Servicetätigkeiten und der Ausgabe eines frisch eingeschenkten Bechers – alles geschieht hier automatisch und autonom koordiniert.

Mit der Kaffee-Applikation zeigt Kuka wie die vernetzte Fertigung künftig aussehen könnte. (Bild: KUKA Systems GmbH)

Mit der Kaffee-Applikation zeigt Kuka wie die vernetzte Fertigung künftig aussehen könnte. (Bild: KUKA Systems GmbH)

Die Demonstrationsanlage besteht aus zwei Robotern des Typs KR Agilus sowie der Steuerung KRC Robotstar. Eine zentrale Steuerung des Systems ist nicht nötig. Die Kaffeebecher, die im Laufe des Prozesses befüllt werden, bewegen sich selbstständig durch die Anlage. Das funktioniert durch einen stetigen Datenaustausch zwischen den Anlagenkomponenten und dem Abgleichen ihrer Informationen via Cloud. Das heißt: Die benötigten Informationen werden nicht auf einem stationären Server vor Ort gespeichert und ausgetauscht, sondern in einer virtuellen Umgebung. Das spart dem Unternehmen in der realen Produktion Kosten und IT-Ressourcen. Und es ermöglicht, von überall auf der Welt auf die Daten zuzugreifen, um den Produktionsstand zu überwachen, die Verfügbarkeit von Kapazitäten abzurufen oder das Servicemanagement zu gestalten. Die für den Prozess des Kaffeekochens benötigten Informationen aus der Barista-4.0.-Anlage sind in einer Cloud gespeichert: der Füllstand des jeweiligen Bechers, Prozessgrößen wie die Kaffee- und Milchtemperatur, der Zustand der Maschine oder Verbrauchsdaten. Sie werden ständig aktualisiert und lassen sich jederzeit von überall abrufen. So wissen die Roboter genau, was als nächstes zu tun ist – und der Kunde, wann sein Kaffee fertig ist. Dieses Konzept lässt sich auf jeden beliebigen Herstellungsprozess übertragen. Mahlen und Brühen ist durch jede andere Station des industriellen Fertigungsprozesses ersetzbar, wie schweißen, kleben, gießen oder laserschneiden. Durch die Cloud-Lösung können Anwender zudem alle Abläufe mobil überwachen, um Materialflüsse zu prognostizieren und zu verbessern. Wartungstermine lassen sich frühzeitig planen. Eine E-Mail-Funktion erinnert daran.

IT und Mechatronik verschmelzen

Das Kaffeebeispiel zeigt, wie Hardware, Software und IT in der Industrie künftig immer enger zusammenwachsen und verschmelzen. Die Verfügbarkeit immer größerer Rechnerkapazitäten schafft neue Möglichkeiten und treibt die Digitalisierung voran. Cloud Computing und Big Data ermöglichen es, riesige Datensätze zu speichern, zu teilen und daraus logische Schlüsse zu ziehen. Übertragen auf die industrielle Fertigung heißt das: Roboter als flexibles Produktionselement werden künftig nicht nur einzelne Produktionsschritte übernehmen. Sie werden in der Lage sein, vielfältige Daten zu sammeln und mit Komponenten smarter Produktionsanlagen und IT-Systemen auszutauschen. Das gibt den Systemen die Fähigkeit, blitzschnell zu lernen. Das macht Produktionsabläufe effizienter und die Systeme sind in der Lage, schnell auf individuelle Kundenwünsche oder besondere Anforderungen zu reagieren. Durch Vernetzung in der Cloud lassen sich alle Komponenten solcher Anlagen zentral beobachten. Möglich machen dies einfach implementierbare, appbasierte Softwareerweiterungen oder cloudbasierte Funktionen. Diese reichen von Predictive Maintenance, der vorausschauenden Wartung, über Asset Management bis hin zu Condition Monitoring und effektiverer Produktionsplanung mit selbstverbessernden Maschinen. Bei einer Störung lässt sich z.B. die Fehlermeldung sofort mit allen Details in die Cloud schicken und automatisch ein Reparaturauftrag bei den zuständigen Servicetechnikern auslösen. Durch die umfangreichen Daten erhalten die Techniker sofort eine exakte Beschreibung des Fehlers. Alle Störungen und Ausfälle lassen sich in der Cloud in einer Wissensdatenbank ablegen. Techniker können so ohne aufwendige Recherchen zeitnah reagieren. Wird ein Ersatzteil benötigt, bestellen Anwender es mit einem Klick. Die Seriennummer jeder Komponente ist in der Cloud gespeichert und mit einem direkten Link zum zuständigen Onlineshop versehen. Das minimiert Ausfall- und Servicezeiten und spart Kosten. Softwareupdates sind ebenfalls einfach und schnell durchführbar. Eine Anzeige verweist auf den Update-Stand eines jeden Roboters und einer jeden Anlagenkomponente. Ein Klick reicht, um alles auf den aktuellen Stand zu bringen, denn die Software steht sofort zumDownload und zur Installation zur Verfügung.

Softwareentwickler eröffnen neue Perspektive

Was mit solchen cloudbasierten Softwarekomponenten beginnt, mündet am Ende möglicherweise in komplette Plattformen, die die Produktionsprozesse flexibel steuern, autonom verbessern und an äußere Einflüsse anpassen – und das über die gesamte digitale Wertschöpfungskette hinweg. In Austin, Texas, arbeitet ein Team von Softwareentwicklern im Auftrag von Kuka an Lösungen, die die Perspektive des IT-Sektors auf die Kernkompetenzen des Unternehmens im Bereich Mechatronik übertragen. Damit verfolgt der Automatisierungshersteller beim Thema Industrie 4.0 einen ganzheitlichen Ansatz. Neben der zentralen IT-Plattform mit verschiedenen Softwarelösungen arbeitet er zusammen mit Partnern an der nötigen Middleware sowie an intelligenten Produkten und Maschinen.

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