Cybersicherheit oft Lückenhaft

Fertigungsunternehmen rechnen mit
vermehrten Cyberangriffen

Rund die Hälfte der Industrieunternehmen geht laut einer Capgemini-Befragung davon aus, dass die Zahl der Cyberangriffe auf Smart Factories in den nächsten 12 Monaten steigen wird. Dennoch geben 47 Prozent an, dass die Cybersicherheit der eigenen intelligenten Fabriken nicht im Fokus der höchsten Managementebene stehe.

(Bild: ©red150770/stock.adobe.com)

Rund 53 Prozent der Unternehmen – sowohl weltweit als auch in Deutschland – denken, dass Smart Factories in Zukunft Hauptziele von Cyberangriffen sein werden. Bei befragten Unternehmen aus der Schwerindustrie gehen sogar 60 Prozent davon aus, im Pharma- und Life-Sciences-Sektor 56 Prozent. Ein ausgeprägtes Gefahrenbewusstsein führe jedoch nicht automatisch dazu, dass Unternehmen entsprechend vorbereitet seien, so die Studienautoren. Unzureichende Aufmerksamkeit des obersten Managements, knappe Budgets und menschliche Faktoren werden von den Befragten als die größten Hürden für Cybersicherheit genannt.

Kein Grundstein für Cybersicherheit

Aus der Capgemini-Befragung geht zudem hervor, dass Cybersicherheit für viele Unternehmen kein Grundstein ihrer Strategie ist. So berichten 51 Prozent davon, Cybersicherheitspraktiken standardmäßig in ihre Smart Factories zu integrieren. Anders als bei IT-Plattformen sind möglicherweise nicht alle Unternehmen in der Lage, die Maschinen in einer Smart Factory im laufenden Betrieb zu überprüfen. Die Sichtbarkeit von Betriebstechnologie (OT) und IIoT-Geräten auf Systemebene ist notwendig, um zu erkennen, sobald sie kompromittiert wurden. 77 Prozent der Unternehmen sind laut Capgemini besorgt darüber, dass zur Reparatur oder Aktualisierung von OT-/IIoT-Systemen regulär nicht-standardkonforme Prozesse angewandt werden.

Diese Problematik sei zum Teil auf die geringe Verfügbarkeit der richtigen Tools und Prozesse zurückzuführen, so die Studienautoren. Allerdings denkt die Hälfte der Unternehmen in Deutschland und weltweit, dass Cyberrisiken für Smart Factories in erster Linie von den Netzwerken ihrer Partner und Zulieferer ausgehen. 28 Prozent haben zudem beobachtet, dass die Zahl der Mitarbeiter oder Zulieferer, die infizierte Geräte wie Laptops und Mobilgeräte zur Installation oder zum Patchen von Smart-Factory-Anlagen mitbringen, seit 2019 um 20 Prozent gestiegen ist.

Fehlendes Knowhow

Wenige der befragten Unternehmen gaben an, dass ihre Cybersicherheitsteams über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, um bei Vorfällen dringende Sicherheits-Patches ohne externe Unterstützung durchzuführen. Eine häufige Ursache für diese verbreitete Schwachstelle bestehe darin, so die Studienautoren, dass Cybersecurity-Manager fehlen würden. In Verbindung mit dem Fachkräftemangel wird dies zu einer Herausforderung: 57 Prozent der Unternehmen halten den Mangel an Fachkräften für die Cybersicherheit von Smart Factories für weitaus akuter als für den Bereich der IT-Sicherheit. Viele Unternehmen berichten, dass ihre Cybersicherheitsanalysten überlastet sind von der Vielzahl an OT- und IIoT-Geräten, die sie überwachen müssen, um Angriffe zu erkennen und zu verhindern.

Darüber hinaus sehen sich 43 Prozent der Cybersicherheitsmanager in Deutschland und weltweit nicht in der Lage, auf Angriffe in ihren Smart Factories und Produktionsstandorten zu reagieren. Zu wenig Zusammenarbeit zwischen den Leitern von Smart Factories und dem Chief Security Officer ist für über die Hälfte der Befragten – 53 Prozent weltweit, 58 Prozent in Deutschland – ebenfalls ein bedenklicher Umstand. Diese Kommunikationslücke beeinträchtigt die Fähigkeit von Unternehmen, Cyberangriffe frühzeitig zu erkennen, was zu einem größeren Ausmaß der Schäden führen kann. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der deutschen Unternehmen gab an, dass Verluste in der Vergangenheit hauptsächlich durch Verzögerungen bis zur Entdeckung von Cyberangriffen entstehen konnten.

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